Finanz-
politik

Den Nationalsozialisten war die Wichtigkeit einer geregelten Finanzpolitik durchaus bewusst. Aus diesem Grund übernahm August Eigruber auch den bisherigen Finanzreferenten Dr. Franz Lorenzoni in seine erste Landesregierung, obwohl dieser ein Gegner des Regimes war. An seine Stelle trat erst sechs Wochen später Dr. Franz Danzer, Parteimitglied seit 1931 und enger Freund des Gauleiters.

Unmittelbar nach dem Anschluss mussten zwei Nachtragskredite über 4 Millionen Reichsmark aufgenommen werden, um die von den Nationalsozialisten geplanten Maßnahmen – unter anderem die zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit – durchführen zu können. Es wurden Investitionsprogramme wie Güterwegebauten und Wildbachverbauungen gestartet und Finanzhilfen an Gemeinden vergeben, die alleine nicht mehr in der Lage waren, ihre finanziellen Probleme zu lösen. Außerdem erfolgte eine Anpassung der Gehälter der Landesbediensteten an das Reichsbesoldungsniveau, was eine Gehaltserhöhung bedeutete. Altparteigenossen erhielten finanzielle Mittel als Wiedergutmachung für ihren Einsatz in der illegalen Zeit.

Im Gegensatz zu den ehemaligen österreichischen Ländern waren die neuen nationalsozialistischen Reichsgaue in finanzieller Hinsicht geschwächt. Sie erhielten nunmehr Finanzzuweisungen aus dem Reich und waren damit stärker von der Reichsverwaltung abhängig. Eine weitere Einnahmequelle waren Umlagen auf die Land- und Stadtkreise. Im Gegensatz zu den ehemaligen Ländern hatten die Gaue aber keine selbstständigen Steuerrechte mehr. Diese Einschränkungen wurden ab 1940 in den Budgets der Gaue deutlich spürbar.

Das erste Rechnungsjahr nach der offiziellen Einführung und Umsetzung der Neuorganisation in Reichsgaue war das Jahr 1940. Für den öffentlichen Haushalt bedeutete dies, dass das zur Verfügung stehende Finanzvolumen sank und die Budget-Gestaltungsmöglichkeiten durch die straffe Kontrolle von Seiten der Zentralstellen eingeschränkt wurden. Dieser Umstand fand beim Gaukämmerer von Oberdonau, Dr. Franz Danzer, wie auch in den übrigen neuen Gauen der Ostmark wenig Akzeptanz. Danzer setzte sich für einen größeren finanziellen Spielraum für die Gaue ein und lehnte den Zentralismus ab. Für den Reichsstatthalter forderte er mehr Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse bei der Erstellung des Haushaltes. Durchsetzen konnte der Gaukämmerer diese Wünsche aber nicht.

Während sich der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 im Haushaltsplan von Oberdonau noch nicht auswirkte, zeigten sich 1940 schon erste Konsequenzen. Die Erneuerung von Gebrauchsgegenständen wurde eingeschränkt, im Stellenplan lagen die Schwerpunkte auf jenen Posten, die für die Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes als unbedingt notwendig erachtet wurden. Trotzdem wies der Rechnungsabschluss für 1940 noch einen Gewinn aus.

1941 verschärfte sich durch den Russlandfeldzug die Situation. Planungen und Bauvorhaben mussten zurückgestellt werden. Die Personalkosten stiegen, weil sowohl die Gehälter für die eingerückten Bediensteten als auch für die Ersatzkräfte getragen werden mussten.

Während seit 1940 die Steuern und steuerähnlichen Einnahmen des Gaues Oberdonau kontinuierlich fielen, gelang es trotzdem, das Gesamtvolumen an Geldmitteln auszubauen. Die Zuweisungen des Reiches erreichten 1941 ihren Höhepunkt und sanken anschließend wieder. Auf der anderen Seite stieg allerdings die Höhe der Reichsgauumlage. Dabei handelte es sich um Finanzmittel, die von den Gemeinden zur Gauverwaltung umgeschichtet wurden. Ursache dafür war einerseits eine Erhöhung der Umlage, andererseits aber auch die gute finanzielle Situation der Gemeinden.

Enteignungen
Ein dunkles Kapitel der Geldbeschaffung bildete die Enteignung bestimmter Bevölkerungsteile. Der Gau Oberdonau nutzte die Möglichkeit, Institutionen oder Personen Eigentum wegzunehmen. Betroffen war vor allem die jüdische Bevölkerung, aber auch die katholische Kirche und Adelige wie beispielsweise die Familie Schwarzenberg, die als Gegner der Nationalsozialisten bekannt waren. Zu den Opfern dieser Raubzüge gehörten auch die Stifte Engelhartszell, St. Florian, Schlägel, Kremsmünster, Hohenfurt, Lambach und der österreichische Religionsfonds. Der Gau kam da-durch vermutlich zu Erträgen von mindestens 3 Millionen Reichsmark.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]