Reservelazarett
Sonnenheim

Über das Reservelazarett Sonnenheim, das scheinbar eines besonders guten Ruf genoss, konnten durch Gespräche mit ZeitzeugInnen einige wichtige Informationen eruiert werden.

"Das Sonnenheim war eines der größten und bestausgestatteten Lazarette von Bad Hall. Hier sorgte der Verwalter Rockenschaub und seine die Küche betreuende Gattin für vorbildliche und gute Versorgung für die verwundeten Soldaten, die aus allen Ländern des großen Reiches stammten."
(Annemarie Schmölzer, Manuskript 1980)

Zeitzeugin Ilse Hübner, Oberschwester des Reservelazaretts Bad Hall, erzählte:
"Ein Tausendguldenschuss und die anschließende Einweisung in das Sonnenheim Bad Hall waren in diesen Jahren der Wunschtraum vieler Soldaten an der Front."

Gertrude Wölfel berichtet am 16.2.2015:
"Ganz Bad Hall war ein Lazarett. Überall gab es gegen Kriegsende verwundete Soldaten, sogar in der Trinkhalle. Viele Kranke waren in den Häusern untergebracht, die aus den umgesiedelten Krankenhäusern in Linz stammen.Nach Ankunft eines Lazarettzuges wurden die Verwundeten zum Lazarett gebracht. Erst nach der Entlausung im Kellerbereich des Hauses kamen sie erst in die Zimmer. Dort wurden auch Stockbetten hinein gebracht. Das Haus war sicherlich doppelt belegt, ca. 200 Leute. Ich selbst war als Zahlmeister im Sanatorium, nachdem ich 1940 an der Körnerschule Linz das Abitur machte und anschließend einen Gatty-Kurs besuchte."

"Im Sonnenheim gab es im Parterre zwei große Säle mit je 12 Betten. Dort war auch ein junger Bursch drinnen, dem ich meinen ersten Katheder setzen musste. Der Oberarzt sagte nur, dass ich zuschauen sollte und dann musste ich es schon selber machen. Es gab auch viele Zimmer mit 2, 4 oder mehr Betten. Gegen Kriegsende fürchteten die SS-ler, dass die Russen hierher kommen. Sie bettelten darum, dass ich ihnen das „Nullerl“ (Blutgruppe im Oberarm) entferne. Dazu ging ich in die Apotheke Bad Hall. Dort empfahl mir der Apotheker dafür Salpeter, was sehr erfolgreich war. Ich bin 1924 geboren und machte eine Ausbildung in Wien, Reservelazarett 1A "Hanusch". Ende 1942 kam ich nach Bad Hall und blieb hier bis 1952. Die Verwundeten hatten viele Fußverletzungen und schwere Kopfverletzungen. Es waren fast nur Deutsche hier, die oft Besuch aus der Heimat bekamen. Der Operationssaal war im Kurhaus; Ärzte waren Dr. Hirst und Dr. Schmidt."

Berühmte Besucherin im Reservelazarett Bad Hall war Sophie Scholl, die im Dezember 1942 ihren Freund Otl Aicher im Lazarett Bad Hall besuchte. Darüber gibt es auch einen Briefwechsel, der in den Biographien abgedruckt sind. Zwei Monate später – Februar 1943 – wurden sie und ihre Gruppe „Weiße Rose“ zum Tode verurteilt wegen Hochverrat.

Autorin: Katharina Ulbrich

Lazarettstadt Bad Hall - Dokumentation der Sonderausstellung im Museum Forum Hall - Heimat, Handwerk, Haustüren in der Museumssaison 2015/2016.