Lazarette im Zweiten Weltkrieg

Bad Hall im Zweiten Weltkrieg
Der Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 brachte dem Kurort für die Dauer von sechs Jahren eine völlige Wandlung seiner Aufgaben und seiner Gesamtstruktur.

Lebensmittelkarten
Gleich zu Kriegsbeginn wurden Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs rationiert und dem freien Handel entzogen. Bald gab es auch Kleidung, Heizmaterial und alle Arten von Bau- und Werkstoffen nur gegen besondere Bezugsscheine. Jegliche private Bautätigkeit, ja selbst bescheidene Hausreparaturen waren von da an praktisch unmöglich.

Kriegsdienst
Die arbeitsfähigen Männer wurden in die in Linz neu geschaffenen Rüstungsbetriebe oder in die Steyrwerke dienstverpflichtet. Soweit sie als „unabkömmlich“ („UK“) eingestuft wurden, mussten sie nicht an die Front.
Jeder einigermaßen gesunde junge Bursch wurde bereits ein Jahr bevor er das stellungspflichtige Alter erreichte, beim paramilitärischen Arbeitsdienst (RAD Reichsarbeitsdienst) mit preußischem Drill bekanntgemacht.
An die Stellen der eingezogenen Männer traten dienstverpflichtete Frauen. Die uniformierte Frau wurde auch im Bild Bad Halls zur Selbstverständlichkeit.

Kriegsgefangene – Zwangsarbeiter
Ab 1940 waren 50 bis 60 Franzosen in Baracken in der Nähe des Hauses Guntherstraße 6 untergebracht. Sie arbeiteten während des Tages auf Bauernhöfen. Verpflegung und gesundheitliche Betreuung erhielten sie vom zum Reservelazarett umfunktionierten Sanatorium.

Kurbetrieb trotz Krieg
Es gab vor Kriegsbeginn 2300 Gästebetten.
Noch gab es Kurbetrieb. 1940 wurden 3843 Kurgäste versorgt. Je schlechter die Situation in den Städten wurde, umso höher stieg die Zahl der Kurgäste.

Jahr Kurgäste Anwendungen
1940 3843 Kurgäste
1941 4671 Kurgäste
1942 5150 Kurgäste mit 114.306 Bäder
1943 143.771 Bäder und Inhalationen
1944 126.837 Kurbehandlungen
1946 5815 Kurgäste
1948 14.035 Kurgäste und 200.000 Kurmittel

Einrichtung von Reservelazaretten im Deutschen Reich
Im gesamten Deutschen Reich gab es über 3000 Lazarette, in Österreich 75, wobei allein in Wien 25 Lazarettstandorte waren. Gegen Kriegsende 1944/45 arbeiteten nach der Gemeindechronik Bad Hall in der Pflege und Versorgung der Kranken und Verwundeten über 200 Ärzte und Hunderte Krankenschwestern.

Reservelazarett Bad Hall
Das Reservelazarett Bad Hall wurde am 16. Mai 1940 im Sanatorium und Kurheim der Stadt errichtet, es gehörte zur Sanitätsabteilung Linz. Im Jahr 1940 war Oberarzt Dr. Ender Chefarzt und Ersatztruppenteil war die Sanitäts-Ersatz-Abteilung 17. (Quelle: Lexikon der Wehrmacht)
Im Frühjahr 1940 musste das Sanatorium, das bis dahin ein Haus für die anspruchsvollsten Gäste war, als Reservelazarett mit einem Operationssaal und Spitalsbetten in allen verfügbaren Räumen ausgestattet werden. Die Anzahl der Betten betrug 150.
Unterhalb der Hillischervillen wurden Luftschutzstollen gegraben, um eine Sicherung gegen allfällige Fliegerangriffe zu schaffen (1945).

Ankunft der Verwundeten
Am 20. Mai 1940 trafen die ersten zum Teil schwer verwundeten Soldaten von der Westfront ein. Bald folgten weitere Transporte. Innerhalb kurzer Zeit waren alle 150 Betten im Sanatorium belegt.
Zusätzliche Betten wurden im „Kurheim“ – Landschaftliches Krankenhaus – eingerichtet, wo auch ein Operationssaal war. Auch das „Hotel Central“, das der oö. Caritas als Ausgleich für enteignetes Kirchengut übertragen wurde, diente als Reservelazarett. Betreut wurden beide Häuser von geistlichen Schwestern.
Weitere Häuser, die als Lazarett genutzt wurden, waren das Sonnenheim, der Emilienhof, das „Hotel Post“, die „Pension Tassilo“. Die zentrale Küche für die Lazarette am Hauptplatz war im „Hotel Post“ untergebracht. Das Haus Pallavicini diente als Offizierslazarett.

Quelle: Schmölzer: Manuskript im Museum, S. 128ff.

Autorin: Katharina Ulbrich

Lazarettstadt Bad Hall - Dokumentation der Sonderausstellung im Museum Forum Hall - Heimat, Handwerk, Haustüren in der Museumssaison 2015/2016.