STOWASSERS Sommerquartier in Lest Nr. 23
Am Schluss mehrerer seiner Veröffentlichungen gibt Stowasser an, sie seien in „L e s t im Mühlviertel” verfasst worden (oft mit der Monatsangabe August). Dadurch ist bezeugt, dass er sich zumindest während der Sommerferien der Jahre 1888, 1891, 1893, 1895 und 1896 in Lest aufgehalten hat. Zwei glückliche Funde haben kurz vor dem Jubiläumstag des Latein-Wörterbuches (18. August) das Rätselraten, wo genau Stowasser in Lest (Gemeinde Kefermarkt) gewohnt hat, beendet.
Amtliche Dokumente beweisen, dass Stowasser mit seiner Familie die Sommerfrische im Haus Lest Nr. 23 verbracht hat:
1. In den Taufbüchern der röm.kath. Pfarre Neumarkt im Mühlkreis ist zum 21. Juni 1891 vermerkt, dass damals
(einen Tag nach der Geburt) ein Mädchen namens Hertha Edith Stowasser, Tochter des Wiener Gymnasiallehrers Josef Stowasser und dessen Ehefrau Stefanie, geb. Klimpfinger, getauft wurde. Als Ort der Geburt wird „Lest Nr. 23“ angeführt.
2. In einem Steuerbescheid der Bezirkshauptmannschaft Freistadt, der am 24. Jänner 1898 an Josef Attenseimer, den damaligen Eigentümer der Liegenschaft Lest Nr. 23, ergangen ist, steht u. a.: „Familie Stowasser aus Wien wohnte im Jahre 1896 (Sommersaison) im ersten Stock und leistete für die dort befindliche, aus zwei Zimmern und einer Küche bestehend Wohnung einen Gesamtbetrag von 33 Gulden.”
Beim Haus Lest Nr. 23 handelt es sich um das ehemalige Stationsgebäude der Pferdeeisenbahn Linz–Budweis, die im Jahr 1872 ihren Betrieb eingestellt hat.
Der Schmied Johann Attenseimer kaufte das Gebäude 1877 an; es befindet sich seitdem im Besitz der Familie Attenseimer/Harant. Es steht außer Zweifel, dass Stowasser das Vorwort zur Erstauflage seines Latein-Wörterbuches im August 1893 in diesem Haus verfasst hat. Somit steht die am 3. Juni 2023 vor diesem Anwesen enthüllte Stowasser-Gedenkbank (mit Silhouette des Lexikografen) genau am richtigen Platz.
Autor: Hermann Niedermayr
Dokumentation der Ausstellung „130 Jahre Stowasser“, 2023 organisiert und gestaltet vom Verein „Kunst Kultur in Kefermarkt“ und der Bundesarbeitsgemeinschaft Klassischer Philologen und Altertumswissenschafter Österreichs „Sodalitas“ im „Stöckl“ in Kefermarkt.