Stadtväter

Die Bürgermeister (Ernst Koref in Linz und Ferdinand Markl in Urfahr) haben einen – wie Koref es ausdrückt – „mühsamen und verantwortungsreichen Brückendienst“ zwischen Rathaus und den Besatzungsmächten zu leisten.

Erschwert wird dieser dadurch, dass die Russen das Mühlviertel zu einem eigenständigen Bundesland mit Urfahr als Hauptstadt ernannt haben. Gleichzeitig werden alle offiziellen Verbindungen zu Linz untersagt, was nur durch viel Improvisation und verschiedene Tricks zu umgehen ist. Die Kooperation mit den Besatzungsmächten verbessert sich allerdings bald – und zwar auf unerwartete Weise: Die Russen müssen erkennen, so berichtet das Tagebuch Urfahr von Johann Pauk, dem Sekretär des Bürgermeisters Markl, dass sie „ein durchaus friedliches Volk vor sich hatten, das weder ein Rachegefühl kannte, noch einer Grausamkeit fähig war“.

Auf amerikanischer Seite wiederum tritt ein neuer Stadtkommandant, Major Davies, seinen Dienst an, den Koref diplomatisch als „Frohnatur mit Sinn für menschliche Begegnung“ beschreibt, die sich von ihren „schweren Besatzungspflichten mit seiner schönen österreichischen Freundin im lieblichen Aschachtal erholte und das Regieren dem Bürgermeister überließ“.

AutorInnen: Klaudia Kreslehner, Georg Thiel
 

Dokumentation zur Ausstellung GETEILTE STADT. Linz 1945-55 im NORDICO. Stadtmuseum Linz vom 17. April bis 26. Oktober 2015 | Kurator/in und Autor/in: Klaudia Kreslehner, Georg Thiel