Vereinnahmung

Hitlerjugend und Schule
Die totale Macht, der aggressive Einsatz von Propagandamaterial und große „Freizeitversprechungen“ bringen der HJ in den Schulen erheblichen Zuwachs. Die erste Anmeldefrist in Linz endet am 1. April.
Anfang Juni 1938 ordnet der Landesschulrat den Aufbau einer großen HJ-Organisation an. Mit Beginn des Schuljahres 1938/39 sollen alle Gliederungen einsatzbereit sein. Vertrauenslehrer der HJ haben die bisher nicht organisierten Schüler namentlich zu melden. Ohne Bestätigung der regelmäßigen Dienstleistungen in der HJ darf keine weiterführende Schule besucht werden!
Mitte Mai werden die jüdischen Schüler abgesondert. Für etwa 30 Schüler hat man in der Altstadt Klassenräume eingerichtet.

Lager und Fahrten der HJ
Den Familien wird immer mehr „gemeinsame Zeit genommen“, die neuen HJ-Heime sollen nun zum wichtigsten Aufenthaltsort für die Kinder und Jugendlichen werden.
Nach dem Willen der Nationalsozialisten darf es das Zuhause nur noch „nebenher“ geben!
Der NS-Staat macht Werte wie Barmherzigkeit, Demokratie, Menschenachtung, humane Bildung bzw. Freiheit des Denkens offen lächerlich, die „neuen Erziehungswerte“ gelten vor allem der physischen und der psychischen Vorbereitung auf den Krieg – Hitler will eine „grausame Jugend“!

Der Arbeitsdienst
Am 31. März 1938 wird auch in Oberdonau mit dem Aufbau eines Reichsarbeitsdienstes für die weibliche Jugend begonnen. Eines der ersten Lager entsteht in Aigen im Mühlkreis. WJ-Lager – d.h. sieben Stunden Arbeit, am Abend NS-Schulungen, aber auch Gemeinschaft fern der Heimat.

Die Unterwerfung
Auch die Kirchen müssen sich der NS-Diktatur beugen...
Schon Ende April kommen die österreichischen Bischöfe zur Erkenntnis, dass sie getäuscht wurden. Bald sind „bekennende Christen“ der NS-Verfolgung ausgesetzt.

Der Führer ruft – wir folgen
Am 2. Dezember 1938 äußert sich Hitler in Reichenberg über die Erziehung im nationalsozialistischen Staat:
Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken und wenn diese Knaben mit 10 Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum ersten Male überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend und dort behalten wir sie wieder vier Jahre.
Und dann geben wir sie erst recht nicht zurück. Wenn sie dort noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs Monate geschliffen. Dann übernimmt sie die Wehrmacht zu weiterer Behandlung auf zwei Jahre und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.


Das „Münchner Abkommen
Nach dem Anschluss Österreichs sind die deutschsprachigen Teile der Tschechoslowakei das nächste Ziel der Aggressionspolitik Hitlers. In Böhmen und Mähren leben über drei Millionen Deutschsprachige. Hitler erklärt sich zum Beschützer dieser „unterdrückten Sudetendeutschen“ außerhalb des Dritten Reichs. Im „Münchner Abkommen“ im September 1938 stimmen Frankreich und England der Forderung Hitlers zu, ihm das Sudetenland abzutreten.
Wenige Wochen später besetzen deutsche Truppen das Gebiet.

Autoren: Kurt Cerwenka, Fritz Fellner

Das Jahr 1938 – Ausgrenzen: Verschobene Grenzen. Dokumentation der Sonderausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 9. Juni bis 15. Juli 2018.