In der katholischen Pfarrchronik von Marchtrenk – beginnend mit 1890 – wird auch über die Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen, die Erweiterung des Schulhauses, die Gründung der Raiffeisenkasse, etc. berichtet. Bei Berücksichtigung dieser weltlichen Angelegenheiten, würde der Umfang dieser Berichterstattung zu umfangreich werden. Wir wollen uns daher nur auf die kirchlichen Angelegenheiten beschränken.
Einen Nachdruck über die gesamte Zusammenfassung der Pfarrchronik bis 1930 wird der Museumsverein Marchtrenk im kommenden Jahr im Rahmen eines 1. Jahrbuchs herausbringen. Die Pfarrchronik von 1930 – 1945 ist nicht auffindbar. Es könnte aber auch sein, dass sie nicht mehr fortgeführt worden ist. Hier besteht keine Klarheit.
Bischof Franz Sales Maria Doppelbauer (1845 – 1908)
Am 17. 12. 1888 nominierte Kaiser-Franz Josef Doppelbauer zum Bischof von Linz. Er war der erste Bischof von Linz, der aus der Diözese stammte. Er ist als großer Bauherr in die Geschichte der Diözese eingegangen (Lehrerseminar, Knabenseminar Petrinum, Ausbau des Priesterseminars, große Bemühungen zur Vollendung des Mariae- Empfängnis-Domes).
17. und 18. August 1900
Für die Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag von Kaiser Franz Josef wird eine schwarz-gelbe Fahne angekauft und es werden ein Fackelzug sowie eine Feldmesse abgehalten.
31. Dezember 1900
Eine Volkszählung zeigt für die Pfarre Marchtrenk und die dazugehörigen 8 Ortschaften Au, Kappern, Mitterperwend, Niederperwend, Oberneufahrn, Leiten und Unterhart folgendes Ergebnis: 1599 Katholiken und 294 Protestanten.
1901
Der Friedhof bekommt einen neuen Brunnen, die Friedhofsmauer wird saniert und das Mesnerhaus renoviert. Außerdem wird die Marienkapelle innen und außen restauriert: ein neues Taufbecken und ein neuer Marienaltar werden aufgestellt.
7. August 1901
Der pensionierte Pfarrer Ignaz Kastner zieht von Holzhausen nach Marchtrenk, er bezieht das renovierte Mesnerhaus, um künftig als Messleser in Marchtrenk tätig zu sein. An Sonn- und Feiertagen soll er die Frühmesse und die Frühlehre halten. Täglich werden künftig zwei hl. Messen gelesen.
4. Februar – 15. Mai 1902
Infolge einer Blinddarmentzündung muss sich Pfarrer Anton Lesslhumer im Spital der barmherzigen Schwestern in Linz einer Operation ohne Narkose unterziehen.
7.–8. Juni 1902
Bischof Franz Maria Doppelbauer visitiert die Pfarre Marchtrenk. Gemeinsam mit dem Konsultor Abelen aus Milwaukee und Hochwürden Herrn Sekretär Kolda reist er an und wird bei der Kirche von den Schulkindern und der Gemeindevertretung mit Bürgermeister Becker an der Spitze empfangen. Am 8. Juni spendet er 130 Kindern das Sakrament der Firmung.
21. März 1903
Josefa Hofer aus Marchtrenk, eine Förderin der Pfarrkirche, stiftet einen Relief-Kreuzweg. Dieser wird von Bildhauer Linzinger aus Linz angefertigt und am 25. März 1903 eingeweiht.
1. Juni 1903
Die Fahnenweihe des Veteranenvereins findet bei einer Feldmesse statt. Es erscheinen 8 Vereine mit Fahnen und 4 Vereine ohne Fahnen.
18. Juli 1903
Die neue Marmormensa und der neue Hochaltar werden durch Bischof Franz Maria Doppelbauer konsekriert. Der Altar ist eine Spende der Josefa Hofer aus Marchtrenk, wobei einige Teile (v.a. Statuen) vom alten schadhaften Altar verwendet werden. Ebenso wie der Kreuzweg wird der Altar vom Bildhauer Linzinger aus Linz hergestellt.
16. März – 28. November 1904
Beim Tod der Privaten Josefa Hofer vermacht sie der Kirche 10.000 Kronen mit der Auflage, davon den Pfarrhof so zu vergrößern, dass künftig auch ein Kaplan dort wohnen könnte. Damit sollte die von Josef Kolda gewidmete Kaplanstiftung vom 19. April 1903 realisiert werden. Dombaumeister Schlager beteiligt sich an der Abänderung der Pläne. Die Bauarbeiten dauern über ein halbes Jahr.
28. März – 5. April 1904
Eine hl. Mission wird in Marchtrenk durch Jesuiten veranstaltet. Im Ganzen werden 1.200 Kommunionen gespendet.
1. August 1904
Der vom bischöflichen Ordinariat zugesagte Kooperator Alois Stelzhamer aus Ried im Innkreis wird im August installiert. Er wird aus der „Josefa Hofer’schen Kaplanstiftung“ bezahlt.
Oktober 1904
Bei der sich alle sechs Jahre wiederholenden Landeslehrerkonferenz in Linz wird von den Lehrern eine strikte Trennung von Kirche und Staat, sowie eine sexuelle Aufklärung der Kinder und eine Abschaffung aller religiösen Übungen gefordert. 425 Gemeinden protestieren gegen diese Forderungen. Die Gemeinde Marchtrenk beteiligt sich nicht an diesen Protesten.
Herbst 1904
Eine Volksbibliothek wird vom Volksbildungsverein Linz in Marchtrenk eröffnet.
1906
Eine an das Pfarramt gesendete Petition gegen die im Reichsrat beantragte Auflösbarkeit der Ehe wird in Marchtrenk von 762 Personen unterschrieben.
11. August 1906
Der Alumnatspriester Johann Großpointner kommt als Kooperator statt dem entpflichteten Alois Stelzhammer nach Marchtrenk.
8. Dezember 1907
Der katholische Arbeiterverein für Marchtrenk und Umgebung wird gegründet. Es treten 62 Personen gleich am ersten Tag dem Verein bei. Kooperator Johann Großpointner zählt zu den Gründungsmitgliedern und ist das erste Ehrenmitglied des Vereins.
Bischof Josef Rudolph Hittmair (1859 – 1915)
Am 14. April 1909 erfolgte die päpstliche Ernennung, am 1. Mai die Konsekration durch den päpstlichen Nuntius im Neuen Dom in Linz. Sein tragisches Ende lesen wir in der Pfarrchronik.
15. November 1909
In der Kirche und im Pfarrhof wird eine elektrische Beleuchtung eingerichtet. Auch der Marienaltar und das Heilige Grab werden mit elektrischem Licht ausgestattet. Privathäuser sollen folgen. Am 16. November wird die Beleuchtung mit einem feierlichen Festakt eingeweiht.
7. November – 17. Dezember 1910
An einem vom Landeskulturrat organisierten Kochkurs beteiligen sich 12 Marchtrenker Mädchen. Zur Abschlussfeier erscheint u.a. Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser.
31. Dezember 1910
Die vorgenommene Volkszählung zeigt für die Pfarre Marchtrenk und die dazugehörigen Ortschaften Au, Kappern, Leiten, Unterhart, Oberneufahrn, Niederperwend und Mitterperwend folgendes Ergebnis: 1765 Katholiken und 319 Protestanten. Die zur Gemeinde Marchtrenk gehörigen Orte Niederpriesching, Unterneufahrn, Unterhaid und Schafwiesen kommen gemeinsam auf 267 Katholiken und 113 Protestanten.
14. November 1911
Pfarrer Anton Lesslhumer erhält infolge seines 25jährigen Wirkens als Pfarrer in Marchtrenk das Ehrenbürger-Diplom überreicht. Der katholische Arbeiterverein hält dazu eine Festveranstaltung ab.
1912
In diesem Jahr werden 5200 Kommunikanten gezählt, die höchste Zahl seit 1886.
29. Juni 1912
Die neue Fahne des katholischen Arbeitervereins wird vom ehemaligen Kooperator und nun Benefiziaten Johann Großpointner in Eferding geweiht. 26 fremde Vereine mit 19 Fahnen nehmen an der Feier teil.
23. und 24. April 1913
Bischöfliche Visitation durch Bischof Rudolf Hittmair und Dechant Johann Andlinger in Marchtrenk: 121 Kinder aus 20 Pfarren werden in der Pfarrkirche Marchtrenk gefirmt. Für die Visitation werden die kirchlichen Bauten renoviert und gereinigt und neues kirchliches Gerät (z.B. Schülerfahnen, Baldachin (Himmel), Altarteppich, etc.) angeschafft.
5.–13. April 1914
Eine heilige Mission wird von drei Jesuitenpatres in Marchtrenk abgehalten. Die Mission wird wegen den Fabriksarbeitern in der Karwoche veranstaltet. Ein eigener Notbeichtstuhl wird angeschafft.
3. Juli 1914
Zu Ehren des in Sarajewo ermordeten Paares Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin Sophie von Hohenberg wird in allen Pfarrkirchen der Diözese ein Requiem abgehalten.
4. Jänner 1915
850 Männer der ungarischen Landwehr (Honveds) kommen mit 18 Offizieren nach Marchtrenk. Letztere wohnen im Ort in Privathäusern. Im Pfarrhof werden zwei Reserveoffiziere aus Ungarn und deren zwei Diener einquartiert. Am 31. Mai 1915 müssen alle Offiziere in die nun fertigen Baracken ziehen.
5. März 1915
Bischof Rudolf Hittmair stirbt infolge einer Infektion mit Flecktyphus, welche er sich bei einem Besuch eines Gefangenenlagers in Mauthausen zugezogen hat. Pfarrer Lesslhumer von Marchtrenk hat den Bischof im Vorfeld wiederholt gebeten, auch das Gefangenenlager und die ungarischen Soldaten in Marchtrenk zu besuchen. Der bereits erkrankte Bischof widersagt diesem Wunsch. Am 1. März wird im Linzer Volksblatt über die Flecktyphus-Krankheit des Bischofs berichtet, am 5. März stirbt er. Pfarrer Lesslhumer betont in der Chronik, wie froh er sei, dass der Bischof nicht nach Marchtrenk gekommen ist. Am 6. März früh werden die Glocken in Marchtrenk eine Viertelstunde lang geläutet. Am 9. März wird am Vormittag ein Requiem für Bischof Hittmair in der Pfarrkirche Marchtrenk gehalten. Alle Offiziere, der General Goglia und alle Schulkinder nehmen am Requiem teil.
Bischof Johannes Ev. Maria Gföllner (1867 – 1941)
Bei der Nomination Gföllners dürfte der Einfluss des Landeshauptmannes Prälat Johann N. Hauser maßgebend gewesen sein. Den Ausbau des Neuen Doms konnte Gföllner – nach mehr als 60jähriger Bauzeit – endlich abschließen. 1924 wurde die die Weihe des Doms vorgenommen. Anwesend war der Bundespräsident Michael Heinisch und der Bundeskanzler Ignaz Seipel. Aufsehen erregte sein gegen den Nationalsozialismus gerichteter Hirtenbrief „Über wahren und falschen Nationalismus“ 1933. Ein weiterer Höhepunkt war das 150-jährige Diözesanjubiläum 1935. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde Bischof Gföllner 1931 zum Ehrenbürger der Gemeinde Marchtrenk ernannt.
23. April 1915
Die Metallsammlung wird durch Schulkinder vorgenommen. Die Kirche trägt durch ein kupfernes Taufbecken, einen Kupferdeckel vom Taufstein, durch ein Paar Messingkreuze und Messinglampen zur Sammlung bei. Derartige Sammlungen, auch Geldsammlungen, finden beinahe täglich statt.
17. Mai 1915
Der Patron Graf Paul Weißenwolff in Steyregg stirbt im 30. Lebensjahr während der Ausübung seines Militärdienstes bei einem Zugunglück in Nagy Scöllös (Ungarn). Am 26. Mai 1915 wird in der Pfarrkirche Marchtrenk eine Totenmesse für den verstorbenen Grafen gelesen. Graf Nikolaus, der Bruder des Toten, wird neuer Patron der Pfarrkirche in Marchtrenk.
24. April – 7. September 1915
Im Zuge von Renovierungsarbeiten an der Pfarrkirche werden ein neuer Chor, neue Gemäldefenster im Langschiff (von Bernhard Strobl aus Brixen und von der Tiroler Glasmalerei in Innsbruck), eine neue Orgel und neue Fenster im Oratorium angebracht. Die Arbeiter werden hierfür aus den Gefangenenlagern bezogen. Die k. k. Militärbauleitung stellt die Maurer, Handlanger, die Traversen, Ziegel und den Zement für die Empore, sowie das Gerüst unentgeltlich zur Verfügung. Die Marchtrenker, die durch die Soldaten und durch die Arbeiter im Lager viel verdienen, spenden ebenso für die Renovierung. Der Bau wird vom Landsturm-Baumeister Alois Clara aus Meran geleitet. Er erstellt alle Pläne unentgeltlich. Die Ausmalung der Kirche erfolgt durch den akademischen Maler Cassian Dapoz aus Meran. Im Inneren der Kirche werden außerdem die Kirchenstühle, der Fußboden und der Hochaltar renoviert. Neue Postamente für die Statuen werden von den Lagertischlern gestaltet. Dapoz fertigt u.a. an: ein Fresko über dem Eingang in die Marienkapelle („Unter Marias Schutz“) und zehn weitere an der Chorbrüstung.
Unter dem Chor malt er ein Fresko des Gefangenenlagers. Über den drei Oratoriumsfenstern malt er die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies und die Wappen der Starhemberg und der Weißenwolff (Patronatsherren der Kirche).
Folgende Inschriften führt er an (freie Übersetzung des Psalms 47, verfasst von P. Petrus Seul Ord. Carmel, Prag):
Männerseite:
Erprobt ist Gott als unser Hort, den siehe, Könige schlossen ein Bündnis. Vereint zogen sie heran. Sie sahen und sie erstarben. Sie bebten und sie flohen. (Ps. 47, 4–7)
Viele Tausend ihrer sah unser Ort auf seinen Fluren – Ein großes dreifach Lager Gefangene bewacht.
Frauenseite:
Wir sahen und erlebten die Erniedrigung unserer Feinde. Wir danken, o Herr deiner Erbarmung kniend in deinem Heiligtum. (Ps. 47, 7–10)
Das da erneuert ward als ein Werk des Friedens mitten im großen Weltkriege im Jahre nach Christi gnadenreicher Geburt 1915.
Das Fenster der Hl. Anna wird von den Frauen von Marchtrenk gestiftet. Es trägt die Inschrift: „Gestiftet im Jahre des großen Krieges von den Frauen der Gemeinde Marchtrenk“.
Außerhalb der Kirche muss der Vorplatz neu gepflastert werden.
28. Februar – 18. März 1916
Zu Kriegszwecken muss das kupferne Dach vom Kirchturm herabgenommen werden. Der Turm wird zuvor, am 27. Jänner, von Dombaumeister Schlager besichtigt. Bei der Abnahme des Daches kann großer Schaden an Turm und Dach festgestellt werden und hätte man die Abnahme nicht gleichzeitig zu Renovierungszwecken genutzt, wäre der Turm möglicherweise früher oder später eingestürzt. Der schadhafte Turm wird am 4. März mit Holzbrettern verstärkt und vom 6. bis zum 18. März durch ein verzinktes Eisenblech neu eingedeckt.
Durch die Verkupferung gleicht sich das neue Dach dem alten relativ genau an.
26. März – 16. Mai 1916
Eine neue Orgel wird von den Orgelbauern aus Ottensheim nach Marchtrenk gebracht. Am 28. März wird die neue Orgel abgeladen und mit dem Aufbau begonnen. Am 1. April wird erstmals darauf gespielt, am 14. April ist sie endgültig fertig und muss im Mai nur noch kollaudiert werden.
1. August – 31. Oktober 1916
Neueindeckung des Kirchendaches, des Daches der Marienkapelle und des Daches der Leichenkammer im Friedhof.
23. November 1916
Infolge des Todes von Kaiser Franz-Josef I. am 21. November 1916 wird im Sitzungssaal der Gemeinde Marchtrenk eine Trauerversammlung abgehalten. Pfarrer Lesslhumer hält eine Rede. Am 28. November wird schließlich ein feierliches Requiem in der Pfarrkirche Marchtrenk veranstaltet. Am 2. Dezember wird wiederholt Requiem gehalten, an dem das k. und k.-Militär teilnehmen darf.
30. November 1916
Neben dem Turmdach müssen auch zwei Glocken zu Kriegszwecken abgenommen werden und sie werden Anfang Dezember nach Linz überführt. Beide Glocken sind 1847 hergestellt worden.
11. – 19. Dezember 1916
Aufgrund eines Hirtenbriefes von Bischof Gföllner mit der Bitte um Zusendung von Lebensmitteln für die notleidenden Gemeinden Linz und Urfahr werden zwischen 11. und 19. Dezember von Marchtrenk aus Butter, Eier und Fleisch und vier Kisten mit Kraut, Kartoffeln und Gemüse nach Linz gesendet.
9. Jänner 1917
In eine, in der Lagertischlerei hergestellte Eisentafel, die beim Osteingang der Pfarrkirche angebracht wird, werden die Namen von 27 Gefallenen eingraviert. Bis Ende 1917 werden 34 Marchtrenker gefallen sein.
12. September 1917
Auch die dritte Glocke, die Josefiglocke, muss zu Kriegszwecken abgenommen werden. Im Turm bleibt nur mehr eine einzige Glocke zurück, die sogenannte Sterbeglocke.
29. September 1917
Der Patron der Pfarrkirche Marchtrenk, Graf Nikolaus Weissenwolff in Steyregg, stirbt im 23. Lebensjahr an Blindarmentzündung in Prag als Letzter seines Stammes.
7. Jänner 1918
Vom Kriegsministerium werden Orgelpfeifen aus Zinn zu Kriegszwecken eingezogen. Da in Marchtrenk aber alle Pfeifen bis auf 7 aus Zink hergestellt sind, können sie bleiben.
28. Februar 1918
Der apostolische Nuntius Theodor Balfre di Ponzo besucht die italienischen Kriegsgefangenen in Marchtrenk im Auftrag des Papstes.
Ebenso besucht er die Pfarrkirche in Marchtrenk, in der sich viele Katholiken und Schulkinder eingefunden haben. Der Nuntius erteilt den bischöflichen Segen.
Ostern und Fronleichnam 1918
Bei der Auferstehungsfeier nehmen drei gefangene italienische Priester aus dem Lager und 15 Theologen teil. Auch bei der Fronleichnamsprozession nahmen die italienischen Priester Lessio und Orioli sowie die gefangenen Theologen teil. Der Oberst Plefka ließ einen Teil der Soldaten die üblichen Salven abgeben. 32 italienische Soldaten begleiteten die Prozession musikalisch. Am Ende der Prozession knieten die Soldaten auf dem Kirchenplatz vor dem Allerheiligsten. Anschließend bekamen die Soldaten, die Musiker und die gefangenen Theologen Most, Brot, Marmelade und Zigaretten im Pfarrhof. Die Marchtrenker Einwohner haben hierfür gespendet.
27. Juni 1918
15 katholische Kinder aus Nordböhmen kommen nach Marchtrenk, um hier während der Sommermonate verpflegt zu werden. In Tschechien werden deutschsprachige Einwohner minderwertig behandelt und leiden Hunger, so Pfarrer Lesslhumer. Zwei Buben finden keine Unterkunft, sodass sich der Schuldirektor und der Pfarrer ihrer annehmen. Am 26. August reisen die Ferienkinder wieder nach Hause.
8. Dezember 1918
Eine Mädchenkongregation wird in Marchtrenk gegründet; 14 Mädchen suchen um Aufnahme an.
9. Februar 1919
Die katholische Frauenorganisation wird auch in Marchtrenk konstituiert. Anna Pöstinger wird zur Obfrau gewählt.
9. Februar 1919
Kooperator Grießer hält eine Predigt, in der er behauptet, die Sozialisten wollen die Ehegesetze und den Religionsunterricht abschaffen und die Jugend ohne Religion erziehen lassen. Die Predigt führt zu einem Lehreraufstand in Marchtrenk, außerdem erscheint am 24. Februar ein Artikel im „Tagblatt“ mit dem Titel „Ein Hetzkaplan“.
Die Sozialisten halten am 9. März in Marchtrenk eine Versammlung ab und fordern vom Pfarrer, er möge den Kooperator beruhigen, ansonsten würden sie aus der Kirche austreten, die Trennung von Kirche und Staat sowie von Kirche und Schule fordern und die Leichenverbrennung befürworten.
14. September 1919
Die marianische Jungfrauenkongregation für Marchtrenk wird gegründet. Die Kongregationen von Wels, Hörsching und Traun sind gekommen, die beiden Ersteren mit ihren Fahnen.
27. September 1921
Pfarrer Anton Lesslhumer stirbt im 72. Lebensjahr in Marchtrenk. Der Kooperator Leopold Grießer wird darnach zum Provisor ernannt.
8. Februar 1922
Der neu ernannte Pfarrer Leopold Schnitzer, bisher Pfarrer in Strohheim, trifft in Marchtrenk ein.
24.12.1922
Vier neue Glocken, die für Marchtrenk in der Glockengießerei St. Florian hergestellt wurden, treffen in Marchtrenk ein und werden am Tag vor Weihnachten geweiht. Die alte „Sterbeglocke“ wird an die Kirche in Holzhausen verkauft. Mittels einer Haussammlung, auch bei den evangelischen Einwohnern Marchtrenks, können die Glocken bezahlt werden.
Ein großes Kriegerdenkmal wird enthüllt und eingeweiht. Die Festpredigt wird vom Brigadepfarrer Spanlang aus Linz gehalten. Zahlreiche Festgäste und Vereine wohnen der Feierlichkeit bei. Am Vorabend wird der Kirchturm beleuchtet, am Turm wird musiziert und ein Fackelzug wird veranstaltet.
April – Herbst 1924
Der Bau eines Armenhauses samt einer Kinderbewahranstalt für Marchtrenk wird in Angriff genommen. Die barmherzigen Schwestern aus Linz werden zur Leitung der Anstalt bestimmt. Dies wird von der christlichsozialen Partei bestimmt, die anderen Parteien wollen keine geistlichen Schwestern für die Leitung.
12. Jänner 1925
Die Kinderbewahranstalt wird von Dechant Baumgartner aus Wels eingeweiht.
15. – 22. März 1925
In Marchtrenk wird eine Volksmission gehalten.
1927 und 1928
soll sich laut Pfarrchronik nichts Besonderes zugetragen haben.
Herbst 1929
Der Bau der Friedhofhalle wird im Rohbau vollendet.
1930
Die Friedhofkapelle wird ausgemalt.
1933
Am 13.11. fand die Installation des neuen Pfarrers, Herrn Josef Höltinger, statt. Sehr feierlicher Empfang: Fast jedes Haus war bekränzt und beflaggt. Am Ortseingang wartete eine riesige Volksmenge, die Patronatsherrin Gräfin Weissenwolff, etwa 30 Priester und die lokale Prominenz.
1934
Der Gemeindetag wurde vom Pfarrer zur 150-jährigen Bestandsfeier der Pfarre eingeladen.
1937
Über Antrag des Pfarrers wurde beschlossen den Bischof von Linz, Johannes Maria Gföllner, anlässlich seines 70. Geburtstags zum Ehrenbürger von Marchtrenk zu ernennen.
Text: Reinhard Gantner, 2018
Transkription aus dem Kurrent: MMag. Magdalena Egger
Marchtrenk 1900-1938. Ein kleines Dorf in schwerer Zeit - Dokumentation einer Ausstellung des Museumsvereins Marchtrenk - Welser Heide vom 20. bis 28. Oktober 2018 im Full Haus Marchtrenk.