Epitaph für Thomas Lansius in der Vorhalle der Stiftskirche Tübingen

Thomas Lansius starb am 22. Dezember 1657 im Alter von 80 Jahren in Tübingen. Seine Frau Anna Maria, seine Tochter Susanna Maria und sein Schwiegersohn Wolfgang Adam Lauterbach widmeten ihm ein türblattgroßes Epithaph, das in der Vorhalle der Stiftskirche Tübingen angebracht ist.

Der Text der in barockem Wortlaut in lateinischer Sprache verfassten Inschrift lautet übersetzt:
"Unter dem göttlichen Schutz der Dreieinigkeit, auf der Südseite der Kirche hat seine einst wiederauflebende Asche niedergelegt der ehrwürdige hochbetagte Greis – einst ein Knabe von außerordentlicher Begabung, am 16. Februar 1577 in österreichisch Perg geboren – Herr Thomas Lansius, Rechtsgelehrter, leuchtendes Orakel der gelehrten Welt, Besucher Europas, dann Tübingens, dreier württembergischer Herzöge hochverdienter berühmter Berater, der Susanne Schnepf, die kinderlos blieb, und der Anna Maria Caspari, die eine Tochter gebar, bester Gatte und Vater. Ihm, der das erwählte unsterbliche Teil schon sein nennt, nachdem er am 22. Dezember 1657 hier gestorben, haben dies Denkmal treuer Liebe die Witwe, der Tochtermann und die Tochter, seiner Vorzüge eingedenk, gewidmet, ein seliges Wiedersehen erflehend".

Ode für Thomas Lansius

Für eine der Trauerfeierlichkeiten für Thomas Lansius wurde eigens eine Ode textiert, möglicherweise auch komponiert. Die Übersetzung der Ode erfolgte im Auftrag des Heimat- und Museumsvereins durch Mag. Ewald Cerwenka.

Tuque pulcher, tristiorem Lachrymarum funderorum, Amnium flos, Neccare. Ede, sic Apollo maestus, Sic precatur, ede questus Luctuoso carmine. Und du schöner Neckar, trauriger Spender von Tränen, Zierde aller Flüsse. Bring, so wie ein trauriger Apollo, so wie er klagt, bring Klagen hervor mit traurigen Lied.
LANSIUS, praeclara vatum Fax, et ingens Optimatum Doctiorum portio, Occubat, nec dulce mundi lumen aspicit rotundi, Mortis ictus spiculo. Lansius, hellste Fackel der Gelehrten und bedeutender Vertreter der gelehrten Welt, liegt hier aufgebahrt, und er kann nicht mehr das strahlende Licht auf diesem Erdenrund schauen – getroffen vom Pfeil des Todes.
Quem perennis fama latè inclyta celebritate orbis oris distulit, Eius arcti claudit ossa, Heu! sepulchri dura fossa, Atque vivis eximit. Ihn hat ewiger Ruhm in großer Berühmtheit weit in ferne Länder hinausgetragen, Ein enges Grab umschließt nun – oh weh! – seine Knochen und entreißt ihn den Lebenden.
Quis verendis cultiore Lege Manibus decorae lusta solvet naeniae! Heu vir altae porro mentis, Patriae columna gentis, Liquit aevum nobile! Wer kann kann mit mit schönerem Recht den ehrwürdigen Seelen die die letzte Ehre einer würdevollen Trauerklage erweisen! (???) Oh weh, ein Mann also von hoher Gesinnung, Stütze des väterlichen Stammes, hat einen unsterblichen Ruf hinterlassen!
Ange, Svade, temet ange; Tu Themista sacra plange: Vestra cessat gloria. Tum sed atra nocte cinge, Maeror insolens, Tubingae Universae moenia. Quäle, Suada, quäle dich; du Themista beklage die Opfer: Euer Ruhm schwindet. Aber dann umgib in dunkler Nacht, unmäßige Trauer, die Mauern ganz Tübingens.
Docta nunc tenentur ora; Suasa cessant rectiora; Penna languet ubere. Teccici lux omnis arvi Fugit, implicata parvi Fornicis caligine. Gelehrt sind nun die Gebiete; dunkle Flecken wurden ausgemerzt: der schöpferische Federkiel ruht. Alles Licht eines schöpferischen Zeitalters ist vergangen, umschlossen von der Dunkelheit einer kleinen Aushöhlung.
At modestus esto planctus, Dum Senex quiete sanctus Gaudet optatissima. Quippe laus in cuncta durat, quae nec ulla fata curat, LANSIANA saecula. Aber die Trauer soll maßvoll sein, während sich der heilige Alte der angenehmsten Ruhe erfreut. Weil der Ruhm von Lansius, der kein Vergehen fürchten muss, wird in alle Ewigkeit bestehen!
Übersetzung vom Lateinischen ins Deutsche: Mag. Ewald Cerwenka

Autor: Franz Pfeiffer, 2017

Thomas Lansius. Flucht und Karriere - Dokumentation der Sonderausstellung im Heimathaus-Stadtmuseum Perg vom 6. Mai bis 26. Oktober 2017.