Ablieferung
der Kirchenglocken

Da die Monarchie ein rohstoffarmes Land war und Importe während der Kriegszeit beinahe unmöglich waren, behalf man sich mit sogenannten Kriegsmetallsammlungen. Im Zuge der vom k. u. k. Kriegsministerium inszenierten "patriotischen Kriegsmetallsammlung" wurden tausende Kirchenglocken abgenommen, um sie zu Kanonen umzuschmelzen. Freistadt musste Anfang 1917 drei Glocken bei der Heeresverwaltung in Linz abliefern und zwar die Glocke aus dem Jahre 1512, die sogenannte AVE- oder Armeseelen-Glocke, die Sterbeglocke aus dem Jahr 1699 und die 12-er Glocke aus dem Jahre 1890. Dem Prälaten Florian Oberchristl, damals Vertreter des bischöflichen Ordinariats und zuständig für die Glocken in der Diözese Linz gelang es aber, die älteste Glocke aus dem Jahre 1512 auf Kosten der Stadtpfarre Freistadt zurückzuerhalten.

Nicht nur die Glocken verschwanden in den Schmelztiegeln der Rüstungsindustrie, sondern auch jegliche Art von Buntmetall, das vorwiegend von der Schuljugend gesammelt werden musste. Äußerst patriotische Österreicher lieferten sogar die Eheringe ab und erhielten dafür einen Ring aus Eisen mit dem Aufdruck "Gold gab ich für Eisen".


Objekte:

  • Ehering aus Eisen
  • Propagandabecher, Leihgabe
     

Autor: Fritz Fellner

Der Krieg in der Stadt. Freistadt 1914-1918 - Eine Dokumentation zur Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum vom 28. Juni bis 24. August 2014.