Pfeffer
und andere Gewürze

Interessant genug ist, dass gerade in der feineren Küche des kaiserzeitlichen Italien der wichtigste Würzstoff ein völlig exotisches Produkt gewesen ist: Pfeffer. Dieses Produkt, das unter allen Gewürzen der erhaltenen römischen Rezepte am häufigsten gebraucht wurde, hatte nicht weniger als rund 5.000 Kilometer über See zu reisen, ehe es auch nur bis an die äußersten Grenzen des Römischen Reiches kam. In großen Mengen eingeführt, kostete Pfeffer seinen Preis. Im Italien des mittleren ersten Jahrhunderts nach Christus kam ein Vorrat von 50 Gramm – das entspricht etwa dem Inhalt eines modernen Streuwürzers – auf etwa 15 Asse. Der Tagessold eines einfachen Legionssoldaten betrug rund zehn Asse.

In Anbetracht des weiten Importweges war es schon eine große Überraschung, als im Jahr 1984 die ersten Funde von Pfefferresten auch auf dem Boden einer nördlichen Provinz des Römischen Reiches bekannt wurden. Sie wurden im Augusteischen Legionslager von Oberaden in Nordrhein-Westfalen geborgen. Seitdem sind Pfefferfunde aber auch im elsässischen Biesheim und im bayerisch-österreichischen Alpenvorland im römischen Donauhafen von Straubing zum Vorschein gekommen. Außerdem besitzen wir inzwischen inschriftliche Belege für den Import von Pfeffer aus Trier und aus Vindolanda im Norden Englands.

Die anderen Importgewürze, die wir in den Nordprovinzen des Reiches nachweisen können, hatten keinen so weiten und abenteuerlichen Weg zurückzulegen wie der Pfeffer. Sie kamen aus dem Mittelmeergebiet und die meisten von ihnen wurden nicht nur importiert, sondern in römischer Zeit auch erstmals bei uns angebaut und hier eingebürgert. Das gilt für:

Basilikum Knoblauch
Bohnenkraut Koriander
Dille Melisse
Fenchel Petersilie
Gartenkerbel Raute
Gartenthymian Sauerampfer

Während Koriander sogar bis ins Freie Germanien gelangte, ließen sich Kapern nicht an unser Klima gewöhnen und wurden fallweise importiert; und auch der wärmebedürftige Kreuzkümmel – im heutigen wie schon im damaligen Mittelmeerraum heiß geliebt – wurde (wie Funde aus dem antiken Hafen von Straubing zeigen) bei uns eingeführt, ohne aber hier heimisch zu werden.

Autoren: Erwin M. Ruprechtsberger, Günther E. Thüry, 2007

Kulinarisches aus dem römischen Alpenvorland - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 12. Juni bis 9. September 2007.