Geboren in Komotau, Böhmen am 6. 8. 1839, gestorben in Wien am 12. 8. 1911.
Er besuchte ab 1851 die Marineakadademie in Triest, nahm aber daneben auch Malunterricht bei Bernhard Fiedler. Anschließend begann er die militärische Laufbahn im Pionierkorps und wurde 1856 nach Linz versetzt, wo er seine künstlerische Ausbildung bei J. M. Kaiser vertiefte. 1863 quittierte er im Rang eines Oberleutnants den Dienst und bereiste in der Folge Südamerika, China und Japan, wo er in Nagasaki für die Handelsfirma Textor & Co. arbeitete.
1865–67 kämpfte Stillfried in Mexiko im österreichischen Freikorps für Kaiser Maximilian von Mexiko, hielt sich nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs für einige Zeit in Österreich auf, kehrte aber kurz darauf wieder nach Japan zurück, wo er bis 1870 in Tokio bei der norddeutschen Gesandtschaft und als politischer Berichterstatter für das Ministerium des Äußeren arbeitete. 1871 gründete er in Yokohama das photographische Atelier Stillfried & Comp. (später Stillfried & Andersen), das für die nächste Dekade das erfolgreichste photographische Studio Japans wurde. Mitte der 70er Jahre übernahm er auch die Firma des Photographen Felice Beato. 1878 Professor der Photographie und Vorstand der photographischen Abteilung an der Staatsdruckerei in Tokio. Stillfried spezialisierte sich auf Photographien, die besonders die traditionelle Volkskultur Japans zum Thema hatten, und zeigte seine Aufnahmen auf zahlreichen internationalen Ausstellungen, u. a. in Wien (1873), London (1877), Paris und Amsterdam (1878), Melbourne (1880) und Kalkutta (1883).
Für weitere Aufnahmen reiste er u. a. nach Hongkong (1881–82) und Siam (1882–83). 1883 kehrte er nach Wien zurück und stellte hier seine asiatischen Werke im Museum für Kunst und Industrie aus; außerdem führten ihn Reisen u. a. 1889 nach Dalmatien, Bosnien-Herzegowina und Griechenland.
In den 90er Jahren betätigte sich Stillfried auch als Restaurator und Maler von Interieurs (z. B. „Das Innere der Stephanskirche“, 1898). Stillfried, der als einer der wichtigsten Reisephotographen des 19. Jahrhunderts gilt, war ab 1872 Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien und ab 1875 Hof-Photograph; 1871 Ritter des Franz Joseph-Ordens.
Raimund Freiherr von Stillfried und Rathenitz ist bekannt für seine Porträtfotografie und ähnlich wie Felice Beato machte er zahlreiche Genre- und Landschaftsaufnahmen. Solche Aufnahmen, die sorgsam inszenierte Genreszenen mit Menschen fremder Kulturen sowie Bilder von Reisen in möglichst unbekannte Regionen und Sehenswürdigkeiten zeigten, waren damals gefragte Souvenirs auf dem europäischen Markt. Die oftmals in hoher Qualität hergestellten Massenartikel sind heute selten und wertvoll. Typisch für die Aufnahmen von Stillfried war die sorgfältige Handkolorierung.
Quelle: Wikipedia
Autoren: Helmut und Elisabeth Wildberger, Reinhold Klinger, 2021
„Drinnen und draußen - Werke der Atelier- und Wanderfotografen 1850 bis 1900“ - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum Pregarten 2021/2022.