Zur Musik in Steyr
im 16. und 17. Jahrhundert

O Musica, du edle Kunst!

Die Stirapurhc, nach ältesten Urkunden etwa um 980 errichtet, ist für die Stadt Steyr konstitutiv. Wenngleich über die Musikpflege auf der Burg keine gesicherten Nachrichten vorliegen, könnte doch angenommen werden, dass auch auf ihr die für die damalige Zeit übliche Musikpflege stattfand. Während die Pflege der Musik auf profanem Gebiet in dieser Zeit nicht gesichert nachgewiesen werden kann, existieren in den Archivalien des Spätmittelalters durchaus Unterlagen über die Pflege der Kirchenmusik in den Klöstern Garsten und Gleink.


Eine der Hauptaufgaben von Klöstern ist die feierliche Gestaltung der Liturgie und so standen stets gute Musiker in den Diensten der Stifte. So wirkten in Garsten z.B. der Organist Florian Ko(r)sorsky (um 1589 – 1597), oder Jakob Bor, Kantor an der Klosterschule. Die Kirchenmusik des Klosters war auch vom Wirken des Benediktiners P. Sebastian Ertel (Erthel, Ertl, Ertelius, um 1550/60 Mariazell, Stmk. – 13.7.1618 Garsten, OÖ.) geprägt. Neben Ert(he)l war hier auch P. Pangraz Gressinger († 1611) als Musiker tätig. Auch der kaiserliche Hofkapellmeister Alessandro (H)orologio hielt sich nach seiner Pensionierung (1613) vorübergehend in den Jahren 1618 und 1619 in Garsten auf.

Im Zuge der Reformation wurde Steyr weitgehend evangelisch. Als Schulmeister und Rektor ist Andreas K(h)uttner (auch Küttner, Küffner, † 1558) bekannt. Ihm folgte bis 1571 (†) Thomas Pa(e)gaeus (Pru[n] ner, Brunner) aus Landshut, möglicherweise ein Schüler Philipp Melanchthons.
Paul Peuerl (um 1570 – um 1625) ist eng mit Steyr verbunden. Er wurde von Horn kommend zum Organisten an der evangelischen Schulkirche (heute Marienkirche) bestellt. Viele seiner Kompositionen entstanden in Steyr („Padouanen, Balletten, Couranten, Intraden, Däntz ...“).

„BITT DEROWEGEN ...
DIE WÖLLEN MEINER NIT VERGESSEN,
... UNDERTHENIGER UND GEHORSAMBER
PAUL PEUERL, ORGANIST.“

Schreiben Peuerls an den Bürgermeister Jahn
(undatiert, 1611, Stadtarchiv Steyr)

„BITT DEROWEGEN ...
DIE WÖLLEN MEINER NIT VERGESSEN,
... UNDERTHENIGER UND GEHORSAMBER
PAUL PEUERL, ORGANIST.“

Schreiben Peuerls an den Bürgermeister Jahn
(undatiert, 1611, Stadtarchiv Steyr)

Eine wichtige Aufgabe erfüllten die Türmer (Thurner) zu Steyr. Neben Feuer- und Wasserwacht beobachteten sie die Gefahr von Überfällen und Kriegshandlungen und sie begleiteten mit ihrer Musik auch zeremonielle Anlässe. Der Thurnermeister Ferdinand Sertl († nach 1725), ist mit der Gründungsgeschichte von Christkindl eng verbunden. Im handwerklichen Milieu von Steyr entstanden am Ausgang des Mittelalters Singschulen, in denen der Meistersang gelehrt wurde. Es werden 34 Meistersinger gezählt, die sich dauernd oder nur vorübergehend in Steyr aufhielten. Zu den bedeutendsten Meistersingern in Steyr zählen Severin Kriegsauer, Peter Heiberger († 1623), Lorenz Hagmair und Nikolaus Lindtwurm.

Im Zuge der Gegenreformation kamen die Jesuiten nach Steyr, welche mit den sogenannten Jesuitendramen (Schuldramen) die musikalische Entwicklung der Stadt in den nächsten Jahrzehnten prägten.

1517! Und Heute? Steyr 2017. Reformationsstadt Europas - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum der Stadt Steyr vom 24. März bis 5. November 2017.