Politik
und erste Wahlen

Heinrich Gleißner wird Landeshauptmann von Oberösterreich
Landeshauptmann Gleißner im amerikanisch besetzten Linz und Johann Blöchl im sowjetisch besetzten Freistadt halten Oberösterreich 10 Jahre lang zusammen.

Am 23. Oktober 1945 einigen sich die erst seit 19. September in Oberösterreichisch zugelassenen drei Parteien ÖVP, SPÖ und KPÖ auf eine provisorische Landesregierung.
Die amerikanische Besatzungsmacht ernennt nach längeren Verhandlungen am 26. Oktober Dr. Heinrich Gleißner endgültig zum Landeshauptmann und bestätigt seine Landesregierung.
Aus dem Spitzenpolitiker des Ständestaates war, nicht zuletzt durch seine Erfahrungen in zwei deutschen Konzentrationslagern, ein überzeugter Demokrat geworden.
Dr. Heinrich Gleißner wurde schließlich „Chef“ von sieben Landesregierungen: 1945-1971.

Die ersten "Heimkehrzüge" kommen
Während der weitaus größte Teil der amerikanischen Kriegsgefangenen bereits im Sommer entlassen wird, befinden sich noch an die 100.000 österreichische Soldaten in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Endlich freie Wahlen
Erste Nationalratswahl der Zweiten Republik
ÖVP – 85 Mandate
SPÖ – 76 Mandate
KPÖ – 4 Mandate

Die ersten freien Wahlen nach langer Zeit! Trotz des Papiermangels ist die Plakatflut durchaus beachtlich!
Der KPÖ stehen zwar die größten Papiermengen zur Verfügung, ihr Wahlergebnis ist aber eine Katastrophe.
Die ÖVP feiert einen überraschend klaren Sieg, für die SPÖ ist das Ergebnis wohl eine Enttäuschung.

Neue Währung für die neue Demokratie
13.-20. Dezember 1945: Erste Währungsreform in Österreich. Der Schilling wird wieder gesetzliches Zahlungsmittel.

1. Regierung Figl
Der Alliierte Rat genehmigt die von Ing. Leopold Figl auf Grund des Wahlergebnisses gebildete österreichische Bundesregierung.

Aus der Zusammensetzung der Bundesregierung:
Bundeskanzler: Dipl. Ing. Leopold Figl
Vizekanzler: Dr. Adolf Schärf
Inneres: Oskar Helmer mit Staatssekrätär Ferdinand Graf
Äußeres: Dr. Karl Gruber
Unterricht: Dr. Felix Hurdes
Justiz: Dr. Josef Gerö
Finanzen: Dr. Georg Zimmermann
Landwirtschaft: Josef Kraus
Handel und Industrie: Dr. Eugen Fleischacker

In seiner Programmrede verlangt Figl u. a. Die „Ausrottung des nazistischen Geistes“ und die Verbesserung der Sozialpolitik in einem demokratischen Österreich.

Am 19. Dezember erfolgt die feierliche Eröffnung des österreichischen Parlaments! Zum ersten Präsidenten des Nationalrats wird Leopold Kunschak gewählt.

20. Dezember 1945: Die österreichische Nationalversammlung, das ist der National- und der Bundesrat, wählt einstimmig Dr. Karl Renner zum Bundespräsidenten.

1945 - Weihnachten in Not

Aus der Weihnachtsansprache Leopold Figls:

Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben.
Ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben.
Ich kann euch keine Gaben für Weihnachten geben, kein Stück Brot, keine Kohlen zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden.
Wir haben nichts.
Ich kann euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!

Autor: Kurt Cerwenka, 2019

Freistadt 1945. Eine Dokumentation zur Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum vom 12. Oktober bis 8. Dezember 2019.