Der Staubsauger

Zwei Grundtypen
Die beiden zwischen 1859 und 1870 entwickelten Grundtypen von Teppich- und Wohnungsreinigungsmaschinen haben sich im Prinzip bis zur Gegenwart nicht mehr verändert. Die eine mit reiner Saugwirkung, die andere mit rotierender Bürste wurden letztendlich als elektrische Handapparate verwirklicht. Unentschieden war vorerst, ob der Staub mit komprimierter Luft weggeblasen oder mit Unterdruck weggesaugt werden sollte, bis sich das System des Vaccum-Cleaners nach 1900 durchsetzte.

„Vakuumreiniger“
Die Motorisierung war der entscheidende Schlüssel zum Erfolg. Dampfbetriebene Entstaubungsanlagen konnten nur stationär funktionieren. Eine erste Flexibilisierung ließ sich aber erst mit Wassermotoren oder Verbrennungskraftmaschinen erreichen.
Als der Staubsauger kurz vor 1900 als „Vakuumreiniger“ praktisch Realität wurde, waren es immer noch Apparate von beträchtlicher Dimension, die stationär in die Gebäude eingebaut oder, auf große Pferdefuhrwerke montiert, von Haus zu Haus gefahren wurden. Die Schläuche wurden durch die Fenster der Wohnungen und Geschäfte gereicht.

Staubensaugen als Unterhaltung

In den vornehmen Kreisen der Londoner Gesellschaft galt es als chic, während einer Party die Räume durch uniformierte Bedienstete der "Bristish Vaccum Cleaner Company" reinigen zu lassen.

In den vornehmen Kreisen der Londoner Gesellschaft galt es als chic, während einer Party die Räume durch uniformierte Bedienstete der "Bristish Vaccum Cleaner Company" reinigen zu lassen.
Viele Firmen, Hotels und größere Häuser gingen auch daran, feste Entsaubungsanlagen zu installieren, die meist im Keller standen. Das Reinigen der einzelnen Räume erfolgte über ein System von eisernen Rohrleitungen, die im ganzen Haus verlegt wurden. In Privathäusern begnügte man sich mit mechanischen Apparaten, die mit der Hand oder dem Fuß bewegt wurden.

 

Handapparate
Sehr rasch gab es dann auch erste Handapparate, zuerst wasserbetrieben, dann mit Elektroantrieb, die den Staubsauger zum alltäglichen Haushaltsgerät machten. Früher und erfolgreicher als jedes andere mechanisierte Haushaltsgerät hat der Staubsauger von Amerika aus den Marsch in die Welt angetreten.

„Siegeszug“ des Staubsaugers
Für die Mehrzahl der Haushalte in der Zwischenkriegszeit war ein Staubsauger noch nicht so wichtig, da es, wenn überhaupt, nur einen Teppich im Wohnzimmer gab. Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre gab es für die Staubsaugerhersteller einen großen Boom, denn Teppichböden wurden immer beliebter und sehr schnell zum Statussymbol.
Besaßen 1950 nur 8,5 Prozent der oberösterreichischen Arbeiter- und Angestelltenhaushalte einen Staubsauger, waren es 1974 bereits 97,3 Prozent.

Hygienediskurs

Um die Konsumenten von der Anschaffung eines Staubsaugers zu überzeugen, brauchte es massive, vor allem werbetechnische Anstrengungen. Die Werbung knüpfte an eine wichtige Debatte an: den Hygienediskurs. „Der kulturivierte Mensch will Staub beseitigen“, lautete beispielsweise ein Werbeslogan aus dem Jahre 1927.

Um die Konsumenten von der Anschaffung eines Staubsaugers zu überzeugen, brauchte es massive, vor allem werbetechnische Anstrengungen. Die Werbung knüpfte an eine wichtige Debatte an: den Hygienediskurs. „Der kulturivierte Mensch will Staub beseitigen“, lautete beispielsweise ein Werbeslogan aus dem Jahre 1927.
Sich dieser Norm zu entziehen würde bedeuten, dass man unhygienisch und somit unkultiviert und auch unmodern sei. Um das Wohlergehen der Familie sicherzustellen, sie vor den Gefahren des Staubs, der Bakterien und Mikroben zu bewahren, war es unumgänglich, ein Staubsauger zu erwerben.
„Selbst der kleinste Haushalt erkennt immer mehr, dass vom Standpunkt der Hygiene und der rationellen und gründlich (Anzeige in: Die Frau, 1930).

Handelsvertreter
Einen wichtigen Anteil an der Verbreitung elektrischer Haushaltsgeräte wie dem Staubsauger hatte der Haus-zu-Haus-Verkauf durch Vertreter der Gerätehersteller. Die Absatzorganisation von elektrischen Haushaltsgeräten war nämlich eine grundsäztlich andere als bei mechanischen Haushaltsmaschinen. Während beispielsweise der Kohle- oder Gasherd durch Haushaltungsgeschäfte und Eisenwarenhandlungen vertrieben wurde, war die Zuständigkeit für den Absatz elektrischer Haushaltsgeräte unklar. Um möglichst direkt und schnell zum Kunden zu gelangen, besuchten die Gerätehersteller diesen zu Hause und verkauften die Geräte unter Ausschaltung des Handels. Die Vertreter durchkämmten systematisch Häuserblocks und Straßenzüge. Ziel war es, alle Haushalte zu besuchen. Entweder führten die Vertreter die Geräte im Hause der potentiellen Kunden vor oder sie versuchten, diese zu einem Besuch der Verkaufsstellen zu motivieren, um ihnen auch schwere Geräte wie beispielsweise einen Kühlschrank vorführen zu können.

Autorin: Ingeborg Micko, 2008

Das bisschen Haushalt ...“ Geräte und Techniken im Wandel. Dokumentation zur Sonderausstellung im Stadtmuseum Wels-Burg vom 25. Juni bis 26. Oktober 2008.