Organisierte
Hilfsmaßnahmen

Flüchtlingsorganisationen
Eine wesentliche Funktion hatten unterschiedliche Flüchtlingsorganisationen inne, die die US-Militärregierung bei der Betreuung der Flüchtlinge unterstützten und für jeweils verschiedene Flüchtlings- und Vertriebenengruppen zuständig waren. Die Mittel, die ihnen für die Betreuung zur Verfügung standen, variierten je nach Organisation stark. Die UNRRA („United Nations Relief and Rehabilitations Administration“) widmete sich ab April 1946 der Betreuung von Displaced Persons, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten wie beispielsweise viele der jüdischen DP’s. Sie betrieb eigene DP-Lager wie zum Beispiel das Lager Davidstern in Ebelsberg oder das Lager Bindermichl, in denen vor allem jüdische Bewohner lebten. Als Nachfolgeorganisation der UNRRA kümmerte sich zwischen 1947 und 1951 die IRO („International Refugee Organisation“) vor allem um die Lagerbetreuung von fremdsprachigen Flüchtlingen und um die Organisation der Auswanderungen.

Volksdeutsche Staatsbürger erhielten von internationalen Flüchtlingsorganisationen anfangs keine Hilfsleistungen. Die Verwaltung der Lager, Betreuung der Bewohner und Organisation der Rücktransporte der volksdeutschen Umsiedler oblag ab Oktober 1945 dem „Amt für Umsiedlung“, das der Landesregierung unterstellt war. Erst im Dezember 1950 wurde ein Hochkommissariat für alle Flüchtlinge (UNHCR = United Nations High Commissionar for Refugees) eingerichtet, das erstmals einen Rechtsschutz für Flüchtlinge gewährleistete, die volksdeutschen Flüchtlinge berücksichtigte und sowohl mit der Regierung als auch mit anderen Flüchtlingsorganisationen kooperierte. Volksdeutsche Landsmannschaften und Interessengemeinschaften, die in der Zwischenzeit gegründet worden waren, unterstützen ebenfalls vor allem im Bereich der Beratung und Informationsweitergabe die Anliegen der volksdeutschen Flüchtlinge und Umsiedler.
Während alliierte „Displaced Persons“ relativ rasch das Land wieder verließen, konnte die Unterbringung der volksdeutschen Flüchtlinge nicht so schnell gelöst werden: Laufend kam es außerdem aufgrund der Potsdamer Konferenz in Ungarn, Polen, CSSR, Rumänien, Bulgarien und Yugoslawien zur weiteren Ausweisung und Vertreibung von deutschsprachigen Minderheiten. Seit 1946 bildete die Gruppe der volksdeutschen Flüchtlinge die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge in Oberösterreich insgesamt. Erst ab dem Jahr 1949 ging auch diese Zahl langsam zurück.Aussiedlungen in Drittländer

Ab 1947 kam es zur organisierten Aussiedlung Freiwilliger in Drittländer: Spezielle Programme vermittelten auswanderungswillige Personen aus den Lagern nach Kanada, Australien, USA, Schweden, England, Frankreich, Brasilien, Peru, etc. In den meisten Fällen nahmen diese Länder nur Leute aus bestimmten Personen- und Berufsgruppen (Bergbau, Handwerk, Industrie, Landwirtschaft, Textilverarbeitung, etc.) auf und so entstand ein regelrechter Kampf um Facharbeitskräfte, die natürlich auch Österreich für Wirtschaft, Wiederaufbau und für Versorgung älterer Generationen dringend brauchte. Insgesamt wanderten aus Österreich cirka eine Million Personen in andere europäische Länder oder nach Übersee aus.

Caritas, Rotes Kreuz und andere Hilfsorganisationen
In Österreich waren nach dem Krieg an die 40 Hilfsorganisationen tätig und halfen, die Not der Bevölkerung zu lindern und dem allgemeinen Chaos Herr zu werden. Dem sozialen Gedanken verpflichtet, nahmen sich Organisationen wie die Caritas und das Rote Kreuz um Verpflegung und Betreuung der Bevölkerung an. Kindergärten wurden eingerichtet und Armenausspeisungen eingeführt, Krankenhäuser und Altersheime errichtet. Durch Sammel- und Spendenaktionen konnten Decken, Kleidung und Lebensmittel verteilt werden. Die Caritas organisierte Kindererholungsaktionen, im Rahmen derer Kinder aus den Städten bei Bauern am Land und später im Ausland zeitlich begrenzte Erholungsurlaube verbringen konnten.
Das Rote Kreuz betreute zu Kriegsende vorwiegend Heimkehrer, Verwundete, KZ-Insassen und Vertriebene. Beim Roten Kreuz lagen Listen von Toten, Gefangenen, Vermissten, etc. auf, um die Bevölkerung bei der Suche nach dem Schicksal ihrer Familienangehörigen zu unterstützen. Auch Flüchtlings- und Krankentransporte fielen in den Aufgabenbereich des Roten Kreuzes.

Spenden aus dem Ausland
Aus unterschiedlichen Staaten wurde Österreich eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegengebracht, ohne die die Bewältigung der Nachkriegssituation wohl nicht möglich gewesen wäre. Bereits zwei Monate nach Kriegsende trafen erste Spenden von der schweizerischen und amerikanischen Caritas ein und auch das päpstliche Hilfswerk leistete umfangreiche Hilfe. Weiters genannt werden sollen die Schweizer Europahilfe, die Ford-Stiftung, die UNICEF, das Evangelische Flüchtlingshilfswerk, das Evangelische Hilfswerk und viele mehr, die mit ihren Hilfsleistungen und Spenden die Bewältigung von Hunger und Not ermöglichten und zur Einleitung des so genannten „Wirtschaftswunders“ wesentlich beitrugen.

Verwendete Literatur siehe Bibliografie.
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2005