Die Bauernaufstände

Ursachen

Hohe Steuern und Robotleistungen (bis zu 14 unbezahlte Arbeitstage pro Jahr) an die Grundherrschaft, sowie massive Gebührenerhöhung nach Modernisierung des Rechtssystems belasten die Bauern. Eine Mitsprache bei der Festsetzung der Steuern wird durch die Landstände verweigert. Daher fordern die Bauern mehr Freiheit und politische Rechte.

Viele Bauern, vor allem in den landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten (Mühlviertel, Hausruck, Sauwald) leben in großer Armut. Trotzdem bestehen die Grundherrschaften auf der Zahlung der Abgaben.
Von diesen Gebieten gehen die Aufstände aus. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts schließen sich die meisten Bauern der Reformation an. Deshalb lösen die Einsetzung katholischer Pfarrer im Zuge der Gegenreformation und Schikanen wie die Verweigerung des Begräbnisses Evangelischer auf dem Ortsfriedhof um 1595 und 1625 Empörung und Widerstand aus.
Die religiösen, wirtschaftlichen und sozialen Motive führen zu mehreren Bauernaufständen in Oberösterreich. Der Aufstand 1594 – 1597 wird von katholischen und evangelischen Adeligen brutal niedergeschlagen. Im Bauernkrieg 1626 sorgen kaiserliche und bayerische Truppen für die völlige Niederlage der Bauern.
Die evangelischen Bürger von Steyr begegnen den aufständischen Bauern mit Sympathie.

1525:
Der große Bauernaufstand in Süd-und Mitteldeutschland löst auch in Oberösterreich Unruhen aus. Die Städte, allen voran Steyr, lehnen den Kampf gegen die Bauern ab, weil das ausschließlich eine Angelegenheit der adeligen und geistlichen Grundherrschaften sei.

1595:
Der Landeshauptmann zwingt die Städte, die Hauptlast bei der Niederwerfung des Bauernaufstandes zu tragen. Angeblich haben sie die Bauern aufgewiegelt. Unter Protest stellen die Städte Truppen.
Im Winter 1596 belagert ein Bauernheer Steyr. Es kommt zu Verhandlungen. Die Bauern fordern Proviant und Unterstützung ihrer Anliegen durch die Stadt. Der Rat, durch die Landesregierung unter Druck gesetzt, lehnt das ab und mahnt die Bauern zum Gehorsam gegen die Obrigkeit.
Die Lösung ist salomonisch: Der Rat bleibt öffentlich hart, doch heimlich lässt er die Bauern von Ennsdorf und Steyrdorf aus mit Proviant versorgen. Daraufhin ziehen die Bauern friedlich ab und der Rat wird von der Regierung für seine Standfestigkeit gelobt!
Später tritt der Rat als erfolgreicher Vermittler zwischen Bauern und benachbarten Grundherrschaften auf.

1626:
Als sich Ende Mai das siegreiche Bauernheer Steyr nähert, fliehen einige katholische Bürger, darunter Bürgermeister und Stadtrichter, sowie die katholische Geistlichkeit aus der Stadt. Der frühere Stadtrichter Wolf Madlseder übernimmt die Macht und empfängt das Bauernheer freundlich. Vom 29. Mai bis 22. August ist Steyr von Bauern besetzt. Die Bürger schwören den Bauern Gehorsam. Sie unterstützen das Bauernheer mit Lebensmitteln, Pulver und lassen eine Kette schmieden, mit der die Bauern die Donau bei Aschach absperren können. Wolf Madlseder wird wichtiger Berater der Bauern.
Noch einmal wird die Stadt evangelisch. Ein Prädikant predigt auf offener Straße. Die früher beschlagnahmten evangelischen Bücher werden aus dem Haus des geflohenen Stadtrichters geholt und verteilt.
Im August wird die Lage der Bauern in Oberösterreich kritisch. Trotz wochenlanger Belagerung gelingt es ihnen nicht, Linz zu erobern. Die Nervosität führt zu brutalen Übergriffen auf die wenigen in Steyr verbliebenen Katholiken. Ihnen wird Verrat vorgeworfen.
Am 22. August besetzen kaiserliche Truppen Steyr kampflos. Einige Bürger fliehen mit den abziehenden Bauern. Die anderen erkennen die Aussichtslosigkeit der Lage. Einen Tag später findet in der Stadtpfarrkirche wieder katholischer Gottesdienst statt. Ab September beginnen die Maßnahmen gegen alle, die mit den Bauern zusammengearbeitet haben. Zahlreiche Bürger werden verhaftet. Ihr Eigentum wird beschlagnahmt. Vier Bürger, darunter Wolf Madlseder, werden im Frühjahr 1627 in Linz hingerichtet.

WEIL DANN DIE STUND VORHANDEN IST,
IN DER WIR MÜSSEN STREITEN
FÜR DEIN WORT, O HERR JESU CHRIST,
SO STEH UNS BEI ZUR SEITEN.

(Anfangsverse von: Ein geistreicher Gesang, welchen die Baurn im Ländlein ob der Ens … mit Seufzen und weinen unterm freyen Himmel zu singen pflegen. 1626)

1517! Und Heute? Steyr 2017. Reformationsstadt Europas - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum der Stadt Steyr vom 24. März bis 5. November 2017.