Ur- und Frühgeschichte
Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.
(Ingmar Bergman)
In der Altsteinzeit zog der Mensch, der Jäger und Sammler war, noch keine territorialen Grenzen. Spätestens mit dem Sesshaftwerden jedoch hatte man das Bedürfnis, seinen Lebensraum abzustecken und es dürfte auch schon zu ersten Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Sippen um die besten Lebensplätze gekommen sein.
In der Jungsteinzeit (5.000 - 1.800 v. Chr.) war das Gebiet des Hausrucks schon von Menschen besiedelt, wie verschiedene Funde zeigen. Bei Geiersberg wurde eine Hammeraxt, in Großpoxruck bei Pram ein Lochbeil, in Dirisham bei Weibern eine Flachaxt, Fragmente einer Steinaxt bei Haag am Hausruck gefunden. Auch das Steinbeil aus dem Haager Heimatmuseum stammt aus der Umgebung von Haag.
Eine besonders interessante Fundstelle befindet sich in Eberschwang, im Ort Mitterbreitsach. Die Funde, verschiedene Werkzeuge aus Serpentin, Tonscherben und ein Silexartefakt weisen auf eine neolithische Siedlung hin. Der Silex dürfte ein Teil eines Dolches sein. Er ist aus Arnhofer Hornstein gefertigt, ein Material, das man in Arnhof in Bayern findet und das von dort nach Linz und sogar bis zu den Pfahlbausiedlungen am Mondsee gebracht wurde. Dies zeigt, wie weit reichende Handelsbeziehungen man in dieser Zeit schon gehabt haben muss. Zeitlich lassen sich die Funde der Chamer-Kultur (3.500 - 2.700 v. Chr.) zuordnen, für die aufwändig gebaute Langhäuser typisch waren, die Mensch und Tier als Unterkunft dienten.
Auch aus der Bronzezeit (1800 v. Chr. - 800 v. Chr.) gibt es Funde im Hausruckgebiet. So sollen sich um die Kirche in Affnang bei Gaspoltshofen für diese Zeit typische Hügelgräber befunden haben, ebenfalls in Gaspoltshofen fand man den Schneideteil eines Bronzebeils, in Haag wurde ein schön verzierter Armreifen gefunden.
Ennsgrenze
Die Gewinnung von Salz und Eisen prägte die Hallstattkultur (800 v. Chr. - 400 v. Chr.). Diese Bodenschätze gab es im Hausruckgebiet zwar nicht, dennoch kann man eine Besiedelung annehmen, da die illyrische Bevölkerung auch Ackerbau und Viehzucht betrieb. Das heutige Oberösterreich und Südbayern werden, aufgrund ähnlicher Funde, einer zusammengehörigen Gruppe zugeordnet, dem Huglfing-Schärding oder dem westlichen Typ. Die Grenze zwischen ihm und dem östlichen Typ bildete die Enns. In Rakering, Ottnang, fand man 1877 beim Bau der Salzkammergutbahn einen alten Topf mit Schädelfragmenten, Spiralen und Bronzefibeln, der vermutlich in diese Zeit datiert werden kann. Im Innviertel wurde in Uttendorf ein Fürstengrab entdeckt.
Inngrenze
Welche Rolle die Kelten (400 v. Chr - 15. v. Chr.) im Hausruckgebiet spielten, ist schwer zu sagen. Funde aus dieser Zeit fehlen fast gänzlich. Die Kelten hatten schon einen Staat mit festgesetzten Grenzen. Im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet lebten die Sevaken und Alaunen. Im 2. Jahrhundert vor Christus schlossen sich die Kelten zum Reich Norikum zusammen. Zur ersten Grenze in unserer Gegend wurde vermutlich der Inn, weitere Grenzpunkte bildeten Donau und Leitha.
Römer und Baiern
Inngrenze
Ab dem ersten Jahrhundert vor Christus geriet das Reich Norikum unter Einfluss der Römer (15 v. Chr. - 400 n. Chr.), die unter Kaiser Augustus bis zur Donau vordrangen. Norikum wurde zu einer Provinz des Römischen Reiches gemacht. Kastelle in Linz (Lentia), Passau (Boiodurum) und Eferding (Ad Mauros) wurden errichtet. Wels (Ovilava) wurde zur Stadt erhoben, die Grenze des Stadtbezirkes war der Inn. Später wurde Norikum in Binnennorikum und Ufernorikum geteilt, das Hausruckgebiet gehörte zu Ufernorikum, die Hauptstadt war Wels.
Auch im Hausruckgebiet sind römische Funde zu verzeichnen. In Watzing bei Gaspoltshofen wurden Bronzestatuetten des Herkules und der Venus (200 - 300 n. Chr.) gefunden. In Weibern entdeckte man angeblich 37 Stück Römermünzen unter einer Eiche. Im Garten eines Wirtes in Pram wurden römische Gebäudereste und Terra Sigilata und beim Haus eines Krämers das Skelett eines römischen Veterans mit einem Spieß gefunden. Auch in Pramberg fand man römische Steine, Keramik und Ziegel.
Hausruckgrenze
Nach über 400 Jahren endete die Herrschaft der Römer, die Besatzung verließ Oberösterreich, die Völkerwanderungszeit begann. Im 6. Jh. entstand der Stamm der Baiern. Neuere Theorien besagen, dass das Gebiet zwischen Inn und Enns schon bei deren Stammbildungsprozess eine Rolle gespielt hat.
Ab etwa 800 spiegelt sich die bairische Besiedlung auch in den Ortsnamen wider. Die ältesten Ortsnamen enden auf -ing und wurden mit dem Namen des Sippenführers gebildet. Arming (Adaman), Wilding (Wialand), Zeißerding (Zeizolt), Piesing (Puoso), Ditting (Tutto) auf der Hausruckviertler und Vocking (Fokko), Ötzling (Etzilo), Wolfarting (Wolfhard), Jetzing (Uotzo), Hatting (Hatto) uva. auf der Innviertler Seite weisen auf eine frühe Besiedlung des Hausrucks hin.
Schon aus der Zeit Herzog Tassilos, um 800, haben sich einige Urkunden über das Hausruckgebiet erhalten. 782 gab der Priester Snelrich Besitzungen in Trattnach (Obertrattnach bei Taufkirchen an der Trattnach) und im gleichen Jahr ein gewisser Lanperht den Ort Weibern, den Innbach und Hofkirchen an der Trattnach an das Bistum Passau. Auf Innviertler Seite wird Antiesen in Eberschwang schon 768 genannt und Eberschwang selbst 903, gemeinsam mit Schildorn und Pram.
803 teilte Karl der Große das Gebiet in zwei Präfekturen, Bayern und Karantanien mit dem Traungau.
Das Gebiet zwischen Inn und Enns gehörte zum bairischen Stammesherzogtum, das in Gaue eingeteilt wurde. Die Grenze zwischen Traungau (heute große Teile des Hauruckviertels) und Mattig- (heute Bezirk Ried) und Rotagau (heute Bezirk Schärding) verlief am Hausruck.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2012
Der Hausruck als Grenze. Landler/Bandler - Innviertler/Rindviertler - Dokumentation zur Ausstellung im Kulturgut Hausruck und Schloss Starhemberg, in Kooperation mit der OÖ. Landesausstellung 2012.