Verkehr - Straßen

In Marchtrenk gab es mehrere Kategorien von Verkehrswegen:
Gemeindestraßen I. und II. Kategorie, Bezirksstraßen und die Reichsstraße. Die Straßen wurden regelmäßig im Frühjahr und Herbst beschottert. Das Material wurde aus der Gemeindeschottergrube bezogen oder von Privatpersonen gestellt.

1902 wurde die Gemeindestraße von Weißkirchen bis zur Reichsstraße in Marchtrenk zu einer Bezirksstraße erhoben. Für viel Aufregung sorgte damals eine Automobil-Fernfahrt von Paris nach Wien. Die k. k. oberösterreichische Statthalterei erließ dazu eine Reihe von Vorschriften. Für Marchtrenk hieß es: „In geschlossenen Ortschaften darf die Fahrgeschwindigkeit nicht größer sein als die eines Pferdes im frischen Trabe. Bei allen geschlossenen Ortschaften … ist der Bevölkerung die Ankunft jedes Fahrers durch ein Hornsignal bekanntzugeben.

In einer anderen Zeitung stand geschrieben: „Von Wels führt der Weg über Marchtrenk und die Welserheide bei miserabler Straße an Linz vorbei nach Ebelsberg.“ Die Straße dürfte tatsächlich in einem sehr schlechten Zustand gewesen sein, da es deswegen im Gemeinderat immer wieder zu Klagen gekommen war.

1903 wurde beschlossen, einen ordentlichen Gehweg zum Bahnhof herzustellen.

1904 wurden die Grundanrainer aufgefordert, bei den Gemeindestraßen den Kot von den Straßen abzuziehen.

1905 wurde der Automobilverkehr auf den Gemeindestraßen verboten!

1909 sollte die Bahnhofuferstraße (?) beim Übergang unterhalb des Bahnhofs Marchtrenk verbreitert werden. Der Gemeindeweg von Oberbuch über Niederbuch nach Oftering wurde angelegt.

1912 ließ der Gemeindeausschuss das Eisschießen auf öffentlichen Straßen im Ortsgebiet verbieten.

1913 wurde die k.k. Bezirkshauptmannschaft ersucht, die Reichsstraße – auch durch den Ort Marchtrenk – wegen der großen Staubplage teeren zu lassen. In dieser Zeit wurden zahlreiche kleinere Brücken neu gebaut oder erweitert.

1914 kam es zu einer Wettfahrt von 70 Fahrzeugen, die von Wels Richtung Neubau fuhren. 15 Gendarmen wurden hierfür eingesetzt.

1915 wurde beschlossen, dass die Bahnhofstraße bis zur unteren Übersetzung auf sieben Meter verbreitert wird. Die Gesamtarbeiten wurden von der k. u. k. Militärbauleitung durch russische Kriegsgefangene ohne jede Entschädigung geleistet. Die Gesamtarbeiten kosteten 6.000 Kronen.

1923 beschloss die Gemeinde, wegen der großen Staubplage eine Materialbeistellung zu leisten. An den Ortsausgängen sollten Tafeln für die Autofahrer aufgestellt werden und die Fahrgeschwindigkeit durch den Ort wurde mit sechs Stundenkilometer festgelegt.

1925 wurde erstmalig (!) die Bundesstraße geölt.

1925 sollte eine Autobuslinie Weißkirchen – Marchtrenk-Bahnhof eingeführt werden. Der Betreibergesellschaft wurde ein Kredit über 3.000 Schilling gewährt. (Ganz allgemein muss gesagt werden, dass die Beschlüsse des Gemeindeausschusses nicht immer umgesetzt wurden und die Frage, ob sie durchgeführt wurden, ist manchmal schwer zu beantworten!). Für das Befahren der Gehwege wurde eine Strafe zwischen 30.000 und 300.000 Kronen angedroht.

1925 kaufte der Industrielle Becker das erste Auto, mit dem auch Herr Karl Hofwimmer als sein Chauffeur fuhr. Später erwarb dieser die Konzession als Taxifahrer.

1926 wurde ein Verbot des Herausackerns auf Gemeindestraßen erlassen (Gilt heute noch!).

1928 ersuchte die Gendarmerie, eine Stoppuhr für den Straßendienst anzukaufen.

1928 wurde beantragt, dass das Verbot des Befahrens der Gehwege erneuert und auf Motorräder ausgedehnt wird.

1929 beantragte Kaufmann Lang die Abtragung der Lichtanlage bei der Kreuzung vor seiner Tankstelle. Dies wurde bewilligt, aber die neue Anlage musste er selbst bezahlen.

1933 wurde die für den Verkehr gesperrte Straße durch das ehemalige k. u. k. Kriegsgefangenenlager geöffnet. Sie wurde von der Landesregierung unentgeltlich an die Gemeinde abgetreten. Das Land übernahm die Ufermannstraße.

1936 wurde vom Bundesministerium der Ausbau der Bundesstraße bewilligt. Hofrat F. wollte für den Lageplan 5.000 Schilling, er wurde auf 3.500 Schilling heruntergehandelt. Im Ortszentrum kam es zu einer Verkleinerung oder gänzlichen Entfernung der Vorgärten.

1938 wurden Fahrradkennzeichen ausgegeben. Gravierender war die Einführung der Rechtsfahrordnung; bis dahin galt – wie heute noch in Großbritannien – Linksverkehr.

Ganz allgemein ist festzuhalten, dass in den Jahren 1900 bis 1938 die Menschen sehr viel mehr zu Fuß gingen und auch die öffentlichen Verkehrsmittel (Bus und Bahn) sehr stark in Anspruch nahmen. Auf der Reichsstraße fuhren zahlreiche Pferdefuhrwerke, erst ab den beginnenden 30er Jahren vermehrt auch Motorräder und Autos. Viele fuhren mit dem Fahrrad in die Schule oder in die Arbeit bis nach Wels und Linz. Deshalb gab es nur sehr wenige Unfälle.

Text: Reinhard Gantner, 2018

Marchtrenk 1900-1938. Ein kleines Dorf in schwerer Zeit - Dokumentation einer Ausstellung des Museumsvereins Marchtrenk - Welser Heide vom 20. bis 28. Oktober 2018 im Full Haus Marchtrenk.