Entstehung der Grenze

Landwerdung

Die Grenzziehung, das Land Oberösterreich entsteht

1156 wurde Österreich östlich der Enns unter der Herrschaft der Babenberger zum Herzogtum erhoben, 1180 wurde die Steiermark unter den Otakaren ebenfalls ein Herzogtum. Dies schwächte die Macht der bayrischen Herzöge auf österreichischem Gebiet. Im Gegenzug für die Erhebung seines Landes zum Herzogtum verzichtete der Babenberger Heinrich II. auf alle Ansprüche auf Bayern. Das Gebiet am Hausruck gehörte territorial gesehen weder zu Österreich östlich der Enns noch zur Steiermark. Ein Teil der hier ansässigen Adeligen waren Lehensleute des Herzogs von Bayern und besuchten dort die Taidings, der andere Teil der Adeligen zählte sich noch immer den Otakaren zugehörig. Als die Steiermark zum Land erhoben wurde, bekamen die Otakare die Herzogswürde. Nun fühlten sich auch ihre Lehensleute am Hausruck der Steiermark zugehörig. Das ist auch der Grund, warum man in dieser Zeit viele oberösterreichische Adelsgeschlechter in den steirischen Urkundenbüchern findet. Dies blieb auch so, als 1192 die Otakare ausstarben und das Herzogtum Steiermark an den Babenberger Leopold V. fiel. Die Babenberger besaßen nun beide Herzogtümer. Zu einer Erweiterung Österreichs über die Ennsgrenze kam es aber immer noch nicht.

Ab 1246, nach dem Tod des letzten Babenbergers, entwickelte sich eine gewisse Eigenständigkeit des Gebietes, das später zu Oberösterreich werden sollte. In den Kämpfen um die Besitznachfolge schlossen sich die Adeligen zusammen. Als der böhmische König Ottokar II. Premysl den Teil Österreichs bis zum Hausruck für sich gewinnen konnte, kam es immer wieder zu Einfällen der Bayern, die dieses Gebiet als das ihre ansahen. Während Premysl Ottokars Herrschaft entwickelten die Adeligen des umkämpften Gebietes aber das Gefühl, innerhalb des Herzogtums Österreich eine Sonderstellung zu haben, wohl auch dadurch, dass Ottokar ihnen ein eigenes Landtaiding gab. 1256 wurde ein Landtaiding in Linz abgehalten, Konrad von Sumerau wurde 1264 zum ersten Landrichter des entstehenden Landes Oberösterreich. Man empfand nun die Enns als Grenze zu Niederösterreich und den Hausruck als Grenze zu Bayern. Die Zeit zwischen 1256 und 1264 kann man daher als die Entstehungszeit des Landes ob der Enns sehen.

Anfangs war die Grenze am Hausruck jedoch sehr unsicher. 1276 wurde das ganze Gebiet z. B. wieder an Bayern verpfändet. Der Pfandherr nannte seinen neuen Besitz „districtum super anesum“ (Gebiet oberhalb der Enns) und trug so auch zur weiteren Verselbstständigung bei. 1279 wurde die Pfandherrschaft zurückgegeben, die Selbstständigkeit des Gebietes blieb aber erhalten. Oberösterreich war wieder Teil Österreichs geworden und erhielt einen eigenen Markgrafen, der 1280 den Titel Hauptmann des Landes ob der Enns führte. Damit war der Hausruck nun Westgrenze des Landes Österreich ob der Enns und des Landes Österreich überhaupt geworden.


Die Grenzburgen am Hausruck

Irgendwann in diesen unruhigen Zeiten der Entstehung des Landes ob der Enns, zwischen 1000 und 1240, entstanden die Burganlagen am Hausruck, die vermutlich der Grenzverteidigung dienten.

Der Name Hausruck dürfte von einem Rücken kommen, der „Häuser“, früher eine Bezeichnung für Burgen, trug.

Am „Ötzlinger-Kopf“, am Westhang des Hausrucks, oberhalb der Ortschaft Ötzling, war das Geschlecht der „Ecelinge“ beheimatet. 1180 werden Wilhelm, Irmhart und Heinrich Ecelinge genannt. Mit ihnen siegelte auch Heinricus de Pilgersheim, der in Pilgersham, St. Marienkirchen, oder am Hausruckhang gleich oberhalb dieser Ortschaft seinen Sitz gehabt haben dürfte. Andere Zeugen in der Urkunde sind Almar von Gallspach, Gerhard von Tumeltsham, Chraft und Eticho von Ampfelwang. Die Urkunde ist auch deshalb interessant, weil sie über die Abhaltung eines Taidings in Eberschwang berichtet.

In der Nähe der vermuteten Lagestelle der Burg ist noch ein Halsgraben sichtbar. Früher waren dort tiefere Gräben, die beim Anlegen des Wanderweges aufgefüllt wurden. Ein Teil der ehemaligen Burganlage ist heute durch eine Schottergrube zerstört.

Die Burg dürfte eine Höhenspornanlage mit nicht sehr tiefen Gräben gewesen sein. Sie war aber durch Palisaden und/oder Gebück geschützt. Die wenigen gefundenen Scherben lassen keine eindeutige Datierung zu. Sie scheinen aber älteren Ursprungs (um 1000 - 1100) zu sein.

Die Burg Bergham, oberhalb der Ortschaft Bergham in Geboltskirchen, war eine gewaltige Burganlage, von ihrer Fläche her größer als die Schaunburg. Im Gegensatz zum Ötzlinger-Kopf, von dem aus man weit ins heutige Innviertel (damals Bayern) sehen konnte, ist Bergham Richtung Hausruckviertel gerichtet. Viele Urkunden beweisen, dass ein Teil der weit verzweigten Familie der Bergheimer diese Burg seit etwa 1000 bewohnt haben dürfte. In ihnen kommen die Bergheimer mit anderen Adeligen aus der Gegend wie den Haagern, Tegernbachern, Aistersheimern, Sinzingern, Anhangern usw. als Zeugen vor. Zahlreiche gefundene Scherben, ein Schwertknauf, eine Parierstange, mehrere Bolzen- und Armbrustspitzen und ein gotischer Schlüssel ermöglichen eine Datierung zwischen 1100 und 1320. Außerdem lassen die Funde das Bild eines gewaltvollen Unterganges der Burg entstehen. Die vielen Eisenteile hätte man kaum liegen gelassen, wäre die Burg nicht im Kampf zerstört worden. Möglich wäre ein Zusammenhang mit der Schlacht von Mühldorf 1322, nach der Grans von Uttendorf in österreichisches Gebiet eindrang und die Burg Starhemberg 10 Jahre lang besetzte.

Bei Bergham handelt es sich um eine hochmittelalterliche Höhenspornanlage auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Hochplateau, das nach der vierten Seite durch zwei Abschnittsgräben gesichert war. Möglicherweise hatte die Anlage einen Turm, der in Angriffsrichtung lag.

Diese Annahme wird durch den Fund vieler Bolzenspitzen gerade an dem Platz, an dem man den Turm vermuten könnte, unterstützt.

Noch drei weitere Burganlagen schützten die Hausruckgrenze:

  • Die Eiserne Hand oberhalb Hausruckgattern war ebenfalls eine Hangspornanlage, vermutlich aus Holz. Der Scherbenbefund deutet darauf hin, dass sie 1100 - 1300 benutzt wurde.
  • Ein besonders spektakulärer Burgstall liegt unterhalb der Eisernen Hand und stand vermutlich in Zusammenhang mit dieser. Die mächtige Erdkegelburg trug den Namen Rudolfspitz und wurde um 1360 von den Anhangern bewohnt.
  • Noch heute kann man Schloss Starhemberg oberhalb Haag sehen, es wurde als Burg um 1240 von Gundaker von Starhemberg erbaut.

Die Burgen: Eiserne Hand und Rudolfspitz

In einem so heftig umkämpften Gebiet ist es nur natürlich, dass man den Wunsch hat, Wehranlagen zu bauen, in die die Menschen bei Angriffen flüchten können und die die Grenze verteidigen. Neben der großen Burganlage „Bergham“ über der Ortschaft Bergham in Geboltskirchen diente vermutlich auch der „Ötzlingerkopf“ oberhalb der Ortschaft Ötzling, Eberschwang, der Grenzsicherung. In der nächsten Umgebung Haags entstanden drei Burganlagen, die den Übergang über den Hausruck und die Grenze sicherten.

Die Eiserne Hand ist eine Wehranlage, auf einem markanten, dem Innviertel zugewandten, tief abgegrabenen Hangsporn. Sie ist keinem Geschlecht zuordenbar und auch zu klein, um dauernd bewohnt gewesen zu sein. Sie war aber äußerst gut gesichert, von hinten durch einen fünf Meter tiefen Abschnittsgraben, nach vorne durch mehrere Ringe von Palisaden. Vermutlich war es eine hölzerne Anlage, da auf dem schotterigen Untergrund der Bau einer steinernen Burg fast nicht möglich gewesen wäre. Die überwiegend aus weißer Hausruckkeramik bestehenden Funde und einige schwarze, mit Graphit gemagerte (dem Ton wurde Graphit beigemengt) Scherben, lassen eine Datierung zwischen 1000 und 1300 zu.
Es könnte auch sein, dass es sich bei der „Eisernen Hand“ um keine eigenständige Wehranlage gehandelt hat, sondern dass sie in irgendeiner Weise in Verbindung mit der Anlage beim Piesinger, dem „Rudolfspitz“, stand. Der Name „Eiserne Hand“ dürfte übrigens nicht aus der Zeit des Burgenbaus sondern aus den Erbfolgekriegen stammen, als man auf halber Höhe des Berges eine Verteidigungsanlage errichtet hatte. 

Rudolf-Spitz, Piesinger-Burg, Scheiblingberi
Dieser äußerst beeindruckende Burgstall liegt in der Nähe der von Haag über Eidenedt nach Pramerdorf führenden Straße in einem Wäldchen versteckt. Es handelt sich um eine Anlage, die aus dem Gelände herausgeschnitten wurde und zum Typ der Erdkegelburgen gehört. Die Burg bestand aus Vorburg und Hauptwerk mit doppelten Gräben und Wällen gesichert, wobei die Gräben eine Tiefe von ca. 8 Metern aufweisen. Im Volksmund heißt die Anlage auch „Scheiblingberi“, weil sie aus zwei „scheibenförmigen“ Hügeln zu bestehen scheint.

Vermutlich wurde die Burg nicht, wie man oft liest, von den Edlen von Haag (Haager, Aspan von Haag) erbaut, diese dürften eher in Niedernhaag ansässig gewesen sein, sonst wäre die Ortschaft Haag bei der Burg Rudolfspitz und nicht bei Starhemberg entstanden. Ein früher Zweig der Hausrucker (um 1130) wären eventuell als erste Besitzer möglich.
Die meisten gefundenen Keramikscherben sind spätmittelalterlich, besonders die markante Rädchenkeramik mit Rollstempeldekor datiert in die Zeit zwischen 1350 und 1400.

Aus den Urkunden weiß man, dass 1363 Ulrich Anhanger die „Feste Rudolfspitz“ besaß. Kaiser Rudolf IV erlaubte ihm, dort einen Hirsch zu fangen. Nach Aussterben der Anhanger ging die Burg durch Erbschaft an das Geschlecht der Jörger.

1411 - 1418 wird die Burg als Burgstall bezeichnet, und möglicherweise hatte schon ein gewisser Verfallsprozess eingesetzt, 1611 wird sie ein letztes Mal als „“ in der „Landgränitzbereittung“ erwähnt.


Die Burgen: Starhemberg

Die Starhemberger und die Burg Starhemberg

Die erste urkundliche Nennung der Burg Starhemberg stammt aus den Passauer Urbaren des 13. Jhdt., genau gesagt aus dem sogenannten Lonsdorfer Codex um 1250. Zum Besitz Passaus gehörte, laut dieser Eintragung, das ganze Dorf Hundassing und der Ort, wo Gundakar seinen „befestigten Platz“ errichtet hatte, ebenso die Burg Starhemberg, gelegen bei dem Platz.

Item tota villa in Huntezzen et locus, ubi dominus Gundachrus forum construxerat.“ […] „Item castrum in Storchenberch, situm est in Foro.

Auffällig an den beiden Urkunden ist, dass der Platz unterhalb der Burg keine Ortsbezeichnung trägt, also nicht Haag genannt wird, wohingegen die heute unbedeutende Ortschaft Hundassing namentlich genannt wird. Der Name Haag für das „forum“, den befestigten Platz, dürfte sich also erst nach 1250 eingebürgert haben.

Die Erbauer dieser Burg waren die Starhemberger, die sich zuvor nach ihrer Burg Steinbach in Schwabegg bei St. Georgen „Steinbacher“ und noch früher, bevor sie in der Hausruckgegend ansässig geworden waren, „von Steyr“ genannt hatten.
Von den Schaunbergern hatten sie vermutlich schon zu der Zeit, als sie noch in Steinbach lebten, das Landgericht Starhemberg bekommen. Nach Zerstörung der Burg Steinbach wegen einer Auseinandersetzung mit Herzog Heinrich Jasomirgott um 1171 wurden die Steinbacher mit der Feste Wildberg im Haselgraben belehnt. Um die Passauer Besitzungen verwalten zu können, bekamen sie Passauer Grund zu Lehen, auf dem um 1240 Gundakar II. eine neue Burg, Starhemberg, errichtete, nach der er sich ab dieser Zeit auch nannte und die zu dem heute noch bestehenden Geschlechternamen wurde. Die Starhemberger besaßen die Burg bis 1379, dann wurde sie an den Landesherrn, Herzog Albrecht III., verkauft.

Die Baugeschichte der Burg Starhemberg lässt sich nur mehr zum Teil rekonstruieren. Vermutlich begann man den Bau, wie um 1240 üblich, mit der Abtrennung eines Hangsporns durch einen Graben. Auf dem vorderen Teil setzte man ein turmartiges Gebäude, dabei verschiedene, wahrscheinlich zum Teil hölzerne Nebengebäude. Die Hauptgebäude dürften in dieser Zeit aus großen Bruchsteinen gewesen sein. Nach und nach führte man dann, wegen verschiedener Brände, die meisten Gebäude in Stein aus. Vielleicht wurde auch nach der Belagerung und Besetzung durch Grans von Uttendorf (1322 - 1332), die sicherlich viele Schäden verursacht hatte, Umbaumaßnahmen im Stil der Gotik getätigt.

Ab 1379 gehörte die Burg den Landesherren. Herzog Albrecht III. nutzt sie besonders als Stützpunkt bei seiner Umzingelungstaktik gegen das immer mächtiger werdende Geschlecht der Schaunberger.

Ein größerer Umbau ist aus der Zeit der Pfandherren „Turzen“ ,1557, bezeugt. Auch der nachfolgende Pfandherr Georg Teufl nahm wieder Renovierungsarbeiten vor und erhielt 1564 dafür 1.000 Gulden Baugeld.

In der Zeit von 1569 bis 1572 ließ der Pfandherr Wolfgang Jörger V. das Schloss umbauen, wofür er Baugeld erhielt. 1571 wurde unter anderem die Dammmühle errichtet, die über 300 Jahre stehen sollte. Der Abschluss der ersten Bauphase war 1572, diese Jahreszahl findet sich auch am äußeren Schlosstor. Unter Vorwand der Türkenbedrohung setzte der Jörger die Bauarbeiten fort. Eine Arbeit, zu der er die Haager Bürger heranzog, die sich daraufhin heftig über diese Robotleistungen beschwerten. Damals wurde das „Schanzl“ errichtet und das ganze Schloss im Stil der Renaissance erneuert. Aus der Zeit Wolfgang Jörgers blieben einige Beschreibungen des nun schon renovierten Schlosses erhalten. Aus derselben Quelle erfährt man, dass Wolfgang Jörger 1584 zur Behebung von Baugebrechen und zur Errichtung einer Hofmühle 2.857 fl bewilligt bekommen hatte.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2012

Der Hausruck als Grenze. Landler/Bandler - Innviertler/Rindviertler - Dokumentation zur Ausstellung im Kulturgut Hausruck und Schloss Starhemberg, in Kooperation mit der OÖ. Landesausstellung 2012.