Oberösterreichisches Landesmuseum
Hitler besuchte am 8. April 1938 im Vorfeld der Volksabstimmung Linz und stattete dabei dem Oberösterreichischen Landesmuseum, später Museum des Reichsgaues Oberdonau, einen Besuch ab. Er verbrachte etwa eine Stunde in den Sammlungen und sprach mit Direktor Theodor Kerschner über seine Ausbaupläne. Kerschner hatte große Erwartungen, als Kulturinstitution im Heimatgau des Führers in Zukunft reich bedacht zu werden. Doch anstelle der erhofften Förderungen wurden die Rahmenbedingungen für das Museum in den folgenden Jahren immer schlechter. Der Krieg legte schließlich den Museumsbetrieb ab 1942 völlig lahm. Immer mehr Bestände mussten aufgrund vorgeschriebener Luftschutzmaßnahmen evakuiert und an Bergungsorten gesichert werden: die technologischen und völkerkundlichen Sammlungen im Stift Kremsmünster, die volkskundlichen Sammlungen im Schloss Mühldorf, die kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen im Schloss Eferding.
Zudem erwuchs dem Landesmuseum durch das geplante Führermuseum eine übermächtige Konkurrenz. In die Sammlungsaufbaupläne für das neue Museum war das Landesmuseum nicht einbezogen und kam auch als Standort für die neue Sammlung nie in Frage. Das Landesmuseum sollte stärker landes- und volkskundlich orientiert und regional gestaltet werden.
Aus den Sammlungsbeständen der kunstgeschichtlichen Abteilung unter der Leitung von Justus Schmidt sollten nur mehr Gemälde von Künstlern aus Oberdonau oder solche mit Motiven der Heimat gezeigt werden. Im Gegenzug wurde eine eigene Volkskundeabteilung gegründet. Trotz der erschwerten Bedingungen gestaltete die kunstgeschichtliche Abteilung des Landesmuseums noch in den Kriegsjahren mehrere Ausstellungen. Am 20. Dezember 1944 wurde das Museum endgültig geschlossen. In den Jahren der NS-Herrschaft gab es also zwei voneinander unabhängige Museumswirklichkeiten, die Fiktion eines gigantischen Führermuseums und die des realen Provinzmuseums.
Das geplante Führermuseum und der Sonderauftrag Linz
Am geplanten Linzer Opernplatz sollte ein prächtiges Führermuseum entstehen, wofür im Rahmen des Sonderauftrages Linz tausende Kunstwerke aus ganz Europa erworben wurden. In diesem Projekt verschmolz Hitlers Interesse am Ausbau von Linz mit seiner Leidenschaft für Kunst. Eine überdimensional angelegte europäische Sammlung ersten Ranges sollte in dem neuen Museum untergebracht werden. Im Juni 1939 betraute Hitler damit den Dresdner Kunsthistoriker und Museumsdirektor Hans Posse. Nach Posses Tod folgte ihm im März 1943, sowohl als Direktor der Dresdner Gemäldegalerie als auch als Sonderbeauftragter für Linz, Hermann Voss nach.
Der Aufbau des geplanten Linzer Kunstmuseums wurde gänzlich ohne Mitwirkung Linzer oder oberösterreichischer Kulturinstitutionen vollzogen. Die Planungen fanden fernab von Linz statt. Genauso gelangte auch die Sammlung nie nach Linz, geschweige denn ins Führermuseum, zu dessen Bau es nie kam. Die künftigen Museumsobjekte kamen zum einen aus in Wien 1938 enteigneten Kunstsammlungen jüdischer Familien (Rothschild, Bondy, Gutmann u. a.). Bereits im Juni 1938 hatte sich Hitler mit dem Führervorbehalt das Zugriffsrecht auf die in Österreich beschlagnahmten Kunstwerke gesichert. Zum anderen bezog der Sonderstab Linz auch beschlagnahmte Kunstwerke vor allem aus dem besetzten Frankreich. Darüber hinaus wurden auch zahlreiche Kunstwerke „legal“ erworben, wobei die Grenzen zu geraubter Kunst oftmals fließend waren.
Dem Sonderauftrag Linz standen unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung. Posse und Voss wählten ausschließlich nach qualitativen Überlegungen. Bis August 1944 gaben sie fast 100 Millionen Reichsmark für tausende Gemälde aus. Zunächst wurden sie im Keller des Münchner Führerbaus gelagert, später im Stift Kremsmünster (dem Reichskunstdepot) und in den Bergwerksstollen von Altaussee. Dort wurden sie im Mai 1945 von Angehörigen der amerikanischen Kunstschutzeinheiten aufgefunden und nach München in den „Central Art Collecting Point“ überstellt, wo die Objekte identifiziert und in ihre Herkunftsländer restituiert wurden. Diese waren auch zuständig für die weitere Rückstellung an die Besitzer.
Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher
Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]
Weitere Informationen siehe Ausstellungsdokumentation "Kunst unter dem Nationalsozialismus":