Corona- und Pestsäule

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Bildsäule
Zustand:
Sehr gut / Renoviert
Erfassungsqualität:
Ort (Bezirk):
4540 Bad Hall (Steyr-Land)
Adresse (Ortschaft):
Parkstraße 12 (Bad Hall)
Breiten-, Längengrad:
48.0284767, 14.212684557159 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
270 cm
AKfKDF_Bemassung_Bildstock_Vereinheitlicht
Inschrift
Inschriftentyp

Einfache Inschrift
Pestsäule errichtet nach dem letzten großen Seuchenzug 1716. Restaurierung und Erneuerung der Bilder durch die Stadtgemeinde Bad Hall 2019. Künstlerin Petra Fox

Kommentar zu dieser/diesen Inschriften
Die schwarze Inschrift befindet sich in einer Bildnische des Aufsatzes.


Inschrift
Inschriftentyp

Jahreszahl
1716

Initialen
SGH

Kommentar zu dieser/diesen Inschriften
Eingraviert im Sockel, gemeinsam mit den nicht eruierten Initialen, das mögliche Errichtungsjahr der Säule.

Sakrales Bild
Material für Bilder

Metall
Die Bilder wurden in Drucktechnik angebracht.

Sakrale Ikonographie

Heiligendarstellung - Hl. Rochus
Der Heilige mit der Mönchskutte und Pilgerstab zeigt seine Wunde am Oberschenkel, ein Hund leckt daran.

Heiligendarstellung - Hl. Sebastian
Der fast nackte Heilige ist am Pfahl angebunden und Pfeile durchbohren seinen Körper. Der Hintergrund zeigt eine Stadt mit schemenhaft angedeuteten Menschen, die auf dem Platz stehen, wo Sebastian zur Tode gemartert wurde.

Mariendarstellung - Maria mit Kind
Heilige Maria mit dem Jesukind, das eng an die Mutter geschmiegt ist. Umgeben wird die Szene vom goldenen göttlichen Licht und dem blauen "Mantel der Hoffnung" von Maria.


Kreuz
Kreuzform

Patriarchen Kreuz (mit getatzten Enden)

Kreuzdarstellung

Kreuz ohne Figur
Das Kreuz krönt die Säule.

Stein
Stein-Art

Konglomerat
eigentlich Nagelfluh aus der Gegend um Kremsmünster, wo das Material vorkommt

Stein-Technik

behauen
restauriert durch Sandstrahlung; die gebrochene Säule wurde wieder zusammengesetzt. Am würfelförmigen Sockel, in dem die Jahreszahl 1716 und die Initialen SGH noch erkennbar sind, setzt mit zweifach gestaffelten Wülsten die toskanische Säule auf, die mit 2 Wülsten endet. Der Blockaufsatz mit den 4 Rundbogennischen hat ein Kreuzdach in dessen Mitte das Metallkreuz sitzt.

Errichtung
1716 - 2024

Corona- und Pestsäule in Bad Hall

Datiert ursprünglich 1716, Neuaufstellung 2024 an neuem Standort vor dem Klinikum, Parkstraße 12, Bad Hall

Widmung: Zur Erinnerung an die Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 wurde die einstige Pestsäule vom alten Standort an der Kreuzung Adlwanger- und Steyrer-Straße wegen der Umgestaltung der Kreuzung 2016 abgetragen, restauriert durch den Bauhof Bad Hall und acht Jahre später wieder aufgestellt. 

Die vier Bilder stammen von der Künstlerin Petra Fox aus Aschach an der Steyr, die dem Original getreu auf Druckplatten angebracht wurden. Damit soll die Wetterfestigkeit gewährt sein. Die Motive mit den Pestheiligen Rochus und Sebastian und der Muttergottes sind an den alten Motiven angelehnt. Anstelle der einstigen Kreuzigungsdarstellung erinnert eine Inschrifttafel an die Geschichte der Pestsäule. Diese Inschrift ist mit 2019 datiert und die Säule sollte kurz darauf neu errichtet werden. Doch dazwischen kam die Coronapandemie, die alles aufhielt. Der Gedanke entstand, dass diese Säule eine neue Widmung erhalten sollte. 

Die 4 alten Bilder waren stark vermoost und verrostet. Die Motive konnten nur mehr erahnt werden. 

Zur Geschichte der Pestsäule: 

Bad Haller Kurier 3/1982:

An der Abzweigung der Straße nach Adlwang steht eine steinerne Bildsäule aus Nagelfluh. Bei einer Nachschau im Jahr 1978 war die Säule stark vermoost und verwittert. Es fehlten auch die Bildtafeln. Bei Freilegung des Sockels kam die Jahreszahl 1716 zum Vorschein und darunter die Buchstaben S G H. An der Rückseite wurde ein von links unten nach rechts oben eingemeißelter Pfeil ersichtlich. Diese Bildsäule ist wohl das älteste Kleindenkmal der Marktgemeinde Bad Hall.

Von 1679 bis 1713 ging der letzte große Seuchenzug der Pest über unser Land hinweg. In der Chronik von Pfarrkirchen ist zu lesen, dass die Pest im Juli 1713 von Ried aus – sie soll durch einen ungarischen Schweinehändler eingeschleppt worden sein – sich ostwärts über Kremsmünster, Rohr, Hall und Adlwang ausgebreitet haben. Der Chronist von Pfarrkirchen Pater Karl Hochhuber weist dabei darauf hin, dass im Raum von Pfarrkirchen selbst keine Hinweise über diesen letzten Pestzug nachzuweisen sind. Nicht nur das Jahr der Errichtung 1716 lässt darauf schließen, dass die barocke Säule mit vierseitiger Laterne und einem Doppelbalkenkreuz ein Pestmal ist, auch der Standort selbst an der Abzweigung der Adlwanger Straße von der Steyrer Straße, also am damaligen Ortsende, deutet darauf hin. Dort in unmittelbarer Nähe der sogenannten Hallödt befand sich einmal die Richtstätte des Landgerichtes Hall. Pesttote wurden nicht am Ortsfriedhof bestattet, sondern abseits bewohnter Gebiete, wie das eben hier zutrifft. Auch der an der Rückseite des Sockels eingemeißelte Pfeil, eine Seltenheit bei solchen Denkmalen, bestätigt diese Annahme. Der in der Heiligengeschichte Österreichs versierte Volkskundler Hofrat Dr. Dietmar Assmann, Linz, erklärte, dass der Pfeil kaum ein Merkzeichen der Steinmetzwerkstätte sei, sondern als Symbol des Pestheiligen St. Sebastian anzusprechen ist.

Der Marktgemeinde Bad Hall ist dafür zu danken, dass inzwischen eine Restaurierung und Erneuerung der Bilder durch den Künstler Schwarz vorgenommen worden ist.

alternative Quelle
Bad Haller Kurier 3/1982, Dickinger
Recherchen 2024, Katharina Ulbrich
Datenbankerfassung
2024-06
Ulbrich Katharina
Letzte Überarbeitung
2024-10
KD Administrator
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