Die Heilige Schrift
als Quelle der Reformation

Übersetzung

Die Bibel ist ursprünglich in den Sprachen Hebräisch (Altes Testament) und Griechisch (Neues Testament) geschrieben. Sehr bald wurde sie in verschiedene Landessprachen übersetzt. Die (für das römische Weltreich) bedeutendste, war jene Übersetzung ins Lateinische, die Hieronymus im vierten Jahrhundert n. Chr. ausführte. Sie wurde später „Vulgata“ (die Allgemeine) genannt.

Im Mittelalter konnten allerdings nur mehr die Gebildeten Latein. Deshalb hatten alle anderen keinen direkten Zugang zur Bibel. Aus diesem Grund wurden (vor allem ab dem 13. und 14. Jhdt.) Bibelübersetzungen ins Deutsche angefertigt. Ja, es gab sogar vor Luther zahlreiche gedruckte deutsche Bibeln.


Beispiele:
Die „Wenzelsbibel“ ist eine monumentale Prachthandschrift für den böhmischen König Wenzel, stammt aus der Zeit kurz vor 1400, und enthält große Teile des Alten Testaments.

Die „Mentelin-Bibel“ ist die erste gedruckte deutsche Bibel und wurde vom Straßburger Verleger Johannes Mentelin 1466 hergestellt.
Allerdings hatten all diese deutschen Bibeln mehrere „Handicaps“: Sie waren Übersetzungen, die auf einer Übersetzung beruhten (nämlich auf der lateinischen Bibel), sie waren teilweise (ohne die lateinische Vorlage) sehr schwer bis gar nicht verständlich, sie erschienen in geringer Auflage, waren sehr teuer und deshalb wenig verbreitet.

Als Luther 1522 das Neue Testament, und in den folgenden Jahren das Alte Testament übersetzt, gelingt ihm ein großer Wurf. Erstmals gibt es nun eine deutsche Übersetzung aus den ursprünglichen Sprachen, und diese Übersetzung spricht ein flüssiges und verständliches Deutsch. Sie wird deshalb prägend für die weitere Entwicklung der deutschen Sprache. Viele Sätze und Wendungen aus ihr sind sprichwörtlich geworden und in den allgemeinen Sprachschatz eingegangen. Auch die nun folgenden katholischen Bibelübersetzungen orientieren sich an ihr.

Luther hat Zeit seines Lebens mit einem Stab von sprachkundigen Freunden (u.a. Philipp Melanchthon) an der Übersetzung weitergearbeitet und sie kontinuierlich verbessert. Der Bibel galt seine große Liebe.

Bedeutung
Die Berufung auf die Bibel wird zum „Markenzeichen“ des Protestantismus. Sie steht als die ursprüngliche Instanz über allen kirchlichen Traditionen und wird zum kritischen Maßstab an dem die Beschlüsse der Konzilien und Päpste geprüft werden.
Sie ist die entscheidende Quelle für christliche Lehre und Praxis.

DIE HEILIGE SCHRIFT IST GOTTES WORT / GESCHRIEBEN / UND (DAS ICH´S ALSO REDE) GEBUCHSTABET / UND IN BUCHSTABEN GEBILDET / GLEICH WIE CHRISTUS IST DAS EWIGE WORT GOTTES / IN DIE MENSCHHEIT VERHÜLLET.

Martin Luther (Der Achte Theil aller Bücher….Jena 1580, 312r)

1517! Und Heute? Steyr 2017. Reformationsstadt Europas - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum der Stadt Steyr vom 24. März bis 5. November 2017.