Die Kochstelle

Offenes Feuer
Die älteste Kochstelle der Welt war das offene Feuer, zu dem es bis vor 150 Jahren keine Alternative gab: Kochen und Braten konnte man bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein gar nicht anders bewerkstelligen.
Die urtümlichste Form des Kochplatzes ist die Feuerstelle am Boden; eine bequemere Alternative bot der gemauerte Herdblock. Er war ein wichtiger Schritt zur Differenzierung von Raum und Einrichtung. Auf seiner Oberfläche konnten Feuerstellen und Gluthaufen aufgeschichtet werden. Den aufsteigenden Rauch fing man in einer Überdachung des Herdblockes auf und von dort zog er in den Kamin ab.

„Sparherde“
Noch in den hochzivilisierten Küchen des Biedermeier loderten frei brennende Feuer. Um die Wende zum 19. Jahrhundert gab es zwar schon Herde mit verdeckter Befeuerung, diese blieben aber exklusive Neuerungen für wenige Schlossküchen. Größere Serienauflagen gab es erst, als die Gusseisenhütten die so genannten „Sparherde“ zu produzieren begannen. Im Prinzip waren es eiserne Herdgehäuse, in deren Herdinnerem das Feuer auf Rosten brannte. Die Wärme wurde gezielt durch Züge zu den Kochmulden geleitet. Die Feuerlöcher konnte man durch ein System von Herdringen verengen, erweitern oder ganz abdecken. Diese neuen Herde setzten sich ab den 1860er Jahren allgemein in Österreich durch. Fast überall ließ sich so ein Herd ohne großen Aufwand aufstellen: Der Herd als Möbel war geboren.

Sparherdfabrik in Wels

Im Jahre 1898 wurde die erste oberösterreichische Sparherdfabrik H. Koloseus in Wels gegründet. Sie war zunächst eine Filialfabrik der im Jahre 1877 in Aschaffenburg gegründeten Aschaffenburger Herdfabrik. Das Unternehmen erzeugte eiserne transportable Herde und Öfen, im Besonderen für Großküchenanlagen. Ende der 1920er Jahre übernahmen die Johann Kaschütz Eisenwerke den Betrieb. Die Fabrikation wurde schließlich nach Rohrbach an der Gölsen (Mostviertel) verlegt.

Gasherd
Fast gleichzeitig mit dem Sparherd war der Gasherd auf der Bildfläche erschienen. Zur wirklichen Alternativenergie konnte Gas in den österreichischen Haushalten aber erst nach 1900 werden, als in den den Städten eine ausreichende Vernetzung mit Gasleitungen vorhanden war.

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Das Gas brachte die offene Flamme, wenn auch in gezähmter Form, wieder ins Haus: Eine einzige Drehung am Gashahn genügte, um sie zu regulieren. Der Gasherd hatte sich in den Haushalten erst vereinzelt durchgesetzt, da wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereits eine neue Energie zum Kochen erschlossen: der Strom. Auf der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1893 wurde erstmals ein Elektroherd vorgestellt. Haushaltsfähig war er allerdings noch nicht; es dauerte weitere dreißig Jahre, bis die elektrische Kochplatte ausgereift war.

Triumph-Werke in Wels

Die Vereinigten Herd- und Ofenfabriken Nürnberg-München, das deutsche Stammhaus, errichtete 1898 ein Zweigwerk in Wels (heute: Gärtnerstraße 11–15). 1910 wurde die Ofenfabrikation aufgenommen. Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs gehörte sie 1950 zu den bedeutendsten Herd- und Ofenfabriken Österreichs. 1969 erfolgte der Kauf durch die Firma Küppersbusch und die Umbenennung in Heiz- und Kochgerätefabrik Wels (1971 gewerberechtlich gelöscht).

Elektroherd
In Österreich gab es 1933 6000 Haushalte, die elektrisch kochten. Wichtiger als die Elektroherde waren vorerst die Einzelkochplatten aus Keramik mit glühenden Spiralen für die Zubereitung kleinerer Mahlzeiten. Die Elektroindustrie empfahl diese vor allem für Singlehaushalte: „Der Junggeselle, wenn er helle, kauft diesen Kocher auf der Stelle“, lautete ein Werbespruch 1928. Auf breiter Front setzte sich der Elektroherd erst ab den 1950er Jahren durch.

Kochtöpfe
Die Herdgeschichte ist begleitet von einer wechselvollen Geschichte des Kochtopfs, denn die Töpfe waren in ihrer Form jeweils auf die Feuerungstechnik abgestimmt – das einprägsamste Paar waren das offene Feuer und der große eiserne Topf, der an einem schwenkbaren Arm über das Feuer gehängt oder auf einem Dreifuß direkt in das Feuer gestellt wurde. Der Wechsel zum Sparherd brachte Kochtöpfe mit Einsatzstutzen für das Feuerloch. Durch die Stutzen, die direkt vom Feuer umflammt wurden, ergab sich eine besonders gute Wärmeausnutzung. Als typische Erscheinung traten die Kochtopf-Sätze auf: mehrere Töpfe unterschiedlicher Größe im gleichen Design. Für die Gas- und Elektroherde brauchte man nur noch glatte Topfböden. Das 20. Jahrhundert brachte neue Kochtopfmaterialien: pflegeleichte Edelstahlgeschirre, feuerfestes Glas, Teflonbeschichtungen, mikrowellengeeignetes Keramikgeschirr und Töpfe mit magnetisierbarem Spezialboden für das Kochen auf dem Induktionsherd.

Autorin: Ingeborg Micko, 2008

Das bisschen Haushalt ...“ Geräte und Techniken im Wandel. Dokumentation zur Sonderausstellung im Stadtmuseum Wels-Burg vom 25. Juni bis 26. Oktober 2008.