Wasserkraft

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Profane Freiplastik
Zustand:
Gut
Erfassungsqualität:
Ort (Bezirk):
4924 Waldzell (Ried im Innkreis)
Adressbeschreibung:
am Waldzellerbach bei der ehemaligen Höglinger- Mühle zu Hartlberg
Adresse (Ortschaft):
(Hartlberg)
Breiten-, Längengrad:
48.117720067704, 13.414881975651 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
325 cm

b) Gesamtbreite:
310 cm

c) Gesamttiefe:
145 cm
AKfKDF_Bemassung_Allgemein_Vereinheitlicht
Künstler

Hermandinger, Johann (*1947)

Stein
Stein-Art

Beton
Sockel 120 x 55 x 110

Stein-Technik

in Schalung gegossen
gefliest


Metall
Metall-Art

Eisen/Stahl

Metall-Technik

gegossen
Guss- Kammrad mit 144 Eschenzähnen DM 236 cm Guss- Triebling mit 26 Zähnen DM 44 cm Guss- Treibrad mit 105 schrägen Eschenzähnen Stahl- Wasserradwelle (Teil) DM 12 cm Stahl- Transmissionswelle DM 10 cm Porsche Durchströmturbine Bj. 1954 Stahl - Konstruktionsbau

Errichtung
2010

Errichtungsgrund
Anlass mit aktuellem Bezug

Die Mühle zu Hartlberg, die seit 1974 stillgestanden war, wurde 2006 abgerissen, um Platz für ein Wohnhaus zu schaffen. Da es eine der letzten Wasserkraftanlagen dieser Gegend war, hat der Besitzer eine Erinnerungsstätte dafür errichtet.

Auf einem verfliesten Betonsockel ist ein Teil der Antriebstechnik der Mühle aufgebaut. Sie besteht aus dem großen Kammrad, das früher mit einer 4,5 m langen Stahlwelle mit einem oberschlächtigen Wasserrad (DM 370 cm, B 150 cm) das 32 hölzerne Schaufeln aufwies, starr verbunden war. Da das Wasserrad nur ca. 24 Umdrehungen pro Minute machte, musste es mittels Transmission 14-fach übersetzt werden, um die nötige Wellengeschwindigkeit für die Mühlenmaschinen zu erreichen. Diese Räder sind auf einer Stahlkonsole zur Ansicht aufgebaut. Darunter steht die ausgediente Porsche- Durchströmturbine vom hauseigenen Kleinkraftwerk, das seit 1982 den Strombedarf deckt. Diese Turbine hat der berühmte Ing. Ferdinand Porsche nach dem Krieg in Gmünd (Kärnten) entwickelt und bis 1954 gebaut. Sie wurde 2002 durch eine moderne Turbine ersetzt. ( PDF- Info: Bild rechts) In Waldzell waren vor gut hundert Jahren über zwanzig Mühlen, Sägen und sonstige Wasserkraftanlagen. Heute sind es nur mehr vier. Das Denkmal und eine Infotafel (Bild rechts) erinnern an die Geschichte der Wasserkraft, und im Heimatbuch Waldzell beschrieb Johann Hermandinger 1999 die Nutzung der Wasserkraft einst und jetzt.

Folgende Anlagen gab oder gibt es in Waldzell:
1. Der Schmied in der Wies nutzte die Wasserkraft für den Blasbalg. Ein Wasserrad am Auruckenbach (heute Waldzellerbach) drehte ab 1936 das Gebläse. Später betrieb der Schmiedwirt damit einen Gleichstromdynamo bis 1949.
2. Die Neuländnerschmiede in Ranet (Dundeck 9) nutzte ab 1936 das Wasser eines unbenannten Grabens zum Betrieb des Gebläses für die Schmiedeesse und zur Stromerzeugung mittels Gleichstromdynamo. Ab 1955 löste ein Elektromotor die Wasserkraft ab. Der Graben , der von Reiseck herunter geronnen ist, ist nun verrohrt und nicht mehr sichtbar.
3. In der Ortschaft Bach stand die Waldbachsäge, auch Sagbartl genannt. Das Wasserrecht ging 1880 vom unmündigen Heinrich Huber in Bach 2 auf Familie Schoßleitner in Bach 15 (Schmiedpeternaz) über. Die Säge wurde nach ihrem Verfall 1932 von Familie Zeilinger wieder erbaut und nach 2 Jahren abermals stillgelegt. Familie Zeilinger errichtete anschließend in Gobrechtsham ein Sägewerk. Auch das steht bereits still.
4. Der Name Höglingermühle kommt vom Högl (Hartlberg). Bekannter war sie unter dem Namen Mühle zu Hartlberg. Ihr handgegrabener Werksbach leitet das Wasser des Aruckenbaches von der Vöglwehr zur Bauernwehr am Waldbach. Von dort führt der Mühlbach zum Floß der Sägemühle. Durch diese Gefällegewinnung konnte die Anlage schon im 19. Jahrhundert mit oberschlächtigen Wasserrädern arbeiten. Alten Erzählungen zufolge versteckte um 1760 die Müllerstochter einen gesuchten Räuber unter der Mahlbühne vor der Polizei. Als das Versteck verraten wurde, flüchteten Räuber und Müllerstochter, während die Hausleute der Christmette beiwohnten. Die beiden zerschlugen noch die Fenster des Hauses, als sie auf Nimmerwiedersehen verschwanden. In der Notzeit nach den Franzosenkriegen wechselte die Mühle in wenigen Jahren fünfmal den Besitzer bis die aus Bayern stammende Familie Petermüller einzog und die Mühle bis in unsere Zeit besaß. In den 70er-Jahren teilte die Mühle das Schicksal mit vielen anderen Mühlen, sie hörte aus Mangel an Arbeit auf zu mahlen. Die Säge ruht seit 1980. Ein Kleinkraftwerk unter Einbeziehung des Gefälles von der ehemaligen Florlbauernsäge versorgt seit 1981 Haus und Hof mit Strom. Der Energieüberschuss fließt ins OKA-Netz.
5. Zum Florlbauerngut in Peretzberg (Bernhartsberg) gehörte die Florlbauernsäge in Hartlberg 1. Besitzer Auböck hat sie nach einem Brand 1949 im gleichen Jahr nach altem Muster neu errichtet. Es war die letzte Säge in der Region, die um diese Zeit noch mit einem neuen “Venetianergatter” ausgerüstet wurde. Sie musste 1980 den Platz für die erste Werkstatt der Tischlerei Emprechtinger räumen.
6. Die Höllischsäge war schon 1860 verfallen. Aus der Erzählung wird erwähnt, dass zuletzt der Betreiber Höllisch, nachdem er 1844 vom Italienfeldzug nach Hause kam, im verfallenden Gebäude hauste. Er wurde von Nachbarn mit Essen und anderen Notwendigkeiten versorgt.
7. Der Tischler Alois Reif in Schwendt 2 baute am Eidsbach 1950 ein Kleinkraftwerk mit selbstgebauter hölzerner Vertikalturbine. Zwei Jahre später verwendete er ein oberschlächtiges Wasserrad mit 220 cm Durchmesser und übersetzte mit einem Autogetriebe die Kraft zum Dynamo. Er versorgte damit seine kleine Tischlerwerkstatt mit Gleichstrom bis 1955.
8. Der Mühlbach vom Eidsbach gehörte ursprünglich zur Estelbauernsäge, heute Sagloisensäge in Höschmühl 5. Nach einem Baugesuch von 1835 wies sich der Estelbauer Andreas Hohensinn mit einem Übergabsvertrag seines Großvaters als rechtmäßiger Besitzer aus und beteuerte, dass sich die “Sag seit unfürdenklichen Zeiten auf diesem Platz” befindet. Die verwitwete Estlbäurin übergab die Säge 1880 ihrem Neffen Alois Schachl, daher der Name “Sag-Lois”. Der Name Hermandinger kam dadurch zustande, weil der Pfarrer den Schreibnamen von Schachls ledigem Sohn mit Juliane Hörmandinger bei der Taufe fehlerhaft in die Matriken schrieb. “Wos gschribm is, guit!” Seit 1981 ist das Wasserrecht gelöscht, das Säge und Hobelwerk Hermandinger wird elektrisch betrieben.
9. Die Höschmühle bestand schon im 15. Jahrhundert, aber noch vor 200 Jahren stand sie etwa 150 Meter bachaufwärts. Zur Zeit um 1880 sorgten vier oberschlächtige Wasserräder für den Betrieb der 3 Mahlgänge und für die Brettersäge. Heute nutzen zwei Turbinen die Wasserkraft des Waldzeller- und des Eidsbaches. Ein händisch gegrabener Mühlbach führt von der Estlbauernwehr am sogenannten “Katzenschloß” das Wasser ca. 540 Meter weit zum “Floß” der Höschmühle.
10. Die Aichingersäge, (laut Grundbuch Auböckhäusl und Sag genannt) gehörte zum gleichnamigen Bauern in Gitthof. Franz Schachl heiratete die Bauerstochter und betrieb mit Bruder Franz die Säge. Als Franz 1941 starb, führte “Hans” den Betrieb alleine weiter. Er war ein bekannter Tüftler, alte Leute können sich noch an seinen Lastwagen mit Holzgasmotor und an seine Dampfmaschine erinnern. Seit 1982 steht die Säge still, der Bach ist umgelegt.
11. Zum “Unteren Aichingergütl” in Knechtsgern 7 gehörte die Sagfranzensäge. Das war bis 1890 eine einfache Brettersäge mit Ölstampf am Eidsbach. Ein Haspelrad von 120 cm Breite und 75 cm Höhe und ein unterschlächtiges Wasserrad lieferten die spärliche Energie.
12. Bis etwa 1875 stampfte man in der Friedlmühle in Knechtsgern 6 Leinöl. Wie die Mühle eingerichtet war, lässt sich nicht mehr eruieren, da sie im Wasserbuch von 1884 nicht mehr aufscheint.
13. Knapp 100 Meter oberhalb der Zeilingermühle stand bis 1894 die Wiesingersäge, ein Trennstück vom Knechtsgerngütl in Breitwies 2. Als Andreas Huber 1894 ihren Betrieb einstellte, erhielt die Zeilingermühle das Wasserrecht und damit mit 590 cm das größte Einzelgefälle aller Waldzeller Anlagen.
14. Die Geschichte der Zeilingermühle in Breitwies 3 weist zumindest ins 16. Jahrhundert zurück. Allerdings stand sie nicht auf dem heutigen Platz, sondern etwa 50 Meter weiter bachaufwärts am linken Ufer des Waldzellerbaches. Der Name Zeilingermühle kommt von Franz u. Josefa Zeilinger, die vor 150 Jahren am Besitz waren. Die Säge war schon 1932 mit Vollgatter und Gleichstromdynamo ausgerüstet. Statt der Wasserräder kamen 1955 bzw. 1957 zwei Turbinen zum Einsatz, die heute noch Säge und Generator antreiben. Interessant und schön ist der Baustil des Mühlhauses. Es deutet darauf hin, dass es ein italienischer Baumeister plante.
15. Die Tischlerei Sattlegger war bis etwa 1895 eine Sägemühle. Erlingermühle und Sagstübl samt Ölschlaggerechtigkeit in Brackenberg 10 steht im Grundbuch von 1858. Eine Wehr am Waldzellerbach leitete das Wasser zur Anlage mit den zwei unterschlächtigen Haspelrädern. Der Mühlbach wurde nach 1897 händisch zugeschüttet. Wenn man genau hinsieht, kann man an der Mulde östlich der Tischlerei den ehemaligen Mühlbach erkennen.
16. Die Steitzingermühle hatte 2 unterschlächtige Wasserräder (Durchmesser 315 cm, 400 cm) zum Antrieb für Mühle und Sägebetrieb. Um 1950 wurde der Mühlbetrieb eingestellt, die Säge mit Einspänergatter lief noch bis 1962. 17. Auf dem Platz, auf dem heute das Gemeindehaus steht, war früher die Lanzsäge. Im Urbarbuch von 1446 wird sie als Salmannsäge bezeichnet. Im Wasserbuch von 1884 findet man keine Hinweise über die Säge, da sie bereits vorher den Sägebetrieb einstellte.
18. Die Schatzlsäge gehörte zum gleichnamigen Gasthaus (heute Peter) in Waldzell. Es wurde 1884 im Wasserbuch unter Postzahl 25 verzeichnet und beschrieben. Danach wurde es damals von einem unterschlächtigen Kropfrad mit einem Durchmesser von 442 cm angetrieben. 1913 war das Sägewerk bereits stillgelegt und das Wasserrecht an Karl Janisch verkauft. Dieser errichtete das E-Werk (20.)
19. Die Hammerschmiede in Waldzell 4 hatte 3 mittelschlächtige Kropfräder zum Antrieb von Blasbalg, Hammer und Schleife. 1880 richtete der Besitzer Andreas Huber im ersten Stock des Schmiedegebäudes eine Brettersäge ein. Sechs Jahre später wurde das Werk stillgelegt.
20. Elektrizitätswerk Waldzell links von der Schatzlsäge. Auch hier besorgte vorerst ein unterschlächtiges Wasserrad den Antrieb für den 10 KW - Gleichstromdynamo. Der Strombedarf der Waldzeller stieg rasant, und so baute Janisch die Anlage 1928 um. Anstelle des Wasserrades kam eine Francis - Schachtturbine. Statt der alten Streichwehr (Schatzlwehr) wurde eine Schleusenwehr errichtet, die ein Gefälle von 280 cm brachte. 1938 verkaufte Karl Janischs Witwe das Haus und das Kraftwerk samt Leitungen an Georg Birglechner. Nach dem Krieg baute Birglechner einen zweiten Generator (40 kW) und einen Dieselmotor ein um die Stromspitzen zu decken. Schon 1946 musste Birglechner Strom von der OKA zukaufen. Im Zuge der Bachregulierung in Waldzell wurde der E-Werksbetrieb 1982 eingestellt.
21. Die Hacksperrermühle wurde schon 1446 im Urbarbuch erwähnt. Einst Mühle, Ölstampf und Säge- heute Säge- und Hobelwerk mit Stromerzeugung. Um die Jahrhundertwende liefen 3 oberschlächtige Mühlräder, ein Sägerad und ein Wasserrad für die Futterschneidmaschine. Heute treibt eine Turbine die Säge an und eine weitere liefert Eigenstrom.

Literaturquelle
2000
Heimatbuch Waldzell,
Reinhold Burgstaller, Veronika Holzmann, Anna Burghart, Roswitha Aigner, Johann Hermandinger, Alois Litzlbauer u.a., Seite 194
Datenbankerfassung
2020-12
Hermandinger Johann
Letzte Überarbeitung
2024-10
KD Administrator
© Arbeitskreis für Klein- und Flurdenkmalforschung in Oberösterreich