Wie jedes Jahr erscheint auch heuer wieder ein neuer Band der Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus „Der Bundschuh“. Der 16. Band bietet mit seinen 26 Beiträgen wieder ein vielfältiges Bild kultureller, heimatkundlicher und historischer Erkenntnisse, erarbeitet von begeisterten, durchwegs ehrenamtlichen Forschern und Privatgelehrten.
Sabine Greifeneder setzt ihre Spurensuche nach der römerzeitlichen Straßenverbindung von Tergolape (Schwanenstadt) nach Boiodurum (Passau) fort und nimmt den Abschnitt zwischen Pram und Enzenkirchen genau unter die Lupe. Wilhelm Mahler berichtet von Resten der mittelalterlichen Burg, die einst die Herren von Holzleithen errichtet hatten. Der schicksalhaften Geschichte der Burg Schärding ist Rudolf Leßky auf den Grund gegangen. Auf seinen Forschungen basiert das naturalistische Burgmodell, das erst kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die gotischen Kirchen in der Umgebung von Ried mit ihren Kreuz- und Sternrippengewölben untersuchte Oswin Rutz.
Vor 400 Jahren wurde Grieskirchen zur Stadt erhoben. An dieses historische Ereignis erinnern die Beiträge von Johann Großruck und Brigitte Kreuzhuber-Macaria. Einem „Jubiläum“ ganz anderer Art – nämlich dem letzten Aufflammen der Pest vor 300 Jahren im Markt Ried und im Hausruckviertel widmet sich Peter Fußl. Die Geschichte des Wiesheilands sowie dessen Verbreitung erforschten Hans Klaffenböck, Brigitte Heilingbrunner und Wolfgang Auer.
Irene und Christian Keller fanden im Archiv von Tollet ein hochinteressantes Büchlein aus dem 18. Jahrhundert, das den damals tiefen Aberglauben dokumentiert. Es beschreibt, wie man mit Hilfe von Geistern und Dämonen einen Schatz heben kann und wie man sich allein durch das Mitsichtragen des Büchleins vor Feuer-, Wasser-, Pest-, Unwetter- und Hagelgefahr schützen konnte.
Im 11. Band des Bundschuh war Willibald Ernst den Innviertler Spuren im Stubenberger Gesängerbuch nachgegangen. Die Vermutung, dass der darin erwähnte Ort Weng im Innkreis sein könnte, bestätigte im darauffolgenden Band Gerald Ecker, und nun konnte Willibald Ernst den bislang unbekannten Schreiber identifizieren. Es ist der Hadernsammler Philipp Lenglachner, geboren 1769 im damals noch bayerischen Weng.
Mit Bahrtuch und Totenkrone als Utensilien früherer Begräbnisriten setzt sich Matthias Huber auseinander und dem 250 jährigen Bestehen des Textilgeschäfts Ammerer widmet sich Leopold Heinrich Ammerer.
Untrennbar mit dem Namen Kränzl verbunden sind in Ried der Beginn des Druckereiwesens und die Entstehung eines Musikalienverlags, in dem 1865 immerhin Anton Bruckners Germanenzug erschienen ist. Kurt Raminger und die junge Musikwissenschafterin Sandra Föger haben sich dieser Themen angenommen.
Erinnert wird im neuen Bundschuh auch daran, dass vor 200 Jahren, am 8. Oktober 1813, in Ried Weltgeschichte geschrieben wurde. Das Königreich Bayern trat mit der Unterzeichnung des Rieder Vertrags – wenige Tage vor der Völkerschlacht bei Leipzig – aus dem Rheinbund aus und der Allianz gegen Napoleon bei. Beate Falter hat den in französischer Sprache abgefassten Vertrag übersetzt.
An den 200. Geburtstag des Innviertler Mundartdichters Ludwig Luber aus Aurolzmünster erinnert Franz Maier und mit dem spektakulären Mordprozess der Anna Dopf aus Eberschwang hat sich Herwig Leibinger auseinandergesetzt.
Den Disput über den Reichsadler am Hochaltar der Schärdinger Pfarrkirche, in dem sich die wechselvolle Geschichte des Innviertels spiegelt, analysiert Josef Weichenberger.
Um die durch den Eisenbahnbau abgetrennte Ortschaft Wegleiten wieder mit der Stadt Ried zu verbinden, entstand 1906 eine Eisenkonstruktion über die Gleise. Das mühsame Entstehen dieses Fußgängerübergangs hat Heinz Forstinger untersucht. Fritz Kammerer erzählt von seiner Großmutter, die in Ried die letzte Botin mit einem Pferdefuhrwerk war. In der Zeit als private Kraftfahrzeuge noch eine Seltenheit waren, fuhr sie vom Standort Stelzhamerplatz aus in viele Innviertler Gemeinden, um diese Orte mit den benötigten Waren zu beliefern oder umgekehrt auch Waren nach Ried zu transportieren. Im Beitrag „Da Budamann und ´s Oawei“ erinnert Irmgard Mair an zwei ausgestorbene Gewerbe.
Max Kislinger, dem in Ried seit kurzem eine Straße gewidmet ist, hat in der Zwischenkriegszeit begonnen Gehöfte – vor allem die Holzhöfe des Innviertels – zu zeichnen und zu fotografieren. Wolfgang Danninger analysiert diese Dokumentation und stellt die Fotos dem heutigen Zustand der Objekte gegenüber.
Den Abschluss der reichbebilderten Publikation bilden traditionellerweise die naturkundlichen Beiträge. Was Steine erzählen können schildert August Hötzinger und Johanna Samhaber berichtet vom Waldkauz und seinen Beutetieren. Der Beitrag von Michael Hohla über den Neuen Rieder Stadtpark und seinen Pflanzen im Wechsel der Jahreszeiten wird so manchen Besucher dazu bewegen, auch den kleinen Pflanzen am Wegesrand die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
Der Bundschuh. Heimatkundliches aus dem Inn- und Hausruckviertel. 16. Ausgabe, Ried im Innkreis 2013.
Hardcover-Buch mit cellofaniertem Überzug
Format: 21x28 cm,
Umfang: 184 Seiten, durchgehend 4-färbig gedruckt
Preis per Stück: € 21,90 + Porto- und Versandkosten
Bestellmöglichkeit:
Moserbauer Druck & Verlag
Postfach 161
A-4910 Ried im Innkreis
Der neue Bundschuh ist außerdem im Museum Innviertler Volkskundehaus (Tel. 07752/901-301) und in den Rieder bzw. Schärdinger Buchhandlungen zum Preis von € 21,90 erhältlich.