Wels 1938 - Zur Ausstellung

Der 11. und 12. März zählen aus vielen Gründen zu den einschneidendsten Daten der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. In jenen Tagen, die sich heuer (2013, Anm. d. Red.) zum 75. Mal jähren, verlor unser Land für sieben Jahre seine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Der von den Nationalsozialisten sogenannte „Anschluß“ war vor allem ein militärisches Ereignis, ein durch Druck von außen hin erzwungener Machtwechsel, der von der Mehrheit der Bevölkerung beider Länder begrüßt wurde. Er war aber auch das Ergebnis der in Österreich vorhandenen politischen und gesellschaftlichen Strukturen, gepaart mit der Bereitschaft vieler Österreicher und Österreicherinnen sich von den sozialen Versprechen, der Propaganda und der Radikalität der Nationalsozialisten faszinieren zu lassen. Die Opfer dieses Systems, die es von Beginn an sichtbar gab, wurden von den meisten ohne nennenswerte Gegenwehr in Kauf genommen.

Die Ausstellung unternimmt den Versuch, ausgehend von den jüngsten Forschungsergebnissen, diese auch für Wels so schicksalhafte Zeit darzustellen, wenngleich keine strenge räumliche Trennung vorgenommen wird und viele Sachverhalte auf ganz Österreich zutreffen. Im Wesentlichen umfasst die Ausstellung den Zeitraum von März 1938 bis zum Kriegsausbruch im September 1939. Themen wie Politik, Propaganda, Wirtschaft, Ausgrenzung und Verfolgung, Gesellschaft und Alltag, Jugend und Erziehung zeigen, wie stark die nationalsozialistische Herrschaft das öffentliche und private Leben durchdrang.

Ohne einen nicht einzulösenden wissenschaftlichen Objektivitätsanspruch vorzugeben, waren die Ausstellungsgestalter bemüht anhand der vorhandenen Objekte und Raumkapazität die Vielschichtigkeit der Ereignisse zu dokumentieren. Dies bedeutet aber auch, dass nicht alle zeitgeschichtlichen Fragestellungen in einer zufriedenstellenden Weise behandelt werden können. Weiters gilt es zu bedenken, dass der Großteil der gezeigten Fotos, Plakate und Zeitungsausschnitte von der nationalsozialistischen Propaganda erzeugte und verbreitete Sujets sind. Nach wie vor sind es diese Bilder, die unsere Wahrnehmung jener Ereignisse bestimmen.

Vielen Dank an das Stadtmuseum Wels und das Stadtarchiv Wels für die Kooperation und Unterstützung unserer Ausstellungsdokumentation!

Autoren: Ingeborg Micko und Michael Kitzmantel

Wels 1938. Dokumentation einer Ausstellung des Stadtarchivs und des Stadtmuseums Wels vom 5. Juni bis 27. Oktober 2013 im Stadtmuseum Wels - Burg.