Schriftliche
Grenzbeschreibungen

Nicht nur Karten können einer Rekonstruktion der Grenze dienen, es gibt auch einige schriftliche Grenzbeschreibungen zwischen Österreich und Bayern, bzw. des Landgerichtes Starhemberg (1499, 1595 und 1660), dessen Grenze großteils mit der Landesgrenze ident war.

Noch genauer kann man den Grenzverlauf in der „Grenzbeschreibung des Landgerichtes Ried“ von 1582 nachvollziehen. Sie wurde wegen Streitigkeiten um den Grenzverlauf angefertigt. Man erfährt z. B., dass in der Nähe von Prenning der sogenannte Türkengraben begann, ein „aufgeworfener Graben“, der bis an die Haager Straße ging. Der Abschnitt, der auch auf den Karten zu sehen war, wird in der Beschreibung folgendermaßen festgehalten:

Von dort in einen Wald, gerade durch die Grieser und Wimmer Wiesen in einen Wald, der die Pramerdorfer (österreichisch) und die Wimmer (bayrisch) Gründe trennt, bis zu einem Grenzgraben, zu einem Feldrand, der die Leitener (ö) und Wimmer (b) Gründe trennt, zu einem Wäldchen, wo ein Birnbaum steht, zu einem Feldrand zwischen Wimmer und Unterrühringer (b) Gründen zu einem Graben in ein Wäldchen mit Erlenstauden. Den Tobel hinauf zu einem Birnbaum, wieder hinunter zum Türkengraben, dort sind die Reischauer (b) und Rödhamer (ö) Gründe, dort geht ein Graben zur Geiersberger Kirche. Von dort geht die Grenze zum Grausgruber Wald abwärts nach Pramerdorf bis Kien an einen kleinen Graben, dort haben die Grausgruber das Feld, Felleisen genannt. Dort hat das Gericht Ried von alters her die Gerichtsbarkeit. Die Bauern in Kien müssen den Graben vom Grausgruber Wald bis zum Kienerholz räumen. Am Ende der Kiener Gründe ist ein Graben, der gegen Öd (bei Pramerdorf) geht, dann hinunter zum Graben und zur Pram, dort fangen die Öder Gründe an. Die Pram scheidet am Jetzinger- oder Renhartholz die Länder. Dann geht die Grenze neben den Jetzinger Feldern hinauf zu den Pramerdorfer Feldern, dort ist ein Graben das Grenzzeichen. Am Ende des Waldes auf der Höhe haben die Pramerdorfer ihre Felder, die gehen dem Feldrand entlang hinunter gegen Hausruckgattern, dann wieder zum Wasser der Pram zum Kotgraben und den Schernhamer und Jetzinger Weg gerade zu einem Graben und Stecken im Kornfeld. Der Graben geht durch die Schernhamer und Krugluger Felder und ist Grenzzeichen. Dann geht es Richtung Wolfpaizing an den Weg nach St. Marienkirchen. Der Zaun zwischen den Wolfpeizinger und Schernhamer Gründen ist das „Landmarch“. Dann geht es entlang dem Feldrain und Graben gegen die Pilgersheimer Gründe zu dem Bächlein, das vom Schneewinkel herfließt. Dieses Bächlein ist die Grenze hinauf bis zu einem Fahrtweg beim Kriegerbachl. Von dieser Straße, die nur ein Holzweg ist, geht die Grenze zum Ursprung des Kriegerbachls, von dort bis an einen Fahrtweg, bei dem es zur Grenzbuche den Schneewinkel hinauf geht beim Weg zwischen Schernhamer (ö) und Ortacker (b) Gründen.

Der Straße auf der Höhe nach, über einen Pfaffensteig, der nach Geboltskirchen geht, zur Kleinen Frei, dann zu den Albertshamer und Stranzinger Gründen. Dann zur Wolfsegger des österreichischen Waldes und der Gittmeier Gründe (b) der Straße nach bis zu einer Grenzbuche, von dort zu einer anderen Buche, wo der Keplinger- und Polheimer Wald angrenzen. Dann auf der bayrischen Seite ist die Große Frei und der Hörlinger Grund. Auf der großen Frei, beim Tanzplatz, sind zwei Wege, der alte auf der „Königischen“ (ö) Seite ist 80 Schritte, den die Österreicher sich anmaßen. Dazwischen ist ein Tanzplatz, dabei ein Marterl, das auf österreichischem Boden steht. Vom Tanzplatz zur Hörlinger Kreuzsäule, dann zum Steinhaufen geht die Grenze zwischen Polheimer Forst und Urhamer (b) der Straße nach Zell am Pettenfirst immer abwärts zum Ampflwanger Weg, wo der Urhamer endet. Das Warzenbächel hinunter über die Christelleiten zu einem Graben, dann gerade hinauf zu einem Kreuz zu einer Grenzbuche, dann hinunter in einem Graben zu einem Schranken, von diesem in ein Holz, Sala genannt, bei den Leopoldhofstätter Gründen, einem Wasser entlang, das in den Knogelbach fließt.
 


Landgränizbereittung

Eine weitere Grenzbeschreibung, die „Bereittung der Land Gräniz im Hausruck Viertl“, wurde 1611 von Hans Andre von Grienthal verfasst.

Eine Kommission, die außer aus Hans Andre von Grienthal, aus Gotthard H. v. Starhenberg General Landobrister in Österreich, Freiherr General Landobristleutnant Benedict Schiffer, Freiherr Georg Gundaker Schiffer, Fendrich Achaz Häcklberger, Leutnant Andre Schmidtberger, Ingenieur Georg Stripf, Wachtmeister Hans Koller bestand, versammelte sich am 30. Oktober 1611 in Wels und begann am 31. Oktober die Bereitung. Von Schloss zu Schloss reitend übernachteten sie in Grieskirchen beim Richter N. Manglburger.

Über Parz und Tollet ging es dann am 1. November nach Neumarkt und Peuerbach, wo ihnen Herr Hohenfelder einen Ortskundigen mitschickte, um ihnen die Grenze zu zeigen. Am 2. November kam man von Neumarkt über Kahlheim nach Dorf und über Hinterndobl und Feldegg nach Starhemberg, wo zu dieser Zeit Hans Purkleuthner Pfleger war:

„…Starhemberg ein Schloß, Ihrer königl. Majestät gehörig. Alda sind die Herrn übernacht, das Gesinde und Roß darunten ihm Marckht Haag blieben, und gespeißt worden. Das Schloß Starhemberg ligt auff einem Perg Rings umbher, hat es eine schöne Ebene, währe woll zu befestigen, an etlichen Orthen 2 oder 3 Wehren übereinander, man kann gar weit aussehen. […]

…alda hat es einen Waldt, dahinder ligt Riedt, alda der Bayernfürsten 300 geworbene Pferdt A. d. 1611 den 1. November ihren Musterplatz hatten haben sollen. Gerat furaus ligt Intersee, ein Schloß. Zur Rechten ein wenig ligt Rottenbach, ein Kirch unnd Dorf Starhenbergisch.

[…] Auff der annderen Seitten ligt gleich unnder dem Schloß Starhemberg Haag, der Markht auch khönigisch. Jezo ist der Hanns Purckleittner khönigl. Pfleger alda zur Herrschaft Starhemberg.

Am Donnerstag den 3. November hat man Gelegenheit des Orths besichtiget, unnd die Herrn das Frühstück im Schloß, das Gesinde ihm Marckht Haag eingenommen. Im Schloße ist man freygehalten wordten. Rudolf Spitz ein alt öd Schloss neben Haag, nach dem Fruestuck hat unns der Pfleger etliche Paurn zuegegeben, so unns den weeg nach der Gräniz gezeigt.

Auff Geboltskierchen, ein dorf, alda die Haarstuben brennet wordten, unnd wir unnß verweilt, biß es geloscht wordten, von dannen durch den Hausruckhen olim Hundtsruck, und Zwischballerwaldt, wehret woll 3 Stundt darunten im Thall, auf die rechte Seitten ist es Bayrisch, hat woll weeg hinein in Bayern, durch dießen Waldt khönnen aber woll verhauet werdten, in dießm Waldt schier Mitten, hat es ein schönes Thall herein in das Lanndt ob der Ennß, dass man auff etliche Maill weegs khann hinein sehen.


Nach Frankenmarkt ging es noch weiter nach Vöcklamarkt ins Salzburgische nach Straßwalchen an den Mondsee. Am 7. November war man in St. Wolfgang, am 8. in Gmunden, am 10. November traf man schließlich wieder in Wels ein. Die ganze Bereitung der Landesgrenzen hatte also 12 Tage gedauert.

Was auffällt, ist, dass die Grenze bei Weitem nicht so genau beschrieben wird wie in den anderen Grenzbeschreibungen.

Bis Starhemberg werden eher die Schlösschen als die Grenzmarkierungen beschrieben. Interessant ist natürlich die Beschreibung des Schlosses Starhemberg, das um 1611 sehr wehrhaft gewesen zu sein scheint. Auch die Erwähnung des „Rudolf Spitz“ als altes, verfallenes Schloss ist hochinteressant, es müssen damals also noch größere Teile gestanden sein. Die Burg wird hier wieder bei ihrem richtigen Namen und nicht wie zwischenzeitlich üblich mit „Alten Starhemberg“ bezeichnet.

In Geboltskirchen hat man scheinbar Leinen hergestellt, wie der Brand der Haarstube zeigt.

Dass die Reiter sich Gedanken machen, wie die Grenze am Hausruck zu verhauen wäre, hat vielleicht mit der Erwähnung zu tun, dass in Ried am 1. November vom Bayrischen Herzog 300 Pferde zur Musterung zusammen kommen sollten. Über diesen Vorgang lässt sich nichts weiter finden, Konrad Meindl berichtet in seiner Geschichte der Stadt Ried nur, dass um Weihnachten 1610 Kriegsvolk im Markt Ried gelegen sei.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2012

Der Hausruck als Grenze. Landler/Bandler - Innviertler/Rindviertler - Dokumentation zur Ausstellung im Kulturgut Hausruck und Schloss Starhemberg, in Kooperation mit der OÖ. Landesausstellung 2012.