Christentum

Erste Nachrichten über das Christentum nördlich der Alpen in unserem Raum gibt es bereits aus dem Jahre 172 n. Chr. Im Bericht über das Blitz- und Regenwunder während der Markomannenkriege soll, so der christliche Schriftsteller Tertullian, ein Gewitterregen, der auf Grund der Gebete der eingeschlossenen Legionäre einsetzte, diese so erfrischt haben, dass sie die Schlacht gewinnen konnten. Dass sich damals unter den Legionären Christen befunden hatten, kann als sicher angenommen werden, da ja auch Soldaten aus dem Osten des römischen Reiches dabei waren, wo das Christentum schon viel früher verbreitet war.

Christlicher Glauben in Noricum/Ufernoricum
In unserem Gebiet – als Teil der Provinz Noricum und seit Diocletian Teil der Provinz Ufernoricum – finden sich eine ganze Reihe von Zeugnissen des christlichen Glaubens. Diese beschränken sich vorwiegend auf städtische Zentren wie Lauriacum (Enns – Lorch) und Ovilavis (Wels).

Christenverfolgungen
Bereits um 304 n. Chr., als der Hl. Florian am 4. Mai den Martyrertod erlitt, lässt sich in Lauriacum und in anderen Orten in Ufer-Noricum eine größere ins 3. Jh. n. Chr. zurückreichende Christengemeinde vermuten, da mit ihm, als er zur Zeit des Statthalters Aquilinus in Lauriacum starb, auch 40 weitere Christen zu Tode kamen. [--> Hl. Florian] Die Christenverfolgungen zur Römerzeit sind als politische Aktionen und Glaubenskriege in unserem Sinn zu verstehen.

Anerkennung des Christentums unter Kaiser Constantin
Nur kurze Zeit später (313) wurde im Mailänder Edikt das Christentum als Religion anerkannt, unter Kaiser Constantin, der seinen Sieg über Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke mit dem Zeichen für Christus, dem Christosmonogramm XP (der Abkürzung für griech. Christos), das er auf den Schilden seiner Soldaten hatte anbringen lassen, errungen hatte. Seit damals trug Constantin dieses Zeichen auf seinem Helm und dieses Symbol setzte sich rasch durch. Der Kaiser stiftete seinem Retter in der Schlacht eine prachtvolle Gemeindekirche S. Giovanni in Laterano und ließ über dem Grab des Apostels Petrus eine Pilger- und Gedenkkirche errichten (S. Pietro in Vaticano).

Fundobjekte: Zeugnisse des christlichen Glaubens
Seit der 2. Hälfte des 3. Jahrhundert und dem Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. gibt es auch eine ganze Reihe von materiellen Zeugnissen dieses frühen christlichen Glaubens in Oberösterreich. Einige wichtige sollen hier genannt werden:

- Ein Öllämpchen mit Christusmonogramm aus Enns (4–5. Jahrhundert). Die Lampe selbst dürfte in Nordafrika produziert worden sein.
- Ein spätantikes Grabinventar stammt vom Grab einer jungen Frau, die im Gräberfeld Espelmayerfeld bestattet gewesen war; sie trug einen Fingerring aus Silber mit Christusmonogramm.
- Ein zweiter Ring aus Bronze mit Christusmonogramm wurde im Grab eines etwa sechzigjährigen Mannes im spätantiken Gräberfeld Ziegelfeld entdeckt.
- Aus Ovilavis (Wels), aus der Umgebung des Gräberfeldes Ost stammt der Grabstein der Ursa, datiert ins 5. Jahrhundert. Der Soldat Flavius Ianuarius hat die Inschriftplatte aus Chloritschiefer seiner Gattin Ursa, einer Crestiana fidelis, gewidmet.
- Den deutlichsten Hinweis auf das Vorhandensein einer größeren christlichen Gemeinde in Lauriacum aber geben zwei archäologisch erforschte Kirchen, die zusammen auch die Berichte der Vita SS. Severini anschaulich bestätigen, die Lorcher Kirche und die abgerissene Maria-Anger-Kirche im Spital des Legionslagers. [--> Hl. Severin]

Das Christentum wurde unter Kaiser Theodosius (379–395) zur Staatsreligion erklärt.

Autorin: Christine Schwanzar, überarbeitet 2006


Der Artikel basiert im Wesentlichen auf: Schwanzar, Christine: Jupiter - Mithras - Christus, eine Religion im Wandel; in: Worauf wir stehen. Archäologie in Oberösterreich. Katalog zu einem Ausstellungsprojekt der Oberösterreichischen Landesmuseen [...]. Hrsg.: Jutta Leskovar u.a. (Kataloge des Oberösterreichischen Landesmuseums N. F. 195). - Weitra 2003, S. 169-174.