Die KPÖ bildete nach dem Anschluss kleinere Einzelzellen, die untereinander keinen Kontakt haben sollten, trotzdem blieb die Organisation bei einem Landesleiter in Wien zentralisiert, der wiederum in Kontakt zum Zentralkomitee der KPÖ im Ausland stand. Das Zentralkomitee wurde dem Kriegsverlauf entsprechend von Prag nach Paris und schließlich nach Moskau verlegt. Die KPÖ verfügte somit auch über Kontakte in die UdSSR. Die Zentralisierung bot allerdings eine leichtere Angriffsfläche für die Gestapo. Die Mitglieder der KPÖ im Untergrund verfolgten unterschiedlichste Widerstandstaktiken. Sie infiltrierten NS-Organisationen, betrieben Propaganda in den Betrieben, stellten illegale Schriften her und verteilten sie. Die Rote Hilfe unterstützte verhaftete Gesinnungsgenossen und ihre Familien. Einer der führenden österreichischen Kommunisten war der Oberösterreicher Sepp Teufl, der sein Engagement im Konzentrationslager Mauthausen mit dem Leben bezahlte.
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) verfügte gegenüber der Gestapo über den großen Vorteil, dass die meisten seiner jungen Mitglieder in der Zeit des autoritären Ständestaates noch nicht politisch engagiert und damit auch nicht behördlich bekannt waren. In Linz existierte eine KJV-Gruppe rund um Eduard Czamler, Deckname „Jumbo“. Ihre Mitglieder waren Lehrlinge der Eisenbahn-Lehrwerkstätte des Reichsausbesserungswerkes Linz. Sie traten unterschiedlichen HJ-Organisationen bei, um diese zu unterwandern, tauschten illegale Schriften wie die Rote Jugend und den Soldatenrat aus, analysierten die politische Lage und sammelten Feldpostnummern, um Kontakt zu Frontsoldaten aufnehmen zu können und sie von der Sinnlosigkeit des Krieges zu überzeugen. Im September 1941 legten sie in einer großen Aktion in ganz Linz kommunistische Flugschriften aus.
Nachdem ein Mitglied der Gruppe nach dem anderen zur Wehrmacht eingezogen wurde, stellten sie ihre Aktivitäten ein. Bei Ermittlungen gegen den KJV kamen die Beamten aber auch auf die Spur der Linzer Gruppe. Czamler, Heinrich Schifer und Johann Schaubmair wurden im August 1944 vom Reichskriegsgericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Zersetzung der Wehrkraft und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt, aufgrund ihrer Jugend aber begnadigt und das Urteil in zehn Jahre Zuchthaus umgewandelt. Im März 1945 zur Feldstrafgefangenenabteilung 19 eingeteilt, gerieten Czamler und Schifer in französische Kriegsgefangenschaft.
Eine weitere kommunistisch orientierte Gruppe in Linz baute der fahnenflüchtige Ludwig Telfner auf. Nachdem ihm von der illegalen KPÖ die Mitarbeit verweigert worden war, weil er in Oberösterreich nicht bekannt war und man ihm nicht traute, versammelte er im Mai 1944 Gleichgesinnte um sich. Ihr Ziel war es, nach dem deutschen Zusammenbruch die Macht in Linz zu übernehmen. Sie stellten Mitgliedsausweise her, nähten Armbinden und Blusen aus rotem Stoff, die beim Umsturz als Erkennungszeichen dienen sollten. Das Geld, das sie einnahmen, verwendeten sie einerseits für den Lebensunterhalt von Telfner, der als Fahnenflüchtling in der Illegalität lebte, andererseits bekam es die Rote Hilfe. Im August 1944 wurde die Gruppe denunziert und Ludwig Telfner, Karl Hehenberger, Josef Grillmayr und Zäzilie Zinner zum Tod verurteilt. Während Grillmayr, Hehenberger und Zinner kurz vor der Befreiung am 1. Mai 1945 in Treffling von Hitlerjungen erschossen wurden, überlebte Telfner, der sich in der Linzer Wehrmachtshaftanstalt befand. Frieda Buchacher, Gertrude Grillmayr und Maria Hehenberger wurden ebenfalls inhaftiert und ihre Kinder in Erziehungsheime gebracht. Alle drei konnten das Gefängnis am 4. Mai wieder verlassen.
Gruppe Willy-Fred
Die bereits erwähnte Gruppe Willy-Fred wurde von Sepp Plieseis gegründet. Plieseis, nach dessen Decknamen „Willy“ und später „Fred“ die Gruppe benannt war, kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg in den Internationalen Brigaden, wurde von den Nationalsozialisten im KZ Dachau interniert und konnte aus dem Außenlager Hallein fliehen. Gemeinsam mit seinem Fluchthelfer Fritz Gitzoller traf er sich in Bad Ischl mit kommunistischen Parteigenossen. Hier entstand der Plan, eine Widerstandsorganisation aufzubauen, die das gesamte Salzkammergut quer durch die politischen Lager umfassen sollte. Ihr gehörten schließlich nicht nur Kommunisten, sondern auch Regimegegner aus dem konservativen Lager an.
Die Gruppe überzeugte Soldaten davon, zu desertieren und versteckte sie. Außerdem unterhielt sie Kontakte zu Zwangsarbeitern, versteckte Waffen und hatte Verbindungen zu Widerstandsgruppen in Attnang-Puchheim, Obertraun, Hallstatt und Aussee. Der Kern der Gruppe errichtete im Toten Gebirge im Gebiet des Schwarzenberges einen Unterstand, den so genannten Igel, benannt nach einem Igel, der bei den Bauarbeiten aufgestöbert wurde. Da der Jäger des Gebietes, dessen Sohn ebenfalls desertiert war und sich bei der Gruppe versteckt hielt, auf ihrer Seite stand, waren sie vor unmittelbarer Entdeckung sicher. Die Gruppe entschied sich nach längeren Diskussionen dazu, keine gewaltsamen Aktionen oder Sabotageakte zu setzen, um keine Gegenschläge der Nationalsozialisten zu provozieren, unter denen auch die ansässige Bevölkerung zu leiden gehabt hätte. Durch immer wiederkehrende Suchaktionen der Gestapo band die Gruppe Willy-Fred wichtige Ressourcen des NS-Staates in Polizei und Wehrmacht.
Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher
Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]