Robert Bernardis

Robert Bernardis wurde am 7. August 1908 in Innsbruck geboren und verbrachte seine Kindheit in Linz. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er auf die Militärunterrealschule in Enns und nach deren Schließung 1918 auf die Bundeserziehungsanstalten Traiskirchen und Wiener Neustadt, wo er 1925 maturierte. In Mödling absolvierte Bernardis die Gewerbeschule, fand anschließend allerdings keine Anstellung in seinem Beruf und arbeitete als Maurer und Vorarbeiter, bis er wegen fehlender Berufsaussichten im Herbst 1928 in Linz zum Bundesheer einrückte.

1932 wurde er als Leutnant von der Offiziersakademie in Enns zum Pionierbataillon in Linz ausgemustert. Im selben Jahr heiratete er Hermine Feichtinger, mit der er zwei Kinder bekam. Während der Februarkämpfe 1934 führte er einen Pionierzug, der für Sicherungsaufgaben zuständig war, und erhielt dafür das Österreichische Verdienstkreuz. Der Truppendienst bot für Bernardis zu wenig geistige Anreize. Er entschied sich daher für die Generalstabslaufbahn und schaffte als einer von 60 erfolgreichen Kandidaten 1936 die selektiven Aufnahmetests für die Höheren Offizierskurse.

Mithilfe bei Gebietsbesetzungen
Mit dem Stichdatum 1. Juli 1938, also nur kurze Zeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich, übersiedelte der gesamte Lehrgang an die Kriegsakademie in Berlin. Im Oktober 1938 erfolgte die Beförderung zum Hauptmann. Zwischen 1938 und 1940 nahm Bernardis an der Besetzung des Sudetenlandes und der sogenannten Resttschechei sowie  an den Kriegszügen in Polen, Frankreich und Jugoslawien teil. In Polen erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse, in den folgenden Jahren sollten noch das Eiserne Kreuz I. Klasse, die Ostmedaille und das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse folgen. 1940 wurde Bernardis zum dritten Generalstabsoffizier des LI. Armeekorps befördert.

Anschluss zum Widerstand
Im Lauf des Krieges gegen die Sowjetunion wurde Bernardis Zeuge der Ermordung von Kriegsgefangenen und Massenerschießungen von Juden, ohne diese allerdings verhindern zu können. Wie auch bei anderen Mitgliedern des Offizierskorps waren diese Erlebnisse für ihn ein Auslöser, sich dem Widerstand anzuschließen. 1942 musste er sich wegen Zwölffingerdarmgeschwüren in Lazarettbehandlung begeben und wurde in ein Krankenhaus nach Berlin verlegt. Nachdem sich sein Gesundheitszustand gebessert hatte, versetzte man Bernardis als Gruppenleiter für das Personalwesen in das Allgemeine Heeresamt des Oberkommandos des Heeres, angesiedelt im so genannten Bendlerblock in Berlin. Dort war er für die Organisation des Nachschubs zuständig. Im Zuge dieser Aufgabe hatte Bernardis Einblick in die hohen Gefallenenzahlen an der Front und erkannte gleichzeitig, dass diese Verluste niemals durch neue Soldaten ausgeglichen werden konnten. Der Krieg war verloren. Außerdem zweifelte er an Hitlers militärischen Fähigkeiten.

Mitwirkung beim Stauffenberg-Attentat auf Hitler
Seit 1943 stand Bernardis sowohl in beruflicher als auch freundschaftlicher Beziehung zu dem späteren Hitlerattentäter Oberst Graf von Stauffenberg, der Chef des Stabes im Allgemeinen Heeresamt in Berlin war. Von dessen Verschwörungsplänen hatte er vermutlich seit Ende 1943/Anfang 1944 Kenntnis. Er adaptierte die Walküre-Befehle, die zur Unterdrückung eines Aufstandes entwickelt worden waren, für den Staatsstreich und war als Mittels- und Verbindungsmann zum militärischen Widerstand in Wien tätig. Durch seine häufigen Dienstreisen nach Wien kam Bernardis in Kontakt zu Hauptmann Szokoll, der Stauffenbergs Verbindungsmann in Wien wurde.

Oberst Graf Stauffenberg deponierte am 20. Juli 1944 während einer Besprechung im Führerhauptquartier in der Wolfsschanze in Rastenburg/ Ostpreußen eine Bombe. Die Detonation verletzte Hitler zwar, tötete ihn aber nicht.

Enttarnung und Hinrichtung
Bernardis löste in Berlin und Cottbus weitere Aktionen des adaptierten Walküre-Planes aus. Eigentlich hätte dies nicht zu seinen Aufgaben gehört, aus Zeitgründen übernahm er aber die telefonische Übermittlung der Befehle und enttarnte sich damit als Verschwörer. Nachdem Stauffenberg nach seiner Rückkehr die Leitung des Umsturzversuches übernommen hatte, überwachte Bernardis im Vorzimmer von General Olbricht das Abschreiben der Fernschreibvorlagen, um die richtige Übermittlung der umfangreichen Befehle zu gewährleisten.

Der Staatsstreich scheiterte, Stauffenberg wurde mit drei weiteren Mitverschworenen noch in derselben Nacht im Hof des Bendlerblocks, von dem aus die Verschwörung geleitet wurde, erschossen. Bernardis Verhaftung erfolgte gegen 0.30 Uhr durch einen Österreicher, den SS-Sturmbannführer Otto Skorzeny.

Im Prozess vor dem Volksgerichtshof am 7. und 8. August 1944 betonte Bernardis einerseits seine Rolle als Vorgesetzter, damit seine Mitarbeiter sich gegenüber Anschuldigungen auf Befehlsnotstand berufen konnten. Andererseits versuchte er klar zu machen, dass sich der Umsturzversuch gegen das NS-Regime gerichtet hatte und keine Sabotage an den kämpfenden Einheiten war.

Bernardis wurde am 8. August 1944 zum Tod durch den Strang verurteilt und am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine Mutter und seine Frau wurden beide in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, überlebten aber. Seine beiden Kinder wurden bis Ende 1944 mit Kindern von anderen Verschwörern in Bad Sachsa interniert.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]