Josef Maria Stowasser wurde am 10. März 1854 in Troppau, der damaligen Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien (heute: Opava in Tschechien), als Sohn eines Apothekers geboren. Er studierte Klassische Philologie (Latein
und Griechisch) an der Universität Wien. Seine erste feste Anstellung als Gymnasiallehrer erhielt er am Staatsgymnasium Freistadt, wo er von 1882 bis 1885 die Fächer Latein, Griechisch und Deutsch unterrichtete.
Stowasser erlangte Unsterblichkeit durch sein Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, das er laut Vorwort vor 130 Jahren (am 18. August 1893) in Lest (Gemeinde Kefermarkt) im Mühlviertel vollendete und das trotz mehrerer Bearbeitungen immer noch seinen Namen trägt. Während der Sommerferien, die er auch nach seiner Versetzung nach Wien viele Jahre in Lest verbrachte, verfasste er wissenschaftliche Abhandlungen. Seine 1903 veröffentlichten „Griechischen Schnadahüpfeln” entsprangen seiner Bewunderung für Franz Stelzhamer. Eine schwere Erkrankung zwang Stowasser 1908 um seine Versetzung in den Ruhestand anzusuchen. Nach zweijährigem Aufenthalt im Wiener Rudolfspital starb er am 24. März 1910 in Wien.
Die verschiedenen Betätigungsfelder, auf denen Stowasser Bleibendes vollbrachte, weisen ihn als Philologen (Liebhaber des Wortes) im weitesten Sinn aus: Er erschloss die Bedeutung schwer verständlicher Texte, deckte die Etymologie dunkler Wörter auf, verfasste ein wegweisendes lateinisches Schulwörterbuch, dichtete antike Verse formvollendet nach, verfasste sowohl in der Schriftsprache als auch in der Mundart eigene Gedichte und gab sein sprachliches Wissen mit Begeisterung an die Jugend weiter.
Autor: Hermann Niedermayr
Dokumentation der Ausstellung „130 Jahre Stowasser“, 2023 organisiert und gestaltet vom Verein „Kunst Kultur in Kefermarkt“ und der Bundesarbeitsgemeinschaft Klassischer Philologen und Altertumswissenschafter Österreichs „Sodalitas“ im „Stöckl“ in Kefermarkt.