Pferde und Wagen

Fortbewegungsmittel und Prestigeobjekt
Seit der späten Jungsteinzeit (um 3000 v. Chr.) nutzt der Mensch in Europa das Pferd als Haustier. Es diente selten als Fleischlieferant, sondern vor allem als Fortbewegungsmittel und Prestigeobjekt. Für den Transport von Gütern als Packpferd oder vor einem Wagen als Zugpferd sowie als Reittier war es auch noch für die Menschen der Hallstattzeit von unschätzbarem Wert. Diese große Bedeutung zeigt sich anhand der vielen Pferdegeschirrteile, die den Toten von Mitterkirchen in ihre Gräber gelegt wurden.

Die Trensen (Gebissstück mit Ringen an jeder Seite zum Fixieren der Zügel) und Jochteile weisen technisch große Ähnlichkeit mit modernen Pferdegeschirren auf: Die Wassertrense, also das einfach gebrochene Mundstück, das schonender für das Pferdemaul ist als eine starre Stange, war in der Hallstattzeit bereits üblich. Zahlreiche einzelne Ringe wurden als Verbindung der verschiedenen Lederriemen des Geschirrs genutzt.

Hoher technischer Standard
Nichts spiegelt den Reichtum des Gräberfeldes von Mitterkirchen so deutlich wie die Funde von zwei reich verzierten Wagen. Auf Grund der Lage der erhaltenen Zierelemente aus Metall konnte einer der beiden Wagen sehr gut rekonstruiert werden. Er zeigt den hohen technischen Stand des Wagnerhandwerks in der Hallstattzeit: Der Wagen kommt abgesehen von den Rädern und den Zierteilen ohne Metallelemente aus und ist trotzdem voll lenkbar. Auch wenn dieser Prunkwagen wohl kaum als Transportmittel für Handelsgüter über große Strecken verwendet wurde, lässt seine Existenz darauf schließen, dass es zahlreiche ähnliche Gefährte gegeben haben muss, die für Transportzwecke genutzt wurden.

Autorin: Jutta Leskovar, 2008

Kostbares aus Gräbern. Handel und Mobilität im hallstattzeitlichen Mitterkirchen - Dokumentation einer Ausstellung im Freilichtmuseum Keltendorf Mitterkirchen vom 4. Mai bis 31. Oktober 2008.