Die „Alte Schule“ zu Kefermarkt
Franz Kurz' Geburtshaus

Das Kurz-Geburtshaus in Kefermarkt, Oberer Markt 34, ist nun schon seit mehr als 400 Jahren Teil unseres Kirchenplatz-Ensembles und umrahmt gemeinsam mit weiteren altehrwürdigen Häusern diesen geschichtlich bedeutsamen Raum.
Im Handbuch für Kunstdenkmäler Österreichs (DEHIO) wird das denkmalgeschützte Gebäude als „ehem. Protestantische Schule, Urk. 1588“ erwähnt.
Zu dieser Zeit war Hans Wilhelm von Zelking Schlossherr zu Weinberg.
Der hochgebildete Adelige war überzeugter Lutheraner und verwaltete nach dem Bistum Passau den größten Grundbesitz im Mühlviertel. Er war politisch sehr einflussreich und ließ die mittelalterliche Burg Weinberg zu einem Renaissanceschloss umbauen:

In seinem Testament aus dem Jahre 1616 ist über die Schule folgendes nachzulesen: „Nachdem ich vor 28 Jahren, als 1588 in meinem Markht Khefermarkht Gott zu Ehren und zu Nutz der lieben Jugent ein Schul von Grundt auf erbauth und bishero underhalten hab also sorg, ordne und schaff ich das durch meine Erben und nachkommende Inhaber der Herrschaft solche Schul mit gebeith und dero Zugehörung wohl underhalten, dazu gleichfahls ein tauglich qualificierter Schulmeister…
Frimmel E.: Das Adelsgeschlecht der Herren von Zelking, Abschrift aus Testament von HW Zelking; Weitra 2011

Hans Wilhelm Zelking wr einer der Wortführer jener Adeligen, die Widerstand leisteten, als Kaiser Rudolf II. die Ausübung der protestantischen Religion im Herzogtum Österreich ob der Enns verbieten lassen wollte. Da seine männlichen Nachfolger in jungen Jahren verstarben, übergab er sein Schloss seinem Vetter. Alt und müde zog er sich nach einem Schlaganfall zu seiner Tochter in das Stammschloss nach Zelking zurück, wo er 1627 verstarb (Dr. Edith Frimmel).

Wechselnde Verwendungen der „Alten  Schule“ im 20. Jahrhundert

Mit der Eröffnung der neuen Volksschule im Jahre 1912 änderten sich auch die Verwendungen des Gebäudes. Zunächst fand in den ehemaligen Schulräumen das Postamt seinen Sitz, ab 1955 folgte die „Volksbank“ (später Raiffeisenkasse), bis diese schließlich 1971 in das neu errichtete Gebäude an der Kefermarkter Bezirksstraße übersiedelte.
Die „Alte Schule“ diente fortan als Mietshaus und beherbergte bis zu drei Parteien. Auch Fremdenzimmer wurden angeboten.
Maria Bodingbauer, seit 1967 Besitzerin des Anwesens, verstarb 96-jährig im Jahre 2015. Die Erben leben in Enns und vermieten einen Teil der Räumlichkeiten.
Das Haus ist eines von 11 denkmalgeschützten Objekten in Kefermarkt. Im unteren Vorhaus ist ein sehr schönes Stichkappengewölbe zu sehen. Eine schmale Steintreppe führt zu den Räumen der ehemaligen Geldinstitute, wobei auch hier noch Stuckdecken vorhanden sind.

Autoren: Wolfgang Harant und Johannes Mitschan, Kefermarkt 2022

Dokumentation der Ausstellung "Franz Kurz. Ein Kefermarkter, der Geschichte schrieb", organisiert und gestaltet vom Verein "Kunst Kultur Freizeit in Kefermarkt", 2022 im "Stöckl" in Kefermarkt zu besichtigen.