Jugend

Jugendideale

Wie kaum eine andere politische Bewegung hat sich der Nationalsozialismus selbst mit dem Charakter der Jugendlichkeit versehen und dies in Propaganda und Agitation ausgedrückt. Doch war die Rolle der Jugend von vorn herein darauf angelegt, die Einheit der Generationen mit zu gestalten.

HJ – Hitlerjugend
Das Generationenbewusstsein der Jugend sollte ausschließlich in der staatsparteilichen Monopoljugendorganisation, der Hitler Jugend (HJ), repräsentiert sein. In der HJ verband sich die Attraktivität eines Jugendverbandes mit staatlichem Druck. Dies machte die Drillgemeinschaft zur zentralen Erziehungsorganisation des NS-Staates, in der die Mehrheit der Jugendlichen – Burschen von 10 bis 18 Jahren, Mädchen von 10 bis 21 Jahren – zusammengeschlossen waren.

Mit der HJ als Gliederung der NSDAP entwickelten die Nationalsozialisten ein System der totalen Erfassung und Beeinflussung der Jugend. Individuellen jugendlichen Größenfantasien wurden das kollektive Heldentum von Volk, Nation und Rasse entgegengesetzt. Die bedingungslose Unterwerfung unter die neuen Autoritäten war der Preis für das Gefühl der Befreiung von Familie, Schule und Kirche.

Die Jugend, die nicht von der politischen Zerrissenheit des Klassenkampfes vergangener Zeiten geprägt war, sollte in der Einmütigkeit der Volksgemeinschaft sozialisiert werden.

Sport als Erziehungsmittel

Besonderer Wert wurde auf das Rassen-Bewusstsein und die Erziehung des gesunden Körpers gelegt.

 

Besonderer Wert wurde auf das Rassen-Bewusstsein und die Erziehung des gesunden Körpers gelegt.

 

Sport als Erziehungsmittel zu Willensschulung, Selbstdisziplin, Selbstüberwindung, Opferbereitschaft, Entschlusskraft und Kampfbewusstsein sollte die Voraussetzung für den gesunden Volkskörper schaffen. Kampf ums Dasein hieß etwa ein Spiel, das im März 1939 von der HJ Oberdonau als „Spiel des Monats“ empfohlen wurde. Dabei ging es wie in der Realität um den Konflikt zwischen den Rassen.

 

Geschlechterrollen
Zusätzlich gab es klar verteilte Geschlechterrollen: Jeder Junge sollte zum politischen Soldaten, jedes Mädchen zur Mutter erzogen werden.

Sportnachmittage, Tagesfahrten, Freistunden, vor allem aber Heimabende und Lager waren die Mittel nationalsozialistischer Erziehung. So entzog die HJ die Jugendlichen regelmäßig dem elterlichen Heim. Sport und weltanschauliche Schulung standen dabei im Zentrum, bei den Mädchen die monatliche Fahrt zur Erkundung der engeren Heimat sowie Hand- und Werkarbeiten, Singen und Spielen.

Jugendlager
Jugendlager wurden massenweise organisiert. Im Juli 1939 wurden in ganz Oberdonau etwa 40 Sommerlager für insgesamt 6000 Jugendliche durchgeführt. Die NS-Gesellschaft präsentierte sich der Jugend als „Lager- und Gefühlsgemeinschaft“. Lager mit ihrer Erlebnissymbolik schienen die pädagogisch besten Aufenthalts-, Organisierungs- und Lernorte für die Jugend zu sein. Besonders Mädchen bekamen im Rahmen der weiblichen HJ-Jugenderziehung sowohl Angebote als auch Verpflichtungen, die in dieser Form vor 1938 für sie nicht existiert hatten: Sport, Bewegung und Kriegshilfsdienst.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]