Lebenszeitskulptur aus verschiedenen Metallen, Leinen, Bitumen und Schweißmalereien von Hanns Mistelbauer
Originaltext des Künstlers:
„Hanns Mistelbauer, Jahrgang 1953, ehemaliger selbständiger KFZ-Meister, aktiver Würfelspieler („Hausmann-Peterl“), seit Anfang 2000 künstlerisch-sozial schaffend ist mit der Geschichte und Umgebung von Frankenburg sehr verwurzelt.
Eine Vision zur Thematik „Frankenburger Würfelspiel“ ist in diesem zeitgenössischen Metallobjekt verwirklicht.
Zentrum des Objekts ist – nach alter Gerichtsbarkeit – der heilige Lindenbaum mit drei aus dem Würfelbecher herausfallenden Metall-„Lebenswürfeln“.
Unter der Linde findet sich das Fundament – die Himmelsrichtungen – das göttliche Kreuz - als Symbole von Leidenswegen.
Das Kreuz ist mit drei gekrümmten Eisenteilen – der Erdkrümmung – verschweißt.
Die „Drei-Zahl“ ist ein wiederkehrendes, zentrales Motiv der Skulptur. Die Dreieinigkeit in der unendlichen Vernetzung der Schöpfung ist in den übereinander ausragenden Metallwurzeln mit Schweißmalereien dargestellt.
Die drei schweißrauhen Außenseiten des gebogenen Metall-Lindenstammes zeigen die schützende, vernarbte (Rinden)-Haut; die Innenseiten sind metallglatt – verletztlich.
„Leg deinen Mantel auf die Erd’ – so fallen die Würfel in den mit handbemalten Leinen umwickelten Metallring. Symbole: Spieltuch, Fahnen, Obrigkeit. Die Würfel hängen mit Seilen an den bedrohlichen Ohnmachtswaffen der unterdrückten Bauern – an Sense, Spieß und Morgenstern. Der zerschlissene Eisenblechwürfelbecher ist mit Bitumen, einem Erdölabfallprodukt von Mutter Erde, bestrichen.
Die drei Würfel stehen jeweils für drei Zeitebenen: Tief unten am Hanfseil der verrostete, raue Vergangenheitswürfel „GÖSTAN“. Mit seinen hohlen Augen deutet er auf Blindheit, Vergänglichkeit, Erdigkeit und Verwurzelung mit unseren Vorfahren hin.
Am blauen Plastikseil der rostgraubunte Gegenwartswürfel „HEUNT“ mit Würfelaugen aus verschiedenen Metallen:
Eins „Blei-Auge“: Schwere Not, Sorgen ..
Zwei „Messing-Augen“: Edles, Beständigkeit, Sinnlichkeit, Spiritualität…
Drei „Hohle-Augen“: Vergänglichkeit, Leere, Mystik, Wurzeln unserer Ähnln..
Vier „Niro-Augen“: Klarheit, Anonymität, Sterilität, Ewigkeit …
Fünf „Alu-Augen“: Leichtigkeit, Verletzlichkeit ….
Sechs „Kupfer-Augen“: Weichheit, Zähigkeit, Ausdauer, Flexibilität …
Am Stahlseil hängt schließlich die Zukunft „MORIGN“ ohne Würfelaugen als ein Hinweis auf die Ungewissheit des Künftigen, des Ewigen und als Aufforderung das „alte Spiel“ vom Würfeln ums Leben nie mehr zu spielen. Ohne Augenzahlen verliert ja das tödliche Würfelspiel seinen Sinn.
Keine Kriege mehr auf dem Spielfeld der Machtpolitik im Namen von Nationen, Religionen und Rassen!“
Hans Mistelbauer, Pfaffing-Frankenburg am 20. Juli 2001“
So weit die Vorstellungen des Künstlers Hanns Mistelbauer zu seinem Werk.
Leider ist er im Jahr 2008 nach einer schweren Krankheit viel zu früh von uns gegangen.