Wirtschaft

Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich brachte eine starke Zäsur in der Entwicklung der Welser Wirtschaft. Einerseits wurde durch die nationalsozialistische Machtübernahme die aggressive anti-österreichische Wirtschaftspolitik (1000-Mark-Sperre, Exporthemmnisse etc.) beendet und die Teilnahme am deutschen (seit 1936 kriegswirtschaftlichen) Aufschwung ermöglicht. Andererseits wirkten sich die Eingriffe in das Wirtschaftssystem auf die einzelnen Branchen höchst unterschiedlich aus.

Die Wirtschaft wurde umgehend in das autonome NS-System integriert. Ziele waren Konzentration von Industrien, Umgestaltung der Betriebsstruktur für die Kriegsvorbereitung und die Förderung von potentiell kriegswichtigen Betrieben. In Wels waren dies vor allem die Lebensmittelindustrie (Knorr) und die Landmaschinenfabrik Epple-Buxbaum. Die Planung für den Aufbau der Flugzeug- und Metallbauwerke begannen.

Nach der Machtübernahme setzte zunächst eine Säuberungswelle ein, die bis 1939 andauerte. Sofort wurden die Geschäftsleitungen und Aufsichtsräte öffentlicher Unternehmen „umgestaltet“. So übernahm der neue Bürgermeister Dr. Leo Sturma den Vorsitz des neuen Aufsichtsrats des E-Werks. Alle Betriebe wurden nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip umgestaltet bzw. dem Einfluss der Deutschen Arbeitsfront (DAF) unterstellt.

Mit politischen beziehungsweise persönlichen Gegnern und „Volksfeinden“ wurde abgerechnet. Unternehmen, die mit dem alten austrofaschistischen Regime in Verbindung standen, wurden zu Strafzahlungen in Form von „freiwilligen“ Spenden an NS-Organisationen genötigt, falls sie weiter ungehindert am Wirtschaftsprozess teilhaben wollten.

Von den Förderungsprogrammen profitierten vor allem die damals noch wesentlich wichtigere Landwirtschaft als nunmehriger Teil des „Reichsnährstandes“ durch Entschuldung, Mechanisierung und das Erbhofgesetz sowie die Bauindustrie. Obwohl viele der Großprojekte wie Autobahnbau, Wohnbau und Eisenbahnbau von deutschen Konzernen übernommen wurden, benötigte man die lokalen Betriebe für Subaufträge und Zulieferungen – davon profitierten auch andere Wirtschaftszweige. Der Ausbau des Flughafens, die Anlage des Verschiebebahnhofs, der Bau der Messehallen (Reichsnährstandshalle, später Halle der Nationen; Viehversteigerungshallen) und vor allem der Wohnbau (über 700 Wohnungen bis 1942) boten ein bis dahin nie gekanntes Auftragsvolumen.

Autoren: Ingeborg Micko und Michael Kitzmantel

Wels 1938. Dokumentation einer Ausstellung des Stadtarchivs und des Stadtmuseums Wels vom 5. Juni bis 27. Oktober 2013 im Stadtmuseum Wels - Burg.