Die österreichische
68er-Bewegung

Bis Mitte der Sechzigerjahre steckt die österreichische Studentenschaft wegen der festgefahrenen parteipolitischen Blöcke in starren Strukturen. Besonders im Hochschulbereich dominieren die beiden „bürgerlichen“ Parteien ÖVP und FPÖ, berufliche Karrierechancen öffnen sich nur über entsprechende Studentenverbindungen.
Die linken Studentengruppierungen fordern mit ihrem radikalen Demokratieverständnis das Establishment heraus. Als Radikale am 1. Mai 1968 die SPÖ-Feiern stören, werden auch in der sozialdemokratischen Partei Konfliktlinien sichtbar. Ende Mai kommt es in der Wiener Universität zur Besetzung eines Hörsaales, erst mehrere Polizeieinsätze schaffen Ordnung.

Studenten demonstrieren
Einen negativen Höhepunkt stellt die Veranstaltung „Kunst und Revolution“ am 7. Juli 1968 in der Wiener Uni dar. Der Großteil der Aktionisten gehört allerdings zu keiner Studentenverbindung. Für die ekeligen und respektlosen „Handlungen“ werden zwei Akteure in Polizeigewahrsam genommen. Günter Brus wird sogar zu sechs Monaten „schweren Kerkers“ verurteilt. Mit seiner Flucht nach Berlin entgeht er der Haft. Obwohl die 68er-Bewegung eine Entfremdung zwischen Studierenden und den traditionellen Großparteien bewirkt, finden wir in den Parteiprogrammen der folgenden Jahre einige Ideen der Studenten berücksichtigt.
Wenn auch die Bedeutung der Studentenbewegung in Österreich nicht allzu hoch einzuschätzen ist, kann sie aus heutiger Sicht doch als Wandel in den starren Denkpositionen betrachtet werden.
Das Wählerverhalten innerhalb des traditionellen Parteispektrums wird flexibler, Österreichs politische Landschaft gerät in Bewegung.

1968 in Oberösterreich
9. März: Die Linzer Straßenbahn-Linie „M“ wird nach 54 Jahren eingestellt, danach wird auf Autobusbetrieb umgestellt.
25. März: Der neue Text des „Vater-unser“ wird in Linz als erste österreichische Diözese eingeführt.
1. Mai: Zum ersten Mal findet ein Fußball-Ländermatch im Linzer Stadion auf der Gugl statt. Das Österreichische Team spielt vor 32 000 Zuschauern gegen Rumänien zum 1:1.
9. - 16. Juni: Im Linzer Märzenkeller findet die 7. Weltmeisterschaft im Sportkegeln auf Asphaltbahnen statt.
5. Juli: Um auf die triste Einkommenssituation in der Landwirtschaft aufmerksam zu machen, versammeln sich tausende Bauern in Linz zu einem Protestmarsch.
Oktober: Bei den Olympischen Spielen in Mexiko holen Günther Pfaff und Gerhard Seibold eine Bronzemedaille im Zweier-Kajak und Hubert Raudaschl erringt eine Silbermedaille im Finn-Segeln. Oberösterreichs Köche gewinnen bei der „Koch-Olympiade“ in Frankfurt vier Goldmedaillen und den Großen Preis in Gold.

Autoren: Kurt Cerwenka, Fritz Fellner

Das Jahr 1968 – Abgrenzen: "Prager Frühling" und "Normalisierung". Dokumentation der Sonderausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 8. September bis 26. Oktober 2018.