Das wohl eindrucksvollste Schauspiel, das man bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts an der Donau erleben konnte, war die Vorbeifahrt eines Schiffszuges. Schon kilometerweit war der Lärm der Rossknechte und Pferde zu hören. Kostspielig waren nicht nur die Pferde und ihre Ausrüstung, sondern auch die Treppelwege, die schweren Zugseile, das Futter der Tiere und die Verpflegung der Menschen. Bis zu 500 Meter waren diese Schiffszüge lang. An die 60 Pferde und ebenso viele Menschen waren beteiligt. Etwa 500 t Nutzlast konnten flussaufwärts bewegt werden. Drei bis fünf Wochen dauerte die Fahrt Wien-Passau. Neunmal mussten die Ufer gewechselt werden. Zahlreiche Nebenflüsse waren schwimmend oder watend zu durchqueren.
An den Zuflüssen der Donau, an Inn, Traun und Enns, waren die Schiffszüge zwar kleiner, aber nicht weniger spektakulär. Auf der Traun wurde der Gegenzug im frühen 16. Jahrhundert aufgenommen. Bis 1811 wurde er von anliegenden Bauern bewerkstelligt, dann in ärarische Verwaltung übernommen und 1825 Privaten übertragen. 1836, mit der Eröffnung der Pferdebahn, rechneten sich Gegenzüge nicht mehr. Doch das Schauspiel lässt sich wieder erleben: In den vom Schifferverein Stadl Paura nachgestellten Gegenzügen mit einem original nachgebauten Salztrauner.
Autor: Roman Sandgruber, 2016
Mensch & Pferd - Kult und Leidenschaft - Dokumentation zur OÖ Landesausstellung 2016, 29. April bis 6. November 2016 im Pferdezentrum Stadl Paura.