Die Franzosenkriege

Spätestens bei Napoleons Machtübernahme 1799 war sich Österreich der Bedrohung durch ihn bewusst.

1. Kriegszeit 1800 - 1801

Schon 1799 war unser Gebiet von den Kampfhandlungen betroffen, als man Schanzarbeiter nach Braunau schickte, um es zu einer Festung auszubauen. 1800 brach dann die erste Franzoseninvasion über unser Land herein. Die österreichische Armee unter dem Befehl von Erzherzog Johann wurde in der Nähe von München am 3. Dezember geschlagen, bei ihrem Rückzug folgten die Franzosen nach. Sie zogen mit 70.000 Mann von Ried her über Haag und Aistersheim nach Wels. Dieser Durchzug dauerte bis zum 19. bzw. 20. Dezember und wie sehr die Menschen damals gelitten haben, kann man aus Berichten nur erahnen. Die Bürger der Städte und Märkte mussten den Offizieren alles bieten, was sie für ein angenehmes Leben begehrten.

Die Domestiken, Diener, die die Offiziere begleiteten, hielten sich an der ärmeren Bevölkerung schadlos. In Haag wurde im Dezember 1800 am Marktplatz eine Feldspitalhütte mit Küche errichtet. In ihr sollten französische Verwundete und Kranke versorgt werden. Im Februar 1801 wurde der Friede von Luneville geschlossen, Österreich musste sich bereit erklären, ungeheure Kriegskontributionen und Materiallieferungen zu leisten. Bis Februar/März blieb unsere Gegend besetzt, dann zogen die Franzosen wieder ab, das Feldspital wurde zum Abbruch freigegeben. Das Baumaterial wurde versteigert, war aber so verseucht, dass man es nicht einmal als Brennholz in Wohnungen verwenden durfte.


2. Kriegszeit 1805

England befürchtete zu Recht, dass Napoleon auf der Insel landen wollte und konnte Russland und Österreich nochmals zu einem Bündnis überreden, obwohl die Armee eigentlich nicht reif war für einen neuerlichen Feldzug. Als Napoleon die Vorbereitungen bemerkte, rüstete auch er und schloss ein Bündnis mit Bayern. Eigentlich hätten die Kämpfe in Italien stattfinden sollen, aber Napoleon wollte auf schnellstem Weg Wien erreichen. Vom 26. bis 29. Oktober kamen über die Straße nach Haag bei schlechtestem Herbstwetter 40.000 Russen gezogen. Um den 31. Oktober erreichten dann auch die Franzosen, in ständige Rückzugsgefechte verwickelt, wieder die Gegend von Haag und forderten Brandschatzung. Diesem Schicksal entging der Markt zwar, doch die 3.484 Portionen Brot, die der Oberst der Wiener Fuhrwerksdivision, Baron Mitman, dem Markt Haag geschenkt hatte, mussten den französischen Truppen zur Verfügung gestellt werden.

Bei Gröming fand am 30. Oktober ein Gefecht statt, bei dem drei Divisionen der Österreicher von den Franzosen zum Rückzug genötigt wurden. In diesen Tagen war es auch, dass Napoleon in Haag übernachtete. Die Fenster des Kaiserzimmers im Schloss ließ er angeblich mit Strohsäcken verstellen, sein Mameluk bewachte ihn mit gezücktem Dolch.

Vom 4. bis zum 8. November war Napoleon in Linz. Am 2. Dezember kam es zur entscheidenden Schlacht, der so genannten Drei- Kaiserschlacht bei Austerlitz, in der Napoleon Sieger blieb, 30.000 Russen gefangen nahm und mit sich fortführte. In den letzten Dezember- und den ersten Jännertagen langten diese kriegsgefangenen Russen in großen Scharen in Haag ein und wurden zur Übernachtung in die Marktkirche gesperrt. Dem Seelsorger war es noch gelungen, das Allerheiligste nach Niedernhaag zu retten und einige Statuen und Altarbilder wegzubringen.

Doch alles, was in der Kirche verblieb, diente nun den frierenden Menschen zur Beheizung. Kirchenstühle, Altarbauten, Bilderrahmen und selbst das Orgelgehäuse musste als Feuerholz herhalten, zum Abzug des Rauches wurden in die Kirchenfenster Löcher geschlagen. Die Sakristei wurde als Abort benutzt und die Kirchen- und Zunftfahnen wurden zerschnitten und dienten als Fußlappen.


3. Kriegszeit 1809

Eigentlich planten Napoleons Gegner einen Überraschungsangriff aus Böhmen, doch Napoleon reagierte schneller als erwartet und so entschloss man sich zu einem Angriff von Oberösterreich aus.

Und wieder wurde das österreichische Heer über den Inn zurückgeworfen und wieder fanden Gefechte in unserer Gegend statt. So kam es auch wieder in der Nähe von Gaspoltshofen zu einem Gefecht, als sich General Hiller von Haag kommend nach Lambach zurückzog. Das Gefecht fand südlich von Affnang statt. In den Feldern von Föching bis Affnang soll man öfter Waffenteile und Geschoßkugeln gefunden haben. Eisenkugeln (Kanonenkugeln?) soll man sogar bis 1920 als Kegelkugeln verwendet haben. Die Gefallenen der Gefechte von 1805 und 1809 sollen auf den Wiesen, die den Namen „Bachmair-Friedhöfl“ und „Schmied- Friedhöfl“ tragen, begraben worden sein.

Am zweiten Mai ritt Napoleon gegen Mittag auf seinem Schimmel in einfacher Uniform auf der Straße Richtung Haag.

Hinter ihm brach die französische Armee zum dritten Mal in das verzweifelte Land ein. In Haag rettete der Kooperator Josef Häusler die Bilder und Gottesdienstutensilien nach Niedernhaag, die Haager Kirche wurde wieder für einige Tage als Unterstand für die Pferde benutzt. Auch in der Geboltskirchner Kirche wurden Verwüstungen angerichtet. Der Tabernakel wurde zerhauen, die heiligen Gefäße wurden geraubt und sogar die Sakristeiwand wurde eingerissen, sodass ein großer Haufen Schutt mitten in der Kirche lag.

Am 2. Mai 1809 soll laut dem Chronisten Martin Kurz Napoleon wieder im Schloss Starhemberg übernachtet haben. Die österreichische Armee wurde bis hinter Traun und Enns zurückgedrängt, wobei in Ebelsberg eines der blutigsten Gefechte der Franzosenkriege vorfiel. Schließlich mussten sich die Österreicher sogar bis nach Niederösterreich zurückziehen und Oberösterreich den Franzosen und deren Verbündeten überlassen. Obwohl die Österreicher in Aspern siegten, mussten sie doch nach einer weiteren Niederlage in Wagram Frieden schließen. Bei diesem Frieden erlitt Österreich wieder schmerzhafte Gebietsverluste. Teile Salzburgs, das Innviertel und Teile des Hausruckviertels mussten abgetreten werden. Wieder war das ganze Gebiet besetzt. Das Land wurde von französischen Gouverneuren, die in Linz saßen, verwaltet. 1810 räumten die Franzosen zwar die besetzten Gebiete, nicht aber die, die abgetreten worden waren. Es gab eine neue Westgrenze für Österreich, die von der Donau über Waizenkirchen, Michaelnbach, Pollham, Grieskirchen, Gallspach, Meggenhofen, Gaspoltshofen, Niederthalheim und Schwanenstadt bis ins Salzburgische hinein verlief. Die genannten Orte lagen noch zur Gänze oder zumindest zum Großteil im französischen Bereich. Haag stand damit ebenfalls unter französischer Verwaltung.

Die neue Grenze wurde mit Grenzpfählen markiert.

Napoleon behielt dieses Gebiet allerdings nicht für sich, sondern überließ Salzburg, Berchtesgaden, das Innviertel und den Teil des Hausruckviertels dem Königreich Bayern. So waren das Innviertel und ein Teil des Hausruckviertels im Endeffekt wieder einmal bayrisch geworden.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2012

Der Hausruck als Grenze. Landler/Bandler - Innviertler/Rindviertler - Dokumentation zur Ausstellung im Kulturgut Hausruck und Schloss Starhemberg, in Kooperation mit der OÖ. Landesausstellung 2012.