Widerstand

Der Versuch, eine vollständige Darstellung des Widerstands in Oberdonau zu schreiben, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Vieles über die Männer und Frauen, die sich gegen das Hitlerregime engagierten, ist nur aus den Akten der Gestapo bekannt, die einer genaueren Überprüfung nicht standhalten. Die Ermittlungsergebnisse waren fehlerhaft oder beruhten auf unter Folter erzwungenen Aussagen. Einige der Gruppen haben ihre Erfahrungen nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches schriftlich niedergelegt. Von den meisten aber ist nichts bekannt, entweder weil sie ihr Handeln als selbstverständlich ansahen, oder jedoch auch, weil sie von der Gesellschaft der Nachkriegszeit enttäuscht waren, die ihnen nicht die gebührende Anerkennung für ihren Einsatz für ein unabhängiges, freies Österreich entgegenbrachte.

Der Widerstand in Österreich in den Jahren 1938 bis 1945 ist nicht vergleichbar mit dem in anderen von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ländern. Er war weder zentral geführt noch stand eine Exilregierung im Hintergrund, die im Ausland für die Widerstandsgruppen wichtige Kontakte zu den Alliierten herstellen konnte. Außerdem befand sich der Widerstand in einem Umfeld, das den Nationalsozialisten großteils loyal oder zumindest gleichgültig gegenüberstand. Es gab keinen gemeinsamen Feind, der Bevölkerung und Widerstand geeint hätte, wie dies etwa in Polen oder Frankreich der Fall war.

Die Motive des Einzelnen, Widerstand gegen das Regime zu leisten, waren so vielfältig wie seine Ausdrucksformen: Dies konnte Unzufriedenheit mit der Partei und ihren Funktionären, mit der schlechten Ernährungslage oder der Politik der Nationalsozialisten sein, genauso konnten traumatische Kriegserlebnisse oder Mitleid mit den geschundenen KZ-Häftlingen und anderen Opfern des Regimes zum Auslöser werden, sich im Widerstand zu engagieren.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]