1872 wurde unter tatkräftiger Mithilfe (= Robot) der Bevölkerung ein neues Schulgebäude errichtet. Um die Jahrhundertwende besuchten 310 Kinder diese Schule. Obwohl sich 1889 in der zweiten Klasse 108 (!) Kinder befanden, wehrte sich die Gemeinde gegen eine Teilung dieser Klasse. Der Lösungsvorschlag der Gemeinde: 8 Kinder bleiben sitzen und wiederholen die Klasse. Nach Elternprotesten wurden bis 1901/02 die Klassen im Halbtagsunterricht geführt.
1900 wurde beschlossen das Schulhaus um ein Stockwerk zu erweitern.
1901 fasste die Gemeinde den Beschluss, dass die (hohe) Biersteuer zur Deckung und Tilgung der Schulhaus-Baukosten verwendet werden.
Ab 1902 mussten die Eltern die Schulsachen für ihre Kinder selbst bezahlen, nur in Notfällen die Gemeinde. Die Ortschaft Unterneufahrn wurde aus dem Schulsprengel Oftering aus- und in den Schulsprengel Marchtrenk eingegliedert. Anlässlich des 60jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz-Josef wurden vier neue Lehrerwohnungen mit 6 Zimmern und zwei Küchen, ein Gemeindeausschuss-Sitzungssaal und zwei Gemeindekanzleien als Anbau an das Schulhaus errichtet.
1914 verlangte der Jagdpächter, dass das Holzsammeln und Beerenpflücken verboten wird. Die Schulkinder sollten keine Vogelnester und Hühnergelege zerstören und auch das Wild nicht beunruhigen. Da der Rauchfangkehrer-Meister die Kamine durch eine längere Zeit nicht reinigte, musste wegen der rauchenden Öfen der Unterricht eingestellt werden.
Schuldirektor von 1897 bis 1926 war Rudolf Rainer. Er wurde Ehrenbürger.
1925 wurde gemäß des Bundesgesetzes 413 die Neukonstituierung des Ortsschulrates beschlossen. An die Stelle des Ortsschulinspektors mussten dem Ortsschulrat 6 Vertreter der politischen Parteien angehören.
1928/29 wurde in der 6ten Klasse für Knaben ein Handfertigkeitsunterricht eingeführt. Es sollten Vorkenntnisse für gewerbliche Berufe erworben werden. Es kam auch zur Gründung einer bäuerlichen Fortbildungsschule, die 18 Burschen und 5 Mädchen besuchten.
1929 gab es in der 1. Klasse 75 Kinder. Es wurde ein Lehrmittelzimmer und das Wohnzimmer einer Lehrerin zu einer Klasse vereint. Erstmalig wurde auch ein schulärztlicher Dienst eingeführt. Es gab erstmals den Schulfunk mit einem 3-Röhren-Apparat.
1930 sprach der sozialdemokratische Gemeindevertreter Max Zauner den Wunsch aus, dass alle Kinder mit Schulbüchern von der Gemeinde beteiligt werden mögen.
1931 trat Oberlehrer Vinzenz Müller in den Ruhestand. Vom Unterrichtsministerium erhielt er den Titel „Direktor“. Er wurde auch zum Ehrenbürger ernannt.
Ab 1931 erhielt die Evangelische Schule in Jebenstein für Lehrmittel eine Unterstützung von S 100,-. 1938 wurde eine Zahlung abgelehnt, da die Konfessionsschulen abgeschafft wurden.
1833 wurde von Pfarrer Biedermann das „Goldene Buch“ eingeführt. Es war dies ein Ehrenbuch in das am Ende des Schuljahres die fleißigsten und bravsten Schüler eingetragen wurden. Das Buch wurde bis 1873 geführt und seit 1933 wird es wieder weitergeführt.
Text: Reinhard Gantner, 2018
Marchtrenk 1900-1938. Ein kleines Dorf in schwerer Zeit - Dokumentation einer Ausstellung des Museumsvereins Marchtrenk - Welser Heide vom 20. bis 28. Oktober 2018 im Full Haus Marchtrenk.