Eine Schulklasse
um die Mitte des 19. Jahrhunderts

Der Klassenraum war in bis zu drei Abteilungen unterteilt und es befanden sich bis zu hundert, oftmals auch noch mehr Kinder in diesem einen Raum. Die hygienischen Bedingungen waren sehr schlecht, immer wieder gab es Epidemien mit schweren Erkrankungen und auch Todesfällen. Die Kinder hatten kaum Platz. Sie saßen eng aneinandergeschmiegt auf einer Schulbank.

Vorne an der Wand befanden sich eine schwarze Schiefertafel auf einem Holzgestell als  Visualisierungswerkzeug für alle Schüler, das Lehrerpult, ein Kruzifix und ein Bild des Kaisers. Außerdem stand dort noch der große Schulsetzkasten. Es ist dies ein im Jahr 1835 erfundener Kasten, der mehrfach einzelne Buchstaben enthält. Er hat eine Vorrichtung, in der diese Buchstaben zu Wörtern zusammengesetzt und die Wörter wieder in die einzelnen Buchstaben zerlegt werden können. Dies war ein Unterrichtsmittel für die erste Klasse, das selbst die ärmsten Bergschulen besaßen und das zum Symbol des Lesenlernens wurde.

Vorne seitlich standen der gusseiserne Ofen, einige Lehrmittel und der Abakus, ein Rechenrahmen bzw. Rechenschieber aus Holz mit zehn Eisenstäben, der als Hilfsmittel eingesetzt wurde, um mit Hilfe der zehn mal zehn zweifärbigen Holzkugeln anschauliches Rechnen im Zahlenraum 100 zu üben.

An den Klassenwänden rechts und links hingen Bildtafeln, Anschauungsbilder bzw. Märchenbilder. Die Tische und Bänke füllten den Klassenraum fast bis zur Rückwand, an der meist etliche Kleiderhaken für die Überkleider befestigt waren.

Auf den Schülerpulten lagen kleine Schiefertäfelchen. Auf diesen Tafeln wurden von den Kindern die ersten Buchstaben und Wörter mit Griffeln geschrieben, die im Griffelkasten/in der Griffelbüchse aufbewahrt wurden.

Ein Griffel war ein spitzer Stift aus hartem Material, meist auch aus Schiefer. Durch den Griffel wurden feine Spuren in die Tafel gezogen. Mit kleinen Schwämmchen konnte man die Tafeln wieder säubern und mit einem oft selbst gehäkelten Lappen trocken wischen. Die größeren Schüler durften mit einem Federkiel – später mit einer Schreibfeder – auf Papier schreiben. Dazu tunkten sie die Feder in ein Tintenfass ein, das in einer Öffnung im Pult steckte und schrieben ein paar Zeilen – sehr vorsichtig, da Papier teuer war.

An den Schulranzen waren diese gehäkelten oder genähten Lappen zum Trockenwischen der Tafeln befestigt. Die lederne Schultasche in Kastenform entwickelte sich aus dem Tornister der Soldaten. Diese Taschen hatten einen Gurt zur Entlastung des kindlichen Rückens und wurden mit zwei weiteren Gurten verschlossen. Buben und Mädchen trugen oft unterschiedliche Schulranzen. Die Taschen waren robust und haltbar und wurden oft von Kind zu Kind, von Generation zu Generation weitergegeben.

Unterrichtet wurde im Frontalunterricht: Der Lehrer stand vorne an der Tafel oder saß am Pult. Die Kinder saßen in den Bänken hinter - und nebeneinander. Sie „drückten“ die Schulbank. Manchmal gab es strenge Strafen. Dann mussten sie in der Ecke stehen, auf einem Holzscheit knien oder in der „Eselsbank“ sitzen.

Zum Frühstück gab es bei der bäuerlichen Bevölkerung meist eine Mehlsuppe oder einen Sterz, da sich die Kinder für den langen Schulweg stärken mussten. Als Jause gab es Brot und einen Apfel. Doch obwohl der Weg oft beschwerlich war und die Kinder barfuß oder mit Holzschuhen unterwegs waren, hatten sie sicherlich auch oft ihren Spaß miteinander.

Text: Ilse Kögler

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