Die Malerei hatte die Möglichkeit, Menschen, Tiere, Landschaften, Feste etc. festzuhalten. Dennoch waren das keine Momentaufnahmen, da auch die eigenen Vorstellungen des Künstlers in seine Bilder einflossen.
Es entwickelte sich der Wunsch des Menschen, das Flüchtige und Vergängliche im Bild festzuhalten – augenblicklich und ohne zeitliche Verzögerung; so wie das Bild in der Sekunde gesehen wird, ohne Träumerei und idealistischer Weltinterpretation.
Die Fotografen des 19. Jahrhunderts spürten, dass ihnen der Fotoapparat Möglichkeiten eines neuen Blicks auf die Welt eröffnete. Und dennoch: Die Fotografie zeigt, hat aber nichts zu sagen, sie bleibt stumm gegenüber den Dingen, die sie zeigt. Erst der Betrachter vervollständigt das Bild.
Arthur Schnitzler (1862 – 1931, österreichischer Arzt und Dramatiker) wirft einen Blick auf die notwendige Geduld, die ein Fotograf braucht: „Bereit sein ist viel, warten zu können ist mehr, doch erst den rechten Augenblick zu nutzen ist alles“.
Drei Voraussetzungen waren notwendig, um fotografische Bilder zu erhalten und dauerhaft zu fixieren: ein optisches System zur Abbildung des Motivs; eine chemische Substanz, die ihr Aussehen unter dem Einfluss von Licht veränderte und ein Mittel, das diese Veränderung fixieren konnte.
Bis heute hat die Fotografie nichts an Anziehungskraft verloren.
„Das Wesen des Menschen bei der Aufnahme sichtbar zu machen, ist die höchste Kunst der Fotografie“
(Friedrich Reinhold Dürrenmatt, 1921 – 1990, Schweizer Schriftsteller)
Quellen:
Baatz, Willfried: Geschichte der Fotografie. DuMont Buchverlag. Köln 2008.
Müller, Markus: Die Zukunft der Vergangenheit. Moderne Fotografie im 19. Jahrhundert. Graphikmuseum Pablo Picasso Münster. Münster 2009.
Autoren: Helmut und Elisabeth Wildberger, Reinhold Klinger, 2021
„Meine Wünsche lauten, die Photographie zu veredeln und für sie den Charakter und den Gebrauch der Hohen Kunst zu sichern, indem ich das Wirkliche und Ideale kombiniere und nichts von der Wahrheit opfere bei aller Hingabe an die Poesie und Schönheit.“
Julia Margaret Cameron (1815 – 1879), englische Fotografin, insbesondere Porträts und Genreszenen
„Jeder Kniff, jeder Trick und jedes Zauberkunststück darf vom Photographen angewendet werden … Die Pflicht gebietet ihm, das Gewöhnliche, Nackte und Hässliche zu vermeiden und stattdessen seinen Aufnahmegegenstand zu erheben, unbeholfene Formen zu tilgen und das Unmalerische zu korrigieren.“
Henry Peach Robinson (1830 – 1901), englischer Fotograf
„Drinnen und draußen - Werke der Atelier- und Wanderfotografen 1850 bis 1900“ - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum Pregarten 2021/2022.