Die größten Events des europäischen Rittertums waren die Turniere. Sie wurden im späten 11. Jahrhundert in Nordfrankreich erfunden. Anfangs waren sie nichts anderes als ein Training, um spielerisch für den kriegerischen Ernstfall zu üben: In der ungefährlichsten Variante zeigten die Teilnehmer ihre Geschicklichkeit in der Waffenführung. Die zweite Art war das eigentliche Turnier, in dem zwei Reitergruppen ein tatsächliches Gefecht nachahmten. Die dritte und nobelste Form war der Einzelkampf zweier Reiter.
Aus diesem Zweikampf entwickelten sich im Spätmittelalter das „Gestech“ und das „Rennen“. Das „Stechzeug“ wurde immer mehr zu einer technisch ausgereiften, überschweren und extrem teuren Sportausrüstung. Auch die Pferde wurden mit Rossstirnen und über die Brust gehängten „Stechsäcken“ speziell geschützt. Die zweite Form, das „Rennen“ war wegen der Verwendung spitzer Lanzen wesentlich gefährlicher als das Stechen, die Ausrüstung war aber billiger. Turniere konnten für die Teilnehmer zu großem Ruhm führen, aber auch zum völligen finanziellen und körperlichen Desaster werden. Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts wurden Turniere immer seltener und schließlich ganz vom Karussell und den höfischen Rossballetten verdrängt.
Autor: Roman Sandgruber, 2016
Mensch & Pferd - Kult und Leidenschaft - Dokumentation zur OÖ Landesausstellung 2016, 29. April bis 6. November 2016 im Pferdezentrum Stadl Paura.