Auch im Bereich der „grünen Küche“ gab es regionale Spezialitäten. So schreibt der römische Historiker Cassius Dio über die Bewohner des ostösterreichisch-ungarischen Donauraumes: Die Pannonier dort an der Donau litten nicht nur unter schlechtem Klima, sondern hätten außerdem deshalb ein miserables Leben, weil sie sich nur von Gerste und Hirse ernährten (Dio 49,36,3). Dieser Vorliebe für Gerste und Hirse, die auch die Archäologie bestätigt, brachte ein Südländer kaum Verständnis entgegen; denn beide Getreidearten galten in Italien als minderwertig. Die Gerste ist im römischen Militär sogar für Strafrationen verwendet worden.
Was Dio befremdet hat, war – neben der Vorliebe der Pannonier für Gerste- und Hirsebrei und -brot – noch ein anderer Umstand: So notiert er, dass die Menschen Gerste- und Hirseprodukte nicht nur essen, sondern vielmehr „auch trinken“. Damit spielt er wohl auf das in Pannonien getrunkene Bier an. Auch Bier war in den Augen der Südländer ein exotisches – ja, man kann ruhig sagen: ein barbarisches – Produkt. In Italien trank man fast ausschließlich Wein. Das Bier Pannoniens war also eine für den Südländer auffällige regionale Spezialität.
Autoren: Erwin M. Ruprechtsberger und Günther E. Thüry, 2007
Kulinarisches aus dem römischen Alpenvorland - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 12. Juni bis 9. September 2007.