Kosmos Kloster
St. Florian zur Zeit von Franz Kurz

Von der Auflösung bedroht

Am 29. November 1781 kündigte Kaiser Joseph II. erstmals die beabsichtigte Aufhebung von Klöstern an und erklärte „Jene Orden können Gott nicht gefällig sein, die sich nicht mit der Krankenpflege und Jugenderziehung beschäftigen, also dem Nächsten ganz und gar unnütz sind.
Auch das Stift St. Florian war den Auflösungsbestrebungen der josephinischen Reformen ausgesetzt. So wurde das Hausstudium aufgelöst, die Kleriker mussten ihre Ausbildung am „Generalseminar“ in Wien absolvieren. Während der Franzosenkriege wurde im Stift ein Spital eingerichtet.

Der Weg ins Kloster

Als 1790 Franz Kurz als 19-Jähriger in das Stift St. Florian eintrat, war in Österreich bereits ein Drittel aller Klöster aufgelöst. Trotzdem blieb jungen Männern, die keiner Adelsfamilie entstammten, der Gang ins Kloster oftmals als einzige Möglichkeit, eine akademische Ausbildung zu erlangen. Klöster galten neben theologischer Wirkungsstätte weithin auch als Zentren von Wissenschaft und Forschung.
So schreibt Karoline Pichler, Schriftstellerin und Zeitgenossin von Franz Kurz, über St. Florian „dass in diesem Stifte Männer von hoher Geistesbildung und mannigfacher wissenschaftlicher Richtung lebten und zum Teil noch leben, so dass es mich oft bedünke, ich befände mich nicht in einem Kloster, sondern in einer Akademie, in der mehrere Gelehrte oder sonst gebildete Männer sich und ihren Bestrebungen zu höheren literarischen Zwecken vereinigt hätten.

Intensive Studien

Michael Ziegler, Novizenmeister und späterer Abt von St. Florian, ist es zu verdanken, dass Franz Kurz in seinem Wissensdurst in Richtung bibliographischer und paläographischer Studien Unterstützung fand. Das Theologiestudium in Wien 1793/94 unterbracht diesen Forschungsdrang. Seinem lebhaften Geist folgend knüpfte er Kontakte zum Bibliographen Denis und widmete sich auch dem „Studium des Generalbasses und der Compositionslehre“ bei Albrechtsberger, dem bald eigene Werke folgten.
Der von Händels Musik begeisterte Franz Kurz wurde schließlich 1797 Regens chori.

Priesterliches Wirken

Bereits 1796 zum „Cooperator“ an der Stiftspfarre bestellt, übte Franz Kurz diese seelsorgliche Tätigkeit fast bis zum Lebensende aus. Seine liebste Tätigkeit, so schrieb er selbst, sei das Wirken in der Schule gewesen.
Kurz scheute sich nicht, auch im Lazarett den Kranken und Sterbenden beizustehen. Die Folgen einer Typhuserkrankung, die er sich bei seiner Tätigkeit im Krankenlager zugezogen hatte, begleiteten und plagten den Priester bis zu seinem Lebensende.

Archivar und Geschichtsforscher

Dem jungen Chorherren Franz Kurz wurde 1799 das Stiftsarchiv anvertraut. Seine Gabe, die historischen Urkunden zu sichten und zu bewerten, führte ihn schließlich zur literarischen Tätigkeit. 1805 bis 1809 legte er mit den „Beyträgen zur Geschichte des Landes ob der Enns“ den Grundstein für eine Reihe historischer Publikationen. Franz Kurz recherchierte intensiv in zahlreichen Kloster- und Adelsarchiven, sowie im ständischen Archiv in Linz. Dabei bewahrte er viele Schriften aus aufgelösten Klöstern vor der Vernichtung. So verdoppelte sich unter Kurz der Bücherbestand des Stifts St. Florian auf etwa 150.000 Bände! Bei seinen Nachforschungen stieß er auch auf jene Urkunde, die das Ennser Stadtrecht von 1212 belegt.

Würdigungen

In der Landeschronik Oberösterreich von Rudolf Lehr wird Franz Kurz als „Vater der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung in Oberösterreich und Begründer der St. Florianer Historikerschule“ genannt.
1827 verlieh im Kaiser Franz I. die Große Goldene Civil-Ehrenmedaille mit Kette für seine Verdienste um die vaterländische Geschichte. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ernannte Kurz zu ihrem Mitglied. Am 1. Oktober 1896 wurde in Kefermarkt in einer feierlichen Zeremonie eine Gedenktafel zu seinen Ehren enthüllt. Im Linzer Stadtteil Kleinmünchen trägt seit 1929 eine Straße seinen Namen.

Letzte Ruhestätte

Franz Kurz verstarb am 12. April 1843. Er fand seine letzte Ruhestätte im Stiftsfriedhof St. Florian. Jodok Stülz, der seinen Mentor in der Sterbestunde begleitete, war ebenso Teil der Florianer Historikerschule. Jodok Stülz wurde später Probst des Stiftes und war auch Mitbegründer des Musealvereines.
In einem Nachruf der „Frankl’schen Sonntagsblätter“ hieß es: „dass wir bis jetzt, außer einer flüchtigen Notiz in der Wiener Zeitung, keine Zeile über den Tod von Franz Kurz in den Wiener Blättern gesehen haben, wird Keinen wundern, da der Hingeschiedene kein Claviervirtuose, kein Kunstreiter, kein Komödiant und nur ein berühmter Geschichtsschreiber des Vaterlandes war!

Autor: Wolfgang Harant, Kefermarkt 2022
 

Verwendete Literatur

  • Buchmayr, F.: Wissenschaftliche Initiativen des Stiftes Sankt Florian. St. Florian 2021, S. 72-74
  • Augustiner Chorherren von St. Florian: florinside – Zeitung,; St. Florian 2021, S. 16+17)
  • Lehr, R.: Landeschronik Oberösterreich. Wien 2008, S. 150-151)
  • Horawitz, A.: „Kurz, Franz“ in Allgemeine Deutsche Biographie (1883), https://www.deutsche-biographie.de/pnd117555355.html; letzter Zugriff am 14.8.2022.

Dokumentation der Ausstellung "Franz Kurz. Ein Kefermarkter, der Geschichte schrieb", organisiert und gestaltet vom Verein "Kunst Kultur Freizeit in Kefermarkt", 2022 im "Stöckl" in Kefermarkt zu besichtigen.