Spätantike

In die Endzeit der Regentschaft Diokletians fiel der Martyrertod des Hl. Florian in Enns am 4. Mai 304, der Büroleiter des Statthalters von Lauriacum war. (--> Heiliger Florian) Bereits unter seinem Nachfolger Kaiser Constantin I. (306–337) wurde das Christentum zuerst anerkannt und dann zur Staatsreligion erklärt. 

Im 4. Jahrhundert verweilten zweimal römische Kaiser in Lauriacum: Am 24. Juni 344 unterzeichnete dort Constantius II. (337–361) einen kaiserlichen Erlass und 378 kam Gratianus (367–383) auf der Durchreise nach dem Osten vorbei. 

Für Ufernoricum und die Grenze sind die Bautätigkeiten zur Zeit Kaiser Valentinians (367–383) und seines Grenzgenerals, des dux Ursicinus, dessen Ziegelstempel sich an vielen Limesbauten in Oberösterreich finden, wichtig. Damals und in dem anschließenden Jahrhundert verwandelten sich die mauerumwehrten Kastelle allmählich in Siedlungszonen, hier konnte man sich hinter schützenden Mauern trotz vieler Überfälle relativ sicher fühlen.

In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zogen verschiedene barbarische Stämme durch Noricum (Vandalen, Westgoten, Ostgoten, Hunnen), trotzdem blieb das römische Leben hier einigermaßen intakt.

Das Ende der römischen Herrschaft
In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts bestand in Ufernoricum kein wirksamer Grenzschutz und auch keine geregelte politische Verwaltung mehr. Auch in Binnennoricum war Virunum längst aufgegeben und Teurnia (jetzt Tiburnia) bei Spittal an der Drau die Hauptstadt des Restes der ehemaligen Provinz.

Vita S. Severini
Als wichtiges Zeugnis über die Zeit kurz vor der Auflösung der römischen Herrschaft ist die von Eugippius verfasste Vita S. Severini erhalten. Der Heilige, der um 460 n. Chr. in den Donauraum kam, stand den Leuten in ihrer Not bei und brachte diese, als die Grenze nicht mehr zu halten war, zuerst nach Lauriacum und später nach Favianis und in andere weiter östlich an der Donau gelegene Orte, wo sie unter dem Schutz der Rugier leben konnten. (--> Heiliger Severin)

Räumung von Ufernoricum
Nachdem die Räumung von Ufernoricum 488 durch einen Sonderbeauftragten Odoakers (476–493) durchgeführt worden war, erlebte der Rest von Binnennoricum unter dem Ostgotenkönig Theoderich (493–526) eine kurze Blütezeit. Nach dem Zusammenbruch der Gotenherrschaft und unter den ihr nachfolgenden Franken und Langobarden lockerte sich die Bindung zu Italien immer mehr. Ende des 6. Jahrhunderts erstarb mit dem Eindringen der Slaven und Awaren auch der „letzte Rest römischer Verwaltungsorganisation“.

Autoren: Christine Schwanzar, Gerhard Winkler, 2006