Stadtrecht von Enns
1212

Enns, Stadtarchiv Sch A I 1 – 1212

Enns, Stadtarchiv Sch A I 1 – 1212
Enns wird das Stadtrecht verliehen.

Im 12. und 13. Jahrhundert kam es in Mitteleuropa zu einer regelrechten Welle von Stadtgründungen. Dies hatte vielerlei Ursachen: eine davon war sicherlich ein sprunghafter Anstieg der Bevölkerung. Es wurden jedoch nicht nur Städte „auf der grünen Wiese“ gegründet (etwa Freistadt), sondern auch alte Siedlungsplätze wie eben Enns/Lorch ausgebaut und mit umfangreichen Rechten ausgestattet.

Das Ennser Stadtrecht aus dem Jahr 1212 wurde vom Babenbergerherzog Leopold VI. von Österreich ausgestellt und kann als Vorbild für alle späteren Stadtrechte im Bereich des babenbergischen und habsburgischen Herrschaftsgebietes angesehen werden.

Inhaltlich wurden vor allem straf- und erbrechtliche Angelegenheiten der Stadtbewohner angesprochen, ergänzt mit Angaben zur Verfassung und Verwaltung der Stadt.

So wird etwa geregelt, welche Geldzahlung ein Stadtbewohner bei einer Körperverletzung zu leisten hat. Ist er mittellos, gilt das Prinzip „Aug um Aug, Zahn um Zahn“. Geregelt wurde auch das weibliche Erbrecht beim Tod eines Stadtbürgers, sodass etwa Witwe und Töchter ohne Einmischung des Stadtherrn ihr Erbe antreten konnten. Dies war in der damaligen Zeit nicht ohne weiteres möglich und stellte einen großen Fortschritt dar.

Transkription und Übersetzung der Urkunde (Ausschnitt):

Transkription und Übersetzung der Urkunde (Ausschnitt):

Hinc est, quod nos civium nostrorum Anasensium devotionem peticionemque affectuosam pia animadvertentes consideratione donavimus ipsis ac posteris eorum et iuxta consilium et ammonitionem fidelium ac ministerialium nostrorum perpetua statuimus donatione iura, per que clementer eorundem providimus paci ac tranquilitati.

Darum haben Wir die demütige und eifrige Bitte unserer Bürger zu Enns mit Fleiß vernommen und auch nach dem Rate und Vermahnen Unserer Hochedlen und Dienstmannen ihnen und ihren Nachkommen zu immerwährendem Geschenke die Rechte festgesetzt, durch welche Wir für ihren Frieden und ihre Ruhe gnädig vorgesehen haben.

Autor: Klaus Rumpler, 2008

Mit Brief und Siegel - Dokumentation zur Ausstellung im Schlossmuseum Linz vom 14. Oktober 2008 bis 7. Jänner 2009.