Franzosenkapelle

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Kapellenbildstock
Zustand:
Gut
Erfassungsqualität:
Ort (Bezirk):
4730 Waizenkirchen (Grieskirchen)
Adressbeschreibung:
an der Bundesstraße 129 etwa zwei Kilometer außerhalb des Ortes in Richtung Eferding
Adresse (Ortschaft):
Holzing (Holzing)
Breiten-, Längengrad:
48.32511484648, 13.871794392546 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
300 cm

b) Gesamtbreite:
197 cm

c) Gesamttiefe:
105 cm

p) Nischenhöhe:
135 cm

q) Nischenbreite:
94 cm

r) Nischentiefe:
70 cm
AKfKDF_Bemassung_Kapellenbildstock_Vereinheitlicht.png
Inschrift
Inschriftentyp

Jahreszahl
1843

Initialen
F M M

Kommentar zu dieser/diesen Inschriften
Beides integriert in das Nischengitter. 1843 das Errichtungsjahr getrennt geschrieben unter dem Bogen des Gitters F M M die Besitzerinitialen (Franz und Maria Mayr) sind im Bogen des Schmiedeeisengittes in eine Rosette gestellt.


Symbol

Kreuz: Lateinisches Kreuz
Weißes Stuckkreuz im Giebelfeld

Sakrales Bild
Material für Bilder

Metall

Sakrale Ikonographie

Mariendarstellung - Sieben Schmerzen Mariens
das Bild stellt die schmerzhafte Muttergottes

Heiligendarstellung - Hl. Florian
Der heiligen Florian befindet sich links unten im Bild

Heiligendarstellung - Hl. Leonhard
Der heiligen Leonhard befindet sich rechts unten im Bild

Künstler

Bucar, Franz, Kons. Reg.Rat (20.1.1925 - 6.4.2014)
gemalt 1987

Mauerwerk
Mauerwerk-Art

Mischmaterial

Mauerwerk-Technik

verputzt
glatt verputzt, gelb gestrichen. Die Faschen, die Umrandung der Rundbogennische, die Mauerkanten und das darüberliegende Kreuz sind weiß aufgemalt. Ein niedriger grau gestrichener Sockel schützt vor dem Schmutz.

Errichtung
1843

Votationsgrund
Tod durch kriegerische Auseinandersetzung

Möglicherweise in Gedenken an die schrecklichen Franzosenkriege.

Sie steht an der Bundesstraße 129 etwa zwei Kilometer außerhalb des Ortes in Richtung Prambachkirchen. Das 1987 von Franz Bucar gefertigte Bild stellt die schmerzhafte Muttergottes und darunter die Heiligen Florian und Leonhard dar. Die Einschussstellen aus der Franzosenzeit wurden bildlich festgehalten. Dieses Bild ist ident mit dem Originalbild welches noch erhalten ist und andernorts verwahrt wird.

Am 21. Dezember 1800 kamen die ersten Franzosen unter Marschall Ney in Waizenkirchen an. Diese Belagerung dauerte bis Ende September 1801. Das Kriegsjahr 1805 brachte neue Einquartierungen bis März 1806. Durch den Frieden von Pressburg im Dezember 1806 erlitt das alte Österreich eine seiner schwersten Niederlagen. Es verlor über drei Millionen an Bevölkerung und 66000 Quadratkilometer.

Im April des Jahres 1809 fanden auf bayrischem Boden Kämpfe der österreichischen Truppen unter dem Oberbefehl von Erzherzog Karl statt. Die Österreicher hatten kein Kriegsglück. Am 26. April wurde Schärding eingenommen und großteils zerstört. Am 1. Mai 1809 kamen die ersten Abteilungen der Feindlichen Armee in Waizenkirchen an. Es herrschte unglaublicher Schrecken. Die Soldaten drangen in alle Häuser und plünderten, was ihnen unterkam.

Walter Litschl berichtet im Buch „Lanze, Schwert und Helm“: Schließlich kam es auch zu einem kurzen Gefecht in den Ortschaften Oberviehbach und Weidenholz. Die österreichische Besatzung von Waizenkirchen unter Oberst Gratze versuchte daraufhin bei Oberviehbach und beim Schloss Weidenholz mit seinen walachischen-illyrischen Soldaten einen Korden zu ziehen, doch es war umsonst. Den feindlichen Truppen genügte eine Halbkompanie Voltigeure, und die Österreicher mussten bis Unterbruck in Prambachkirchen zurückweichen.

Kein Zufall, dass die Franzosen nach all dem übermütig wurden. Mayor Scheibler, der mittlerweile in Eferding war, berichtet an Feldmarschall Leutnant Hiller: „Die Franzosen scheinen alle besoffen zu sein, sie singen, lärmen und schießen in die Luft nach allen Directions und führen türkische Musik mit sich.

Dieser Kriegsbericht bestätigt die mündliche Überlieferung von der Franzosenkapelle.  Über diese Kapelle wurde wohl am meisten berichtet. Im vorigen Jahrhundert hat man ihr sogar in einem Volkskalender einen Roman zugeeignet.

Die Sage von der Franzosenkapelle ist wohl die bekannteste mündliche Überlieferung aus Waizenkirchen. Als die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Hilfsvölker im Jahre 1809 durchzogen, hat, so die Sage, ein württembergischer Soldat in seinem Übermut auf das Kapellenbild geschossen. Im Kampf um Ebelsberg wurden ihm beide Beine zerschmettert. Am Rückweg erkannte er vor dieser Kapelle seinen Frevel und nahm seine schwere Verwundung als Strafe des Himmels an.

Einzelne geschmiedete, vernietete Blechtafeln bilden den Bildträger für das Originalbild. Die ursprüngliche Bemalung lässt sich noch erkennen. Löcher im unteren Bildteil lassen auf eine gewaltsame Beschädigung schließen.

Die Kapelle ist in Massivbauweise errichtet. Das Satteldach ist mit Biberschwanzziegel, der Grat mit Halbschalen eingedeckt. Ein gerade  geschnittenes Giebelbrett schließt vorne ab. Das Bild in der Nische wird durch ein Eisengitter geschützt. 

Literaturquelle
1995
Datenbankerfassung
2025-04
Kriegner Wolfgang
Letzte Überarbeitung
2025-07
Heilingbrunner Brigitte
© Arbeitskreis für Klein- und Flurdenkmalforschung in Oberösterreich