Neulentnertafel

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Stangenbild
Zustand:
Sehr gut / Renoviert
Erfassungsqualität:
Ort (Bezirk):
4924 Waldzell (Ried im Innkreis)
Adressbeschreibung:
Am Weg vom Eckbauern zum Stachus
Breiten-, Längengrad:
48.095910707854, 13.42531308651 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
215 cm

b) Gesamtbreite:
55 cm

c) Gesamttiefe:
18 cm
AKfKDF_Bemassung_Allgemein_Vereinheitlicht
Inschrift
Inschriftentyp

Titel
Neulentner


Symbol

Kreuz: Kleeblattkreuz
Im weiß gestrichenen Giebelfeld ist das goldenen Kleeblattkreuz aufgemalt.

Profanes Bild
Material für Bilder

Metall
Die Mutter und ein Knabe liegen tot unter einem frisch gefällten, kleinen Baum. Dahinter liegt der zweite Knabe. Säge und Beil liegen noch beim Stock.

Künstler

Hermandinger, Johann (*1947)

Holz
Holz-Art

Fichte

Holz-Technik

gezimmert/getischlert
Das offenen Holzkästchen ist mit einem Satteldach abgedeckt.

Errichtung
2017

Votationsgrund
Mord/Todschlag

Mord als Unfall getarnt. 100jähriger Todestag am 6.6.2017 motivierte zur Erneuerung der verfallenen Tafel.

Georg Neulentner, ein angesehener Mühlzurichter (Mühlenbauer) von Dundeck verkaufte 1914 sein Haus, um mit dem Erlös und dem Ersparten ein größeres Sacherl mit Werkstatt zu erwerben. Doch da kam ihm der 1. Weltkrieg dazwischen und er war von Beginn weg an der Front. Verwundet kam er im Juni 1917 auf Fronturlaub, doch der Hauskauf war durch die Geldentwertung unmöglich geworden. Seine Familie kam inzwischen notdürftig bei Verwandten unter, doch da gab es Spannungen wegen des Platzmangels. Neulentner schickte seine Frau und die jüngsten zwei Buben in den Wald, um Brennholz zu machen. Er selbst wolle nach Frankenburg gehen, um Kleidung für die Kinder zu besorgen. Am Abend kam er nach einem anschließenden Gasthausbesuch heim, doch seine Familie war nicht da. Er meinte am nächsten Morgen zum Nachbarn: "Muaß i's doh gehen suacha!" Er ging in den Wald und meldete anschließend der Gendarmerie, dass ein Baum seine Frau und zwei Knaben erschlagen hätte, obwohl er ihnen verboten hatte, größere Bäume zu fällen. Beim Lokalaugenschein verwickelte sich Neulentner in Widersprüche und er wurde verhaftet. Er hat die Tat nie gestanden und wurde 1918 freigesprochen, wohl nicht zuletzt deshalb, weil er unheilbar an Typhus erkrankt war und somit eine große Gefahr für das gesamte Gefängnis darstellte. Seine in Fornach lebende Schwester pflegte ihn bis zu seinem Tod im Dezember 1918. Er hat in Frankenburg eine Schmiedwitwe kennengelernt und da wollte er offensichtlich für eine neue Beziehung frei sein. Seine Frau Juliane und die zwei jüngsten Kinder waren dabei hinderlich. Da die ermordete Juliane Neulentner die Nichte der Urgroßmutter von Johann Hermandinger war, wurden im Haus Zeitungsseiten, Totenbilder und eine Feldpostkarte des Täters aufbewahrt. Dadurch konnte er den "Fall" recht gut recherchieren. Die ältere Tochter der Neulentner war zum Zeitpunkt des Mordes bereits außer Haus. Er kannte sie noch, es war die Witwe des Franz Schachl, siehe "Schatzltafel". Sohn (Johann) war auch schon bei einem Bauern, daher überlebte er, war jedoch sein Leben lang psychisch krank. Sohn Georg war zum Zeitpunkt des Mordes nicht zu Hause, er überlebte daher und verwirklichte, was sein Vater vorhatte. Er heiratete eine Schmiedtochter und wurde Schmiedemeister. Die ursprüngliche Tafel stand auf einem Waldgrund, der verkauft wurde und dessen Besitzer dieses Marterl nicht auf seinem Boden haben wollte. Daher wurde die neue Tafel auf einen Nachbargrund versetzt, der einen persönlichen Bezug zum Geschehen hat.

alternative Quelle
Rieder Volkszeitung vom 10.6.1917, Recherche Johann Hermandinger
Datenbankerfassung
2020-12
Hermandinger Johann
Letzte Überarbeitung
2024-10
KD Administrator
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